Auch in Zeiten des Coronavirus erscheinen Alben am laufenden Band. Da die Übersicht behalten zu wollen und die passenden Langspieler für die Club-freie Zeit zu küren, wird zum Fulltime-Job. Ein Glück, dass unser Fulltime-Job die Musik ist. Zum Ende jedes Monats stellt die Groove-Redaktion Alben der vergangenen vier Wochen vor, die unserer Meinung nach relevant waren. Im dritten Teil des Juli-Rückblicks mit Prequel TapesRomareTheo Parrish und sechs weiteren Künstler*innen – wie immer in alphabetischer Reihenfolge.

Für mehr Alben-Reviews folgt diesem Link zu Teil 1 und diesem Link zu Teil 2.

Prequel Tapes – Ruin (Mannequin Records)

In der Regel bewegen sich die Kompositionen von Prequel Tapes in den Freiräumen zwischen IDM, Ambient und gebrochenem Techno. Auch sein neues Album Ruin kann jenen Sphären zugeordnet werden. Allerdings wirkt sein neuer Longplayer nachdenklicher, abstrakter und dadurch noch persönlicher als seine Vorgänger. Zu Beginn spielt eine verzerrte Weltraumorgel sakrale Melodien und führt so fast rituell in das bevorstehende Werk ein. Über die gesamte Länge des zehn Track starken Albums erzeugt Prequel Tapes ein ambivalentes Stimmungsverhältnis. Hier treffen Melancholie und Dystopie auf Tatendrang und Zuversicht. Teilweise biegen Stücke auf der Hälfte ihres Weges ab und wechseln plötzlich die Rhetorik. So verschwimmen vorgegebene Track-Grenzen und führen zur Bildung eines bewegten Gesamtwerks. Lebhafte Synth-Melodien stoßen auf düstere Klangflächen und tiefe Kickdrum-Rhythmen. Vor allem auf der B-Seite lässt er sich gelegentlich zu technoideren Momenten hinreißen. Gerade diese Vielfältigkeit passt natürlich auch zum Katalog von Mannequin Records. Trotz des theoretischen Single-Potenzials einiger Titel ist Ruin insbesondere im Zusammenhang zu genießen, denn so kommt das Konzept selbstverständlich am besten zur Geltung. Und gerade das ist hier besonders gut gelungen. Jonas Hellberg

Prins Thomas – Træns (Running Back)

Schlicht durchnummeriert hat Thomas Moen Hermansen die zehn (digital: elf) Tracks seines Albums Træns für Gerd Jansons Running Back. Dies allerdings aus gutem Grund, fügen sich die einzelnen Stücke doch in der Manier einer Suite zu einem großen Ganzen zusammen. In einem Buch, das Es muss nicht immer Goa sein heißen könnte, würden die Kapitel Überschriften wie „Abendstimmung”, „Italienischer Tanz”, „Der Tod des weißen Pferds”, „Zurück zu den Wurzeln”, „In der Neo-Disco-Halle des Trance-Prinzen”, „Am Eisberg der Sirenen”, „Acidraub” oder „Glow-Stick-Lied” tragen. Im Ernst: Selbstredend ist das Thema Trance eine Steilvorlage für den norwegischen Producer. Die Souveränität, mit der Hermansen diese Episode der Clubkultur aufarbeitet, sucht ihresgleichen. Kristalline Synthesizer-Hooks zittern durch den nordischen Trockeneisnebel, spektrale Akkordbrechungen erstrahlen in allen Regenbogenklangfarben und vertonte Stroboskoplichter zucken durch die Nacht, dass es eine helle Freude ist. Ein Trance-Album für die Gegenwart, eine durchdachte Nostalgie-Reflexion ohne plakative Naivität. Fabelhaftes Label-Debüt! Harry Schmidt

Rival Consoles – Articulation (Erased Tapes)

Der in London ansässige Musiker Ryan Lee West ist besser unter dem Namen Rival Consoles bekannt und hat sich mit seiner Fähigkeit, Synthesizer menschlich und atmosphärisch klingen zu lassen, einen Namen gemacht. Im Gegensatz zu seinem letzten Album basiert Articulation allerdings auf einem komplett visuellen Ansatz. Der Albumtitel bezieht sich auf ein Werk des zeitgenössischen Komponisten György Ligeti, wobei hier nicht die Musik, sondern die unkonventionelle, grafische Partitur des Ligeti-Stücks entscheidend war. Ein zentraler Aspekt des Songwriting-Prozesses für Articulation war das Zeichnen: Von Hand skizzierte West unterschiedliche Strukturen, Formen und Muster, um daraus ein neues Verständnis von Musik zu entwickeln. Wests visueller Ansatz hat eine wunderschöne LP erschaffen, die stets von einer kinematographischen Atmosphäre getragen wird. Diese kombiniert er mit Tracks wie „Vibration On A String”, die mit steigender Spannung und futuristischen Synthesizern mental in den Club entführen. Articulation ist eine Mischung aus schnelleren Club-Tracks und verträumten, melancholischen Werken, wie „Melodica” und „Sudden Awareness Of Now”. Wests Ziel, auf unkonventionellem Weg ein Album zu produzieren, ist gelungen. Articulation hält genau, was es verspricht. Johanna Urbancik

