Disclosure (Foto: Hollie Fernando)
Bereits 2013 waren Disclosure auf unserem Magazin-Cover und haben über ihre Karriere gesprochen, die damals gerade erst am Anfang stand. Jetzt, sieben Jahre später, haben die beiden ihr drittes Studioalbum, Energy, veröffentlicht. Die beiden Musiker, die sich mit Vorliebe hinter gekritzelten Gesichtern verstecken, heißen Guy und Howard Lawrence. Seit ihrem letzten Studioalbum Caracal im Jahr 2015 haben sich die beiden eine Auszeit genommen, um jetzt mit voller Kraft und einem neuen Album zurückzukehren.
Mit Kooperationen mit Künstlern wie Slowthai, Channel Tres und Mick Jenkins ist Energy erneut eine Fusion aus großen Bigroom-Smashern und groovigen House-Tracks. Die elf Tracks starke LP war ursprünglich mit einer ausgiebigen Tour am Jahresende verbunden. Leider hat die Pandemie dafür gesorgt, dass die Auftritte auf das nächste Jahr verschoben werden.
Johanna Urbancik und Maximilian Fritz haben sich mit den beiden Brüdern verabredet, um über ihr neues Album, die Zukunft der Clubszene, Kelis und die UFC zu reden. Das Zeitfenster ist allerdings knapp, Disclosure stehen schließlich bei Universal unter Vertrag. Das Major Label hat einen Promo-Tag organisiert, der via Zoom abgehalten wird. Unvermittelt schallt die Stimme der PR-Frau aus dem Laptop, dann erscheinen Guy und Howard Lawrence auf dem Bildschirm. Anfangs noch mit einem Weltall-Hintergrund, nach dem Drehen an technischen Stellschrauben schließlich in einem nicht ganz so außerweltlichen Bürogebäude.
GROOVE: Wie kam Energy zustande? Was hattet ihr für das Album im Sinn?
Guy: Wir haben von Ende 2017 bis Anfang 2018 an Energy gearbeitet. Den größten Teil von 2017 haben wir uns frei genommen, diese Auszeit haben wir dringend gebraucht. Und dann ging es direkt zurück ins Studio, wo wir um die 200 Songs geschrieben haben. Von diesen 200 Songs haben es allerdings nur elf auf das Album geschafft. Wir haben die Tracks ausgewählt, die unkompliziert und angenehm zu schreiben waren. Bei manchen Songs verbringt man Monate damit, sie zu verändern und zu optimieren und hat irgendwann fünf verschiedene Versionen. Das kann sich manchmal auszahlen. Bei diesem Album haben wir allerdings gesagt, dass wir nur Tracks auswählen, deren Produktion Spaß gemacht hat. Rückblickend waren in den letzten zehn Jahren viele unserer beliebtesten Songs die, die einfach zu produzieren waren. Also haben wir versucht, ein ganzes Album mit solchen Tracks zu machen.
Ihr habt für Energy wieder mit vielen großen Namen zusammengearbeitet. Wie funktioniert da der Produktionsprozess? Produziert ihr den Track, bevor ihr euch mit den Künstler*innen trefft?
Guy: Wir suchen uns generell immer Künstler*innen, von denen wir auch privat Fans sind. Zu Beginn eines Projektes stellen wir eine Liste von Personen zusammen, mit denen wir gerne kollaborieren würden. Wir fragen die dann, ob sie Lust haben, mit uns zu arbeiten. Wer ja sagt, geht mit uns ins Studio. Wir fangen generell nie an, bevor wir mit den Künstler*innen im selben Raum sind. Wir treffen uns eher zu einer Studio-Session.
Und hat es diesmal reibungslos geklappt? Ich denke an das GROOVE-Interview von 2015 mit euch, in dem ihr über eine misslungene Studiosession mit Azealia Banks gesprochen habt.
Howard: (lacht) Oh Gott, wird darüber immer noch geredet? Nun ja, manche Sessions laufen besser als andere. Ich denke, man bekommt schon relativ früh eine Vorstellung davon, ob wir mit den Künstler*innen gut zusammenarbeiten können. Und nach unserer Erfahrung sind Leute, die gute Musik machen, normalerweise auch nett.
