Das Institut fuer Zukunft in Leipzig steht vor dem Aus. Wie kürzlich bekannt wurde, haben die Betreiber:innen des Clubs das Personal darüber informiert, dass der Betrieb zum Jahresende eingestellt werden muss. Das IfZ hat diese Nachricht gegenüber der GROOVE bestätigt und angekündigt, in den kommenden Tagen in einer eigenen Mitteilung weitere Details zu veröffentlichen.
Nach dem oben verlinkten Bericht der Leipziger Volkszeitung ist der Club insolvent. „Das IfZ ist pleite“, erklärt dort eine Mitarbeiterin. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Geschäftsführung mitgeteilt, dass eine ausstehende Rückforderung von Corona-Soforthilfen in Höhe von 50.000 Euro nicht beglichen werden könne. „Wir sind in ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten“, hieß es im letzten Jahr. Die wirtschaftliche Lage hat sich seither nicht verbessert; der Club reduzierte sogar schon das Personal.
Die Probleme des IfZ gehen jedoch über finanzielle Engpässe hinaus. Der Club sei nach der Corona-Pandemie nicht wieder auf die Beine gekommen, war in einem Statement vom Mai letzten Jahres zu lesen. „Uns fehlen im Durchschnitt 100 bis 200 Gäste am Wochenende“, hieß es dort. Der Club operierte stets an der wirtschaftlichen Schmerzgrenze, mit hohem Risiko und geringer Gewinnmarge. Dies ermöglichte es lediglich, Rücklagen für unerwartete Ausfälle zu schaffen. Nachhaltige Stabilität konnte so aber nicht geschaffen werden.
Neben finanziellen Schwierigkeiten hatte der Club auch mit Diskrimierung und einem Streik zu kämpfen. Trans- und queerfeindliche Übergriffe nach einem Awarenessvorfall wurden ebenso wie ein sich daran anschließender Streik der Security ausführlich aufgearbeitet.
Eine weitere Herausforderung war der Umgang mit politischen Symbolen im Club nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober und dem Protest gegen den Einsatz der israelischen Armee im Gazastreifen, der bis heute andauert.
Ein Vorfall im November, bei dem ein Gast aufgefordert wurde, eine Kufiya abzulegen, nachdem ein anderer Gast sich darüber beschwert hatte, sorgte für erhebliche Aufruhr. Die betroffene Person erlebte diesen Vorfall als Rassismus.
Der Club verwies in einem Statement auf sein Verbot von „konfliktbehafteten politischen Symbolen“ und versprach, neue Konzepte und Handlungsweisen zu erarbeiten. Diese Entscheidung zog jedoch heftige Kritik nach sich, auch von internationalen DJs, was den Club dazu veranlasste, das Verbot vier Monate später wieder aufzugeben und sich für den Ausschluss und die pauschale Verurteilung ganzer Personenkreise zu entschuldigen.
Das IfZ, das erst im April sein zehnjähriges Bestehen feierte, hat sich in der Leipziger Kulturszene als ein bedeutender Ort zwischen Nachtleben und politischer Auseinandersetzung etabliert. Der Club war nicht nur eine Bühne für DJs und Live-Acts, sondern auch Ort für Lesungen, Workshops und Podiumsdiskussionen. Er bot eine Plattform für die LGBTQ-Szene und setzte sich aktiv und nachhaltig für eine vielfältige und inklusive Clubkultur ein.
Für die Stadt Leipzig wäre die Schließung des IfZ ein herber Verlust. Die Stadt hatte 2021 den Kohlrabizirkus, in dem sich das IfZ befindet, für 12,6 Millionen Euro gekauft, unter anderem um den Fortbestand des Clubs zu sichern.
Für das kommende Wochenende steht eine große Clubnacht mit sechs DJs auf zwei Floors auf dem Programm. Am Freitag lädt das IfZ zunächst zu einer Podiumsdiskussion zur Europa- und Kommunalwahl ein. Thema des Abends: „Clubschließungen“.
Unser Clubportrait von 2019 findet ihr hier, eine Reportage zum zehnjährigen Jubiläum ist hier zu lesen.