Der DJ und Producer Alland Byallo ist überraschend in Berlin verstorben. Er wurde 44 Jahre alt.
„Mit großer Trauer teilen wir mit, dass unser geliebter Sohn, Bruder, Enkel und Freund, der Musiker, Produzent und DJ Alland Byallo Anfang dieser Woche eines natürlichen Todes verstorben ist”, schreibt sein unmittelbares Umfeld in einer Erklärung.
„Familie und Freunde sind am Boden zerstört und bitten in dieser sehr schwierigen Zeit um Privatsphäre. Wir sind dabei, eine Trauerfeier zu organisieren, um Allands Leben und dem Einfluss, den er auf uns alle hatte, gerecht wird. Details werden in Kürze bekannt gegeben.“
Alland Byallo wurde in Los Angeles geboren. Mit fünf begann er Klavier zu spielen, mit elf Trompete. Techno und House entdeckte er schon 1989 als Kind, 1992 und -93 verstärkte sich dieses Interesse, als ihm ein Mitschüler namens Alfredo Tapeaufzeichungen der legendären Powertools Mixshow zeigte. Erste Produktionserfahrungen macht Byallo schon mit elf oder zwölf mit Software wie Audiomulch, Acid oder CoolEdit. Bald kaufte er seine ersten Plattenspieler und mixte harten Techno von Drumcode, SLS, Primate oder Force Inc.
Seinen ersten Gig hatte er in einem Coffeeshop in Newhall nördlich von Los Angeles. Dann entdeckte er die aufkeimende Minimalszene. „Kaum jemand kannte das damals in LA, die meisten Leute nannten es den „‚weird German shit’”, erinnert er sich später. 2001 oder 2002 veranstaltete er seine erste eigene Party in der Wonder Bar in Culver City. Dort legten unter anderem Jasper (später Silent Servant), Dean Decosta oder Maetrik (später Maceo Plex) auf.
2003 zog er nach San Francisco. Die Aufbruchstimmung, die Künstler wie Kit Clayton oder Sutekh (später Rrose) dort verbreitetet hatten, war schon wieder verhallt. So begann er 2005 mit Greg Bird, Sammy D, Craig Kuna und Nikola Baytala die [kontrol]-Partys zu veranstalten. Dort traf die junge US-amerikanische Szene auf wegweisende Acts aus Europa. Als erstes buchten sie Galoppierende Zuversicht aus der Schweiz und Bruchstuecke-Macher Matthias Unterfinger. Später folgten DJs wie Ryan Elliott, Derek Plaslaiko, Steve Bug, Radio Slave oder Marcel Dettmann.
Seinen ersten Auftritt in Europa hatte Byallo 2006 in London, den ersten Gig in Berlin 2010 auf einer Party namens Renate Oben Ohne in der Renate mit dOP, Maayan Nidam und Peak & Swift. In diesem Jahr zog er in die Kreuzberger Grimmstraße. Von da an spielte er in diversen Berliner Clubs von Farbfernseher bis zur Hoppetosse, vom Suicide Club bis zum Tresor.
Ebenso vielfältig sind seine Veröffentlichungen auf Labels wie liebe*detail, Floppy Funk, Poker Flat, Release Sustain oder Upon.You. Auf ihnen verbindet er feingliedrige, gradlinige Minimalgrooves mit jazzigen Klängen, die oft von seiner Liebe zu analogen Synthesizern getragen werden.
Auf Nightlight Music und Third Ear erschienen zwei Alben, zwei weitere Alben als Teil des Quartets Kann (mit Dave Aju, Kenneth Scott und Marc Smith) auf Intimate Friends und Circus Company.
Nach einer mehr als zehnjährigen globalen DJ-Karriere zog er sich etwa 2015 aus dem Nachtleben zurück und konzentrierte sich auf das Produzieren und seine Arbeit als Grafikdesigner für Beatport – eine Tätigkeit, die er schon seit seiner Zeit in Los Angeles ausübte.
Am 9. Juni 2023 trat Alland Byallo noch auf der Possible-Musics-Party im Club der Visionäre in Berlin auf – an der Seite von Kenneth Scott, Hreno, Manolito und Saramé. Am 3. August, vor einer guten Woche, erkundigte er sich bei seinem Facebook-Freundeskreis nach einer Roland TR-8S.