Guy: Die Session mit Banks verlief eigentlich gut. Sie war im lediglich im Nachhinein unglücklich, dass wir die Session nicht online erwähnt haben. Aber an sich war alles in Ordnung, sie war erst danach schwierig.
„Rückblickend waren in den letzten zehn Jahren viele unserer beliebtesten Songs die, die einfach zu produzieren waren. Also haben wir versucht, ein ganzes Album mit solchen Tracks zu machen.”
Auf dem ersten Track auf Energy singt Kelis. Wie kommt man an eine Künstlerin wie sie ran? Wie geht man mit ihr um?
Guy: Wir sind schon ewig große Fans, deshalb haben wir unser Team gebeten, sie zu kontaktieren. Die Frage, wie man mit ihr umgeht, ist gut. Sie lebte zehn Jahre lang in London zehn Minuten von mir entfernt. Darüber haben wir dann auch in der Session gesprochen. Sie fragte mich, ob ich einen bestimmten Pub kenne, und ich dachte: ‘Oh Mann, woher kennst du den?’
Howard: Sie ist eine der Künstlerinnen, mit der wir schon immer zusammenarbeiten wollten. Ihre Stimme passt super zu House. Es machte einfach Sinn für mich. Das war ein Traum, der war wurde. Dabei war sie definitiv nicht die Person, die wir erwartet hatten. Als wir sie trafen, habe ich im Grunde mit der Figur aus dem „Milkshake”-Video gerechnet. Aber als wir dann zusammen in einem Raum waren, war sie einfach diese wunderbare, liebenswerte Person. Es war sehr einfach, mit ihr zurechtzukommen. Sie ist wirklich entspannt – und eine gute Köchin!
Ihr habt bereits erwähnt, dass ihr rund 200 Tracks für Energy aufgenommen habt. Was habt ihr mit den Tracks vor, die es nicht auf das Album geschafft haben?
Howard: Das mag seltsam klingen, aber die meisten von diesen Tracks werden wahrscheinlich nie das Licht der Welt erblicken. Es ist aber auch nicht so, dass wir tatsächlich 200 Songs fertiggestellt haben. Es gab 200 Ideen und vielleicht die Hälfte davon ist vollständig durchstrukturiert. Und wahrscheinlich sind sogar weniger als ein Viertel davon tatsächlich fertig. Es gibt ein paar Tracks, die vielleicht gerettet werden und in der Zukunft zumindest zu Teilen von Tracks werden können. Wir nehmen dann zum Beispiel den Text. Aber wahrscheinlich werden wir beim nächsten Album einfach wieder von vorne anfangen.
„Bei jedem Song, den ich mache, lerne ich eine neue Technik oder Art, etwas schneller oder effizienter zu machen.”
Guy: Ich denke auch, dass die 180 Songs, die es nicht auf das Album geschafft haben, immer noch Teil unseres Prozesses sind. Wenn du 20, 30 Songs machst und daraus dann einen Track ziehst, und dann machst du weitere 20, 30 Songs und bekommst einen weiteren Track. Es geht um alles, was wir auf diesem Weg durch diese Songs lernen, besonders für mich als Produzent. In jedem Song, den ich mache, lerne ich eine neue Technik und Art, etwas schneller oder effizienter zu machen.
„My High” und „Who Knew” haben wir erst einen Monat vor dem Ende der Sessions geschrieben. Wir hatten bereits genug Songs, haben aber weiter komponiert, um immer bessere Ergebnisse zu bekommen. Und dann kam „Lavender” ganz am Schluss. Wir hatten schon hart genug gearbeitet und so viel Musik geschrieben, dass der letzte Song automatisch unser Favorit sein würde. Es wird also immer einen geben, der sich am Ende einschleicht. Und diesmal war das „Lavender” mit Channel Tres.
Zurück ins Jahr 2013, als ihr eure erste Platte Settle veröffentlicht habt. Ihr wurdet als die Retter der House-Musik gehandelt. Was denkt ihr heute darüber?
Howard: (lacht) Ich würde definitiv nicht sagen, dass wir House im Alleingang gerettet haben.
Guy: Musste House überhaupt gerettet werden? Ich denke, das bedeutet nur, dass House-Musik im Laufe der Jahre nicht mehr andauernd in den Charts war und aus dem Mainstream gerutscht ist. House war aber in den LGBTQ+- und den Club-Szenen auf der ganzen Welt immer präsent. House-Musik muss man nicht retten, denn sie war niemals in Gefahr.
