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Renate: „Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir finanziell nicht mehr können”

Der Berliner Club Wilde Renate muss schließen. Ende 2025 läuft der Mietvertrag für die Location in Friedrichshain aus. Eine Verlängerung ist unwahrscheinlich, weil die Gebäudeeigentümerin – eine Firma des berüchtigten Immobilieninvestors Gijora Padovicz – andere Pläne haben soll.

Berlin verliert damit einen weiteren langjährigen Kulturort. Das sogenannte Clubsterben geht weiter. Wir haben Jessica Schmidt, die Pressesprecherin der Renate, via E-Mail erreicht und zur aktuellen Situation befragt – mit ernüchternden Erkenntnissen.

GROOVE: Was sind die genauen Gründe für die Nichtverlängerung des Mietvertrags?

Jessica Schmidt: Die Renate muss Ende 2025 in ihrer jetzigen Form schließen, weil die Tetras Grundbesitz GmbH unseren Mietvertrag nicht verlängert. Genaue Gründe wurden nicht genannt, aber es gibt Bebauungspläne für unseren Außenbereich. Was wir an der Stelle noch ganz deutlich betonen wollen, weil dieses Gerücht immer wieder aufkommt: Wegen des geplanten 17. Bauabschnitts hätten wir nicht schließen müssen. Die A100 hätte genau an uns vorbeigeführt.

Das Gebäude, in dem sich die Renate befindet, gehört über die Tetras Grundbesitz GmbH dem Berliner Immobilienspekulanten Gijora Padovicz. Er hat die Miete in den letzten Jahren verdoppelt – mit welcher Begründung?

Eine Mietpreisbindung, wie sie für die Vermietung von Wohnraum existiert, gibt es bei der Vermietung von Gewerberäumen nicht, das heißt: Eine Mieterhöhung muss nicht begründet werden und die Obergrenze für Gewerbemieten ist somit auch nur durch den „sittenwidrigen Wucher” gesetzt. Wir haben nachweislich in den letzten zehn Jahren immense Herausforderungen zur Standorterhaltung gemeistert, darunter eine Mietsteigerung von 150 Prozent. Das war bereits eine enorme Belastung – auch ohne einen kostenintensiven Rechtsstreit.

Padovicz gehören viele weitere Gebäude in Berlin, darunter die Location des Watergate. Welche Perspektiven ergeben sich für ähnliche Kulturorte in Berlin?

Ein weiterer Clubbetrieb wird diese Woche sein Aus verkünden, weshalb wir diese Frage gegen Ende der Woche gemeinsam beantworten möchten. Wir überlegen auch, eine Pressekonferenz zu organisieren.

Die bisherigen Herausforderungen waren eine enorme Belastung, die wir mit viel Einsatz und Herzblut getragen haben, um die Kultur und den Raum für unsere Gäste zu bewahren.

Welche Möglichkeiten hat die Renate, um den Erhalt des Clubs noch zu sichern?

Aktuell stehen wir in engem Austausch mit der Clubcommission Berlin. Der Verband unterstützt uns sowohl bei der Suche nach alternativen Standorten als auch bei der Aufnahme von Verhandlungen mit unserem jetzigen Vermieter.

Gibt es Alternativen oder Ersatz für den aktuellen Standort der Renate?

Am liebsten möchten wir den Standort natürlich erhalten, wie er ist. Die Möglichkeit, darüber zu verhandeln, würden wir sehr schätzen. Besonders die Erhaltung unseres Außenbereichs liegt uns am Herzen. Dieser ist für unseren Club essenziell. Ohne diesen Bereich wäre ein weiterer Betrieb nicht denkbar. Zudem können wir uns eine weitere Mieterhöhung nicht leisten. Die bisherigen Herausforderungen inklusive der 150-prozentigen Mietpreissteigerung waren eine enorme Belastung, die wir mit viel Einsatz und Herzblut getragen haben, um die Kultur und den Raum für unsere Gäste zu bewahren. Doch wir haben das Gefühl, dass wir nun an einem Punkt angelangt sind, an dem wir finanziell nicht mehr können. Das alles tut weh, besonders weil unser Club für so viele Menschen eine Heimat geworden ist. Aber wenn alle Stricke reißen, ziehen wir auch einen alternativen Standort in Betracht. Konkrete Pläne dafür gibt es aktuell aber nicht.

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