Sänger, Songschreiber und Aktivist Torsun Burkhardt verstarb am 30. Dezember in Berlin an den Folgen einer Krebserkrankung. Mit seiner Band Egotronic war Torsun für seine linksradikalen, antideutschen Texte und einen punkinspirierten elektronischen Sound bekannt, mit dem er sich auch jenseits des Undergrounds einen Namen machte.
Torsun Burkhardt wurde 1974 im rheinhessischen Jugenheim als Thorsten Burkhardt geboren und wuchs in Lindenfels im Odenwald auf. Als Jugendlicher machte er eine Ausbildung zum Tischler. 1991 zog er in eine WG in Bensheim und entdeckte im Umfeld des JUZ Mannheim die linke Szene. 1992 und 1993 besuchte er Hardcore-Partys im Mannheimer Milk, dann auch die Partys von Sven Väth im Omen. „In AZs [Autonomen Zentren] war die elektronische Musik verpönt. Aber weil wir so eine geschätzte Antifa-Gruppe waren, durften wir das”, erinnert sich Burkhardt später.
Burkhardt wurde Drummer in der Band Kalte Zeiten, später in der Straight-Edge-Hardcore-Punk-Band Face Reality, zu deren Aktivitäten auch Nachtwachen vor Flüchtlingsheimen gehörten. Auf Face Reality folgten die Verstörten Sektorkids, die sich auch an der Neuen Deutschen Welle von Andreas Dorau orientierten, bei der erstmalig auch elektronische Instrumente zum Einsatz kamen.
1996 produzierte Burkhardt als König Ego mit verschiedenen anderen Musiker:innen elektronische Musik und Techno. Im Jahr 2000 benannte er das Projekt in Egotronic um. Nach einer Zeit in Kassel zog er zuerst nach Darmstadt und später nach Berlin. Zwischen 2005 und 2022 erschienen in wechselnden Besetzungen zehn Egotronic-Alben bei Audiolith, die sich von Electropunk hin zu traditionellem Punk bewegten. Burkhardt komponierte die Songs, spielte Bass und bediente die elektronischen Instrumente.
Seine erfolgreichste Veröffentlichung ist der 2006 erschienene Song „Raven gegen Deutschland”, der sich als linke Raverhymne etablierte, indem er Punkattitüde, dröhnende Basslines und technoiden Vierviertel-Takt verband und dabei ganz auf Gitarren verzichtete.
2011 erschien der autobiografische Roman Raven wegen Deutschland. Burkhardt wollte Egotronic nicht auf politische Themen beschränken, die Texte handelten auch von seiner Rheuma-Erkrankung oder von Hedonismus und intensivem Drogenkonsum. Um dieses Thema geht es auch in Tagebuch eines Fastenden, seinem zweiten Buch.
2021 gehörte Burkhardt zu den Gründern der Initiative Artists against Antisemitism, die einen Kontrapunkt zu den Boykottaufrufen des BDS bilden sollte und der sich etwa 800 Kulturschaffende anschlossen.
2012 hatte Burkhardt mit seiner späteren Ehefrau Selina „Sina Synapse” Oxy Music und 2022, nach der Auflösung von Egotronic, Torsun & The Stereotronics gegründet. Auf dem 2023 erschienenen Debütalbum Songs to Discuss in Therapy thematisiert er auch seine Krebserkrankung. Als letzte Veröffentlichung erschien im Winter 2023 die Egotronic-Compilation Das Unbehagen in der Kultur (ausgewählte Werke 2001–2021).