Ihr habt Leute erreicht, die lange nichts mehr mitbekommen hatten von House.
Guy: Natürlich ist es nur wenigen Acts gelungen, ab und an einen Song zu machen, der auch im Mainstream durchstartet. Wir haben genau das geschafft. Und das Schöne daran ist, dass wir das gar nicht versucht haben, es ist einfach so passiert. Wir hatten halt eine Idee im Kopf und brachten die dann zu Papier. Egal, ob das nur von uns beiden kommt, oder ob es um eine Zusammenarbeit mit anderen Künstler*innen und um die Erkundung ihrer Ideen geht. Es ging nie um das coole Projekt Disclosure, das im Underground und im Radio beliebt sein wird. Ich denke, wir waren zusammen mit SBTRKT und Duke Dumont Teil einer bestimmten Szene und wir sind auch sehr froh, Teil dieses Zusammenhangs zu sein. Das ist alles, was wir uns vom ersten Tag an gewünscht haben. Wir sagen uns immer: Wo wollen wir mit dieser ganzen Reise hin? Uns geht es um Langlebigkeit. Wir wollen so lange wie möglich weitermachen.
Fühlt ihr euch immer noch verbunden mit der Bewegung, die ihr gerade erwähnt habt, mit Underground-Musik generell?
Guy: Auf jeden Fall. Alles, was was ich in unsere Spotify-Playlist gestellt habe, ist im Grunde das, was wir zu Hause hören. Die ganze Playlist ist sehr abwechslungsreich, da sind alle Arten von Musik enthalten. Von wirklich kleinen Underground-Soundcloud-Labels bis hin zu großen Künstler*innen – und jede Menge Afrobeat.
Wie entscheidet ihr euch dann, was ihr selbst machen wollt, wenn ihr so viel verschiedene Musik hört?
Guy: Unser neues Album ist unser diversestes bisher, das kann man nicht nur an den Songs erkennen, sondern auch an den Leuten, mit denen wir zusammengearbeitet haben. Von Stücken wie „Mali Mali” und „Birthday”, die einen eher klassischen Disclosure-Vibe haben, bis zu „Ce n’est Pas” mit Blick Bassy. Dieser Track ist nicht mal auf Englisch und hat eher einen 4-Uhr-Morgens-DJ-Vibe.
„Im Moment spielen wir eh überall, wo wir können.”
Apropos 4-Uhr-Morgens-DJ-Vibe: Normalerweise spielt ihr in größeren Konzerthallen wie dem Kölner Palladium oder der Arena in Berlin. Hängt das mit eurer Vergangenheit in Indie und Pop zusammen?
Howard: Nun ja, das ist schon etwas komplizierter. Bei den letzten zwei Platten haben wir unabhängig voneinander Live-Shows und DJ-Sets gespielt. In einer großen Konzerthalle aufzulegen kann sich komisch anfühlen. Da steht dann die riesige Bühne, da ist dann aber nicht wirklich viel drauf, das sieht dann immer etwas leer aus. Deshalb machen wir nur noch unsere Live-Shows in großen Hallen und legen dann im Club auf. Das machen wir auch, um ein Gefühl von Clubkultur zu erhalten, da unsere Musik ja auch dafür gebaut ist. Wir legen immer viel Wert drauf, beides zu machen. Aber im Moment sieht es eher so aus, als würden wir mit diesem Album mehr auflegen, weil die Musik einfach besser geeignet ist für Clubs. Aber wir werden sehen – im Moment spielen wir eh überall, wo wir können.
Wie bleibt ihr in den gegenwärtigen schwierigen Zeiten, in denen so gut wie gar keine Konzerte und Partys stattfinden können, aktiv?
Howard: Ich denke, in Zeiten wie diesen werden die Leute am kreativsten. Sie merken, dass sich etwas geändert hat und ihnen der Teppich unter den Füßen weggerissen wird.
