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Motherboard: November 2024

Ja, es ist schon wahr, The Body schreien noch immer den Schmerz der Welt aus ihren massigen, garantiert nicht Gym-gestählten Körpern. Aber die Befreiungsschläge des Duos aus Portland, Oregon sind auf The Crying Out of Things (Thrill Jockey, 8. November) vollends von den Zwängen von Genre und Funktionalität befreit. Die kondensierte, abstrahierte Bleischwere hat mit Doom Metal kaum noch etwas zu tun. Es ist immer noch schwerst beladener Distortion-Noise von modellhafter Trostlosigkeit und Düsternis. Aber eben immer deutlicher elektronisch akzentuiert. Mit Partikeln von Schönheit, Zartheit und sogar so etwas wie Pop-Harmonien angereichert. Orchards of a Futile Heaven (Thrill Jockey, 23. Februar), die spannende und kaum vorhersehbare Zusammenarbeit des Duos mit der Berliner Produzentin Dis Fig Anfang des Jahres, hat hier hörbare Spuren hinterlassen.

Wenn es um klangliche Schwere und emotionalen Maximalismus im Spektrum von Melancholie und Trauer geht, ist der seit langem in Girona, Spanien lebende Mexikaner Fernando Corona alias Murcof eine unbestreitbare Referenzgröße. Was sich nach der Jahrtausendwende noch als Dub-Techno manifestierte, wurde im Laufe der Jahre strukturell offener und fließender, zwischen Dark Ambient und Neoklassik in Permanenz einer geheimnisvollen bis düsteren Grundstimmung. Aktuell manifestiert auf Twin Color (Vol.1) (Infiné, 15. November), sind die cinematischen Aspekte von Coronas Klangarchitekturen noch deutlicher akzentuiert. Benutzen immer wieder die bewährten Bausteine aus Techno, Dub und Dark-Wave-Synthpop, setzen diese allerdings in mächtige wie ausladende Soundepen. Das Album ist beinahe schon ein Bewerbungsschreiben für die Soundtrack-Produktion des nächsten überlebensgroßen Fantasy-Epos auf einem Streaming-Portal. Schwer vorstellbar, dass Corona da noch etwas draufsetzen kann. Gelungen ist es ihm bislang allerdings immer. Es bleibt also spannend.

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