Europa wird von Kokain und Fentanyl überschwemmt. Das gab Holger Münch, Präsident des Bundeskriminalamts, gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland zu Protokoll. Die Kokainschwemme „wird dadurch ausgelöst, dass der Markt in Nordamerika gesättigt ist und man sich stärker auf Europa konzentriert”, so Münch weiter.
Neben Kokain sind auch auf dem Heroin-Markt Veränderungen bemerkbar. Weil die Taliban den Anbau von Opium in Afghanistan unterbunden haben, erklärt der BKA-Präsident, werde auf das synthetische Opioid Fentanyl zurückgegriffen. Die Substanz ist um ein vielfaches gefährlicher. Die tödliche Dosis liegt bei etwa zwei bis drei Milligramm, was ein paar Salzkörnern entspricht. Gerade die USA haben mit einer Welle an Drogentoten durch Fentanyl-Überdosen zu kämpfen. Dort sind seit 2018 mehr als eine Viertelmillion Menschen an einer Überdosis gestorben.
Auf Nachfrage der GROOVE konnte das BKA allerdings nicht angeben, auf welche Zahlen sich Münch genau bezog. Man verwies auf die Kriminalstatistik von 2024. „Ein Grund für die Zunahme der Deliktszahlen für Kokain und Crack dürfte in der hohen Verfügbarkeit von Kokain in Deutschland und Europa zu sehen sein, die durch große Kokainanbauflächen und Produktionsmengen in Südamerika begünstigt wird”, heißt es dort. „Kokain ist in allen Gesellschaftsschichten als ‚Lifestyledroge’ etabliert, es ist von einer flächendeckenden Versorgungsmöglichkeit für Konsumierende auszugehen.”
Die Cannabis-Legalisierung in Deutschland sieht Münch kritisch, eine Entlastung des Schwarzmarktes sei nicht eingetreten. „Diese sogenannten Clubs können den Bedarf nicht mal ansatzweise decken. Wir sehen aber, dass die polizeiliche Verfolgung schwieriger geworden ist. Wenn man 25 Gramm legal in der Tasche haben darf, dann ist ein Ameisenhandel schwerer nachweisbar.”
Das Cannabis-Gesetz wird im Herbst evaluiert, während CDU und CSU eine Rücknahme fordern.