Guy: Wenn man ein Album macht, isoliert man sich sowieso monatelang irgendwo in einem dunklen Raum in einem Keller. Aber klar, es hätte ein besseres Timing für uns sein können. Ich persönlich hätte mir gewünscht, dass wir schon zwei Jahre auf Tour gewesen wären. Aber leider haben wir uns bereits zwei Jahre frei genommen, um das Album machen. Als wir fertig waren, kam Corona. Wir können uns aber dennoch nicht beschweren. Ich habe Freunde, die ihren Job verloren haben und Freunde, die ernsthaft krank waren. Wir schätzen uns sehr glücklich, stehen jeden Morgen auf und machen Musik.
Wie funktioniert eure Zusammenarbeit denn überhaupt?
Howard: (lacht) Hast du jemals die UFC [die Ultimate Fighting Championship der Mixed Martial Arts, d.Red.] gesehen?
Guy: Im Grunde ist es das. Stell dir einfach das Match Conor McGregor vs Khabib Nurmagomedov vor.
Howard: Genau, und ich bin Khabib. (grinst) Nein, Spaß beiseite: Es ist gewissermaßen ziemlich einfach. Die Beziehung, die im Laufe der Jahre entstanden ist, hat sich sehr positiv entwickelt. Auf dem ersten Album haben wir beide alles gemacht, wir haben beide am Songwriting und an der Produktion gearbeitet. Heutzutage mache ich viel mehr Songwriting und Guy viel mehr Produktion. Wir sind sehr unterschiedliche Menschen und neigen heute weniger dazu, uns gegenseitig auf den Füßen zu stehen. Wir haben beide unsere Rollen, wir kennen unsere Stärken und Schwächen. Guy programmiert Drums viel besser als ich, also werde ich nicht mehr versuchen, mich da einzuarbeiten. Früher war das mehr eine kollaborative Angelegenheit.
Guy: Wir arbeiten mit den Stärken des anderen. Wir wissen beide, was wir können.
Macht Sinn. Wie hat sich für euch euer Sound seit Settle weiterentwickelt?
Guy: Ich hoffe, dass die Produktion besser ist. (lacht) Auch die Harmonien, Melodien und Texte werden immer besser und komplexer. Und wenn man es eher aus theoretischer Sicht betrachtet, sind die Stücke heute interessanter. Es gibt interessantere Aspekte für Musiker*innen, die sich für die Konzepte und Ideen interessieren, die wir entwickeln.
Howard: Ich würde sagen, dass die Musik anspruchsvoller geworden ist. Im Gegensatz dazu sind wir heute wahrscheinlich weniger naiv, was nicht unbedingt gut ist, denn ich liebe Musik, die aus einer bestimmten Naivität heraus gemacht wurde.
Guy: Und wie ich bereits bei der vorherigen Frage gesagt habe, beschäftigen wir uns mit unterschiedlicheren Genres und versuchen das auch zu zeigen. Wenn du mit uns einen trinken gehst und wir uns über Musik unterhalten würden, wäre das kein Gespräch über House-Musik. Wir würden über viele verschiedene Genres aus der Vergangenheit sprechen. Wir sind da schon durch die verschiedensten Phasen gegangen. Ich habe 2016 wie besessen Afrobeat gehört und dann 2017 wieder den Progressive Rock der 1970er. Ich versuche dabei, all diese verschiedenen Musikrichtungen zu begreifen. Wie sie gemacht wurden, welche Instrumente und welche Geräte verwendet wurden.
Wie entscheidet ihr dann, was ihr selbst machen wollt?
Guy: Das ist eine Sache an unserer Musik: die Songs, die die Leute immer am meisten feiern, sind die, die am unkompliziertesten sind. Deshalb wurden alle Songs auf diesem Album sehr schnell geschrieben. Wir könnten wahrscheinlich auch ein zweites Album mit den Resten machen, das wir die wirklich komplizierten Songs nennen könnten. Es ist trotzdem schön, eine ganze Platte zu haben, auf die man zurückblicken und denken kann: „Oh ja, ich erinnere mich an diese Zeit, die hat wirklich Spaß gemacht.”
Ihr habt vorher schon die Clubkultur erwähnt. Welche Zukunft seht ihr angesichts der aktuellen Entwicklungen durch Corona?
