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Die Platten der Woche mit Anunaku, Gynoid 74, Konduku, Laksa und Peverelist

Anunaku – 063 (AD 93) 

Nach seiner letzten Kollaboration mit Avalon Emerson als A+A taucht der Italiener Guglielmo Barzacchini alias TSVI oder eben auch Anunaku wieder auf AD 93 auf. Wanderten seine bisherigen EPs eher auf dem schmalen Grat zwischen Bass Music und Techno, zeigte die Zusammenarbeit mit Emerson kürzlich eine andere Richtung auf.

Progressive-Bassläufe und Sounds aus dem Goa-Trance-Umfeld stecken hier den Rahmen ab; Sakrale Vocals und spacige Synths halten die sechs Tracks der EP auf einer gemeinsamen Spur, dazwischen wummert es mal geradliniger, dann wieder dubbig schwingend, schließlich loopig technoid oder sogar mit oldschooligen Amen-Breaks.

Das Gesamtbild ist ein stimmiges, eines von einem Sci-Fi-Kosmos mit Schmackes und Pfiff gleichermaßen, der sich aber eindeutig von der Bass Music distanziert hat und nun eigene Wege geht, die eher bei den Huldiger:innen von Techno-Trance Anklang finden werden. Leopold Hutter

Gynoid 74 – The Shroom EP (T4T LUV NRG)

Gynoid 74 alias Miss Cosmix aus Glasgow legt seit zwei Dekaden auf, hat eine Vorliebe für die Zeit vor der Jahrtausendwende und produziert seit einer Weile Tracks, die sich auf das Beste aus den ersten beiden Jahrzehnten der Techno- und House-Geschichte konzentrieren. Vier davon landeten nun auf dem Label von Eris Drew und Octo Octa und der The Shroom EP.

Auf allen Tracks findet sich dieser eine Glücksmoment, an dem das entscheidende Element des Songs einsetzt und die Serotoninproduktion triggert. Das kann ein eigentlich eher gängiger Orgelsound sein, der eine simple Akkordfolge spielt, die aber perfekt platziert ist, wie im Titelsong. Oder, wie im folgenden Neunziger-Jungle-House-Hybrid „Rain”, nach Klavier- und Vocal-Standard-Elementen ein Saxophon-Sample, das NIEMAND in diesem Stück erwarten, geschweige denn als Produzent:in einsetzen würde – Miss Cosmix traut es sich und gewinnt. Mathias Schaffhäuser

Konduku – Hayal EP (Bitta)

Ein Konduku, bitta! Ja, ok, schlechter Schmäh. Die neue Platte für DJ Nobus Label kippt trotzdem rein wie fassfrischer Sake aus der Präfektur für Perlentaucher-Techno. Wenn sich Konduku, der „für seine vielschichtigen Sound- und Rhythmus-Studien bekannte Künstler” (© Vincent Frisch), aus dem White Cube traut, pendelt er auf dem Dancefloor das Hypnose-Ketterl aus.

Konduku zählt bis drei. Du wirst müde. Schon atmest du tief ein, fühlst dich frei und freier, lässt alles los und ordnest in Gedanken das Katalogsystem von Semantica Records. Wer danach noch körperliche Kapa hat, humpelt auf „Damla” mit Abdulla Rashim über nordische Tannenzweige. „Zifir” gluckst derweil herum, als hätte Svreca den Kompressor-Kurs mit Tauchflasche belegt, und „Yakamoz” verdüdelt sich so lange im Loop, dass man am Ende nicht so genau weiß, ob jetzt zwei Minuten, zwölf Stunden oder 32 Tage vergangen sind. Gut, besser, Konduku. Christoph Benkeser

Laksa – Body Score EP (RE:LAX)

Schon seit einigen Jahren bringt Laksa mit Veröffentlichungen auf Timedance, Ilian Tape oder Hessle Audio ein Stück street credibility zurück in die Clubmusik. Dabei ist er stilistisch ohne Scheu, und seine Tracks sind mit Stolpersteinen und Schlaglöchern gespickt. Wenn man so will, nimmt er Teile von Techno und Teile von Bass Music und gießt sich seinen eigenen Asphalt.

Auf der Body Score EP treibt er das Spiel mit der Straße auf die Spitze, indem er seinen Brotjob als Sozialarbeiter in die Musik einfließen lässt und Samples aus seinem Arbeitsalltag in die Tracks packt. Das klingt in der Theorie fast schon zu verkopft, als dass man dazu unreflektiert abfeiern könnte. Doch musikalisch funktioniert auch das.

Wie auf „Soulz”, das mit ziemlich wilden, ausschweifenden Bongorhythmen beginnt, bevor die Drums und Samples, perfekt gechoppt und getimet, zum Einsatz kommen, wodurch der Track einiges an Dynamik gewinnt. Er bewegt sich im Bereich über 150 BPM, der, unterbrochen vom eher ambienten „Bodies” (hier wird es beinahe dokumentarisch), im letzten, technoideren Stück „Mind” wieder aufgenommen wird. Dies ist übrigens die erste Veröffentlichung auf RE:LAX, dem Label, das Laksa mit Re:ni betreibt. Ein sehr guter Einstand. Sebastian Hinz

Peverelist – Pulse EP (Livity Sound)

Die Solo-EP des Livity-Sound-Mitgründers traversiert mal wieder geschickt den Grenzbereich zwischen Post-Dubstep’scher Soundforschung und technoider Genretropen.

„Pulse I” trägt ein angespanntes Arpeggio, ständig am Anschlag, während der Subbass gemächlich schiebt, bis schließlich ein butterweicher Synth die Situation unerwartet sanft entschärft. Die zweite Nummer ist klassischer in ihrem synkopierten Stolpern; ein geniales Wirrwarr ineinandergreifender Rhythmen und schräger Synths; auf „Pulse III” scheint es zunächst stupide nach vorn zu gehen, aber auch hier nimmt Peverelist versiert immer wieder die Bassdrum raus, um einen eigenen Swing zu erzeugen, der, unterstützt von knackigen Chords, doch den Drive für die Peaktime erzeugt. Der Closer „Pulse IV” traut sich noch mehr: Ein Subbass, der jedes Reggae-Soundsystem in die Knie zwingen könnte, dazu trippige Synths, die in ihrer Verspieltheit fast komisch wirken, aber trotzdem irgendwie unheimlich bleiben. Eine klare Weiterentwicklung des einzigartigen Livity Sounds. Leopold Hutter

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