Guy: Das ist schwer zu sagen. Wir haben beim Mittagessen gerade darüber gesprochen und sind zum Schluss gekommen, dass wir es nicht wissen. Wir haben uns darauf geeinigt, dass viele kleine Veranstaltungsorte wahrscheinlich geschlossen werden, und ich denke, dass auch viele mittelgroße Orte einfach nicht überleben können. Das gilt leider auch für die Künstler*innen dieses Formats. Ich denke, es gibt eine Schwelle, wie lange sie ohne Auftritte überleben können, was eine Schande ist. Die Verantwortung, die Clubkultur am Laufen zu halten, liegt bei den großen Künstler*innen. Die großen Künstler*innen, die genug Geld und eine große Fangemeinde haben, müssen ihr eigenes Festival oder ihre eigene Party zu organisieren. Sie müssen das Risiko auf sich nehmen und nicht die Promoter. Ich denke, das wird die einzige Lösung sein.
Wie ihr beide?
Guy: Wie wir beide. Wir haben schon drei Jahre lang unser eigenes Festival gemacht, es heißt Wild Life. Wir haben das durchgezogen, doch es war schon ohne die Pandemie nicht einfach. Ein Festival auf die Beine zu stellen in einer Zeit, in der man auf Social Distancing und all die anderen Maßnahmen achten muss, die die Kapazität erheblich verringern, ist schwer. Aber wo es einen Willen gibt, ist auch ein Weg. Niemand wird komplett aufs Ausgehen verzichten wollen. Es ist aber noch zu früh, um zu sagen, wie dieser Weg aussehen wird.
Angesichts der Vorfälle in den USA, die weltweite Proteste gegen Rassismus ausgelöst haben: Wie tragt ihr als Musiker zur Bekämpfung von Rassismus in der Musikindustrie bei?
Guy: Das ist schwer auszudrücken, weil es nicht darum geht, uns selbst einen Gefallen zu tun.
Guy: Wir waren immer stolz darauf, nur mit Musiker*innen zusammenzuarbeiten, die wir wirklich gut finden. Das Talent steht bei uns an erster Stelle. Es ist egal, wie jemand aussieht oder wer sie oder er ist. Uns interessieren zwei Dinge: Bist du ein netter Mensch? Und: Kannst du singen? Das ist alles, um was es uns geht. Wir hatten das Glück, zehn Jahre lang in der Branche zu arbeiten, ohne dabei nach Musiker*innen eines bestimmtes Typs suchen zu müssen, weil Talent wirklich überall anzutreffen ist.
Alle Künstler*innen auf unserem neuen Album sind POC, das war aber nicht geplant. Wie gesagt, haben wir 200 Songs geschrieben. Die besten Stücke waren eben die mit diesen Künstler*innen. Und ich glaube nicht, dass wir überhaupt bemerkt haben, dass sie alle POC sind, bis uns jemand darauf aufmerksam gemacht hat. Uns macht es großen Spaß, mit Künstler*innen aus verschiedenen Orten, Kulturen und Ländern zusammenzuarbeiten. Dabei will ich nicht so klingen, als wüsste ich irgendetwas zu dem Thema besser als andere. Aber es tut meiner Seele gut, offen zu sein. Wir haben sehr viel gelernt bei unserer Studioarbeit mit den Gastkünstler*innen und auf unseren Reisen um die ganze Welt, auf denen wir die verschiedensten Menschen getroffen haben. Also denke ich: Wenn es Probleme mit Rassismus in der Musikindustrie gibt, dann liegen diese wahrscheinlich in einem Bereich jenseits der Künstler*innen, bei den Labels oder anderen Institutionen abseits von uns. Wir wissen nicht, was wir dagegen tun sollen. Aber von unserer Seite sind wir offen, mit jedem Menschen zusammenzuarbeiten. Wie schon erwähnt, wir haben zwei Songs auf dem neuen Album, die nicht mal in englischer Sprache sind.
Denkt ihr, euer Album wird als Statement gegen Rassismus verstanden? Auch wenn das nicht beabsichtigt war?
Guy: Vielleicht, das kann ich nicht sagen. Das hängt wohl von der Person ab, die es hört. Ich kenne einige Künstler*innen, die nicht gerne die Bedeutung ihrer Texte erklären, weil sie denken, dass es an der betroffenen Person liegt, die Bedeutung des Songs so zu begreifen, wie sie wollen. Wenn wir ein Statement-Album hätten machen wollen, hätten wir Songs zu dem Thema geschrieben. Wir haben einfach die besten Songs gemacht, die wir machen konnten.