Romare – Home (Ninja Tune)

Bestimmte Musik ist unweigerlich mit bestimmten Orten verbunden. Mit gelegentlich lichtdurchzuckten Katakomben ehemals industrieller Betonbauten. Mit dem Auto auf nächtlicher Stadtfahrt. Mit der Terrasse einer balearischen Strandbar, oder doch der gleichermaßen zurückgelehnten wie hochnäsigen Atmosphäre angesagter Kaffeestuben. Archie Fairhurst bzw. Romare nennt sein neues Album auf Ninja TuneHome. Der Titel steht repräsentativ für seine Abkehr von der Stadt, für seinen Umzug in ländliche Gefilde. Die Platte indes erzählt keine Geschichte der Home-Office-bewährten Entschleunigung, fühlt sich stattdessen auf Tanzflächen umso heimischer – idealerweise an der frischen Luft. Just in diesem Sommer, in dem Clubs zugesperrt und Festivals abgesagt bleiben, veröffentlicht Romare nun ein Album, das wie die akustische Blaupause für Open Airs anmutet. Schon im Opener „Gone” nehmen stringent gesetzte Claps an die Hand. Maximal auf Endorphinausstoß getrimmte Chords führen über verschiedene Floors verblasster Festival-Erinnerungen. Von der Verspultheit vorheriger Alben bleiben die knackig gesetzten Samples, diese verbinden gerade Stücke wie Sunshine oder The River mit einem konservativen Aufbau. Platzhirsch des Albums ist das Hymnenhafte, von fröhlichem Piano getragene „Heaven”. Gerade hier lädt die anheizende, Echo-überlagerte Natur der Breaks dazu, mit wieder einsetzendem Beat-Korsett alles gen Himmel zu strecken: Gliedmaßen, Feier-Totem, Konfettikanonen. Psychedelischere, John-Talabot-eske Nummern wie das passenderweise „Dreams” betitelte Stück mit seinen wabernden Synths und flächigen Bässen gehen dabei fast unter. Den bedeutend beruhigteren Tiphop-Nummern „Deliverance” und Titeltrack „Home” bleibt, von selbst eingespielter Gitarre untermauert, die Rolle des Interludes bzw. Outros vorbehalten. Fairhursts Musik wurde einmal als cineastischer House bezeichnet. Bleibt man bei diesem Framing, liefert sein drittes Album nun den Soundtrack für den Aftermovie einer nicht stattfindenden Festivalsaison; die Musik transportiert Bilder von glücklichen Gesichtern, zuckenden Leibern und viel Zeitlupe gleich mit. Bleibt nur zu klären, ob es sich als musikalische Reminiszenz an die frühen Zehnerjahre lesen soll oder gar ein Ausblick auf die Rückkehr des Teleprompter-House ist. Durchaus clever, denn wenn Tanzflächen einmal wieder öffnen, werden die verrosteten Gelenke vernunftbegabter Raver*innen sicher jede Hilfe brauchen. Ben-Robin König

Speaker Music – Black Nationalist Sonic Weaponry (ZIQ 424)

Speaker Music ist ein Projekt des Produzenten und Journalisten DeForrest Brown Jr., und mit Black Nationalist Sonic Weaponry schickt er ein auf mehreren Ebenen schlicht überwältigendes Statement in die Welt zu dem, was seit dem Mord an George Floyd geschehen ist. Allein die teilweise episch langen Titel erzählen schon mehr als viele (kulturrelativistische) Kommentare zu Rassismus und Gewalt und nehmen neben anderen Thematisierungen Bezug auf den häufig ausgeblendeten Zusammenhang von Klassengesellschaft und rassistischer Diskriminierung. Bestes Beispiel hierfür ist der zehnte Track „American Marxists Have Tended To Fall Into The Trap Of Thinking Of The Negroes As Negroes, i.e. In Race Terms, When In Fact The Negroes Have Been And Are Today The Most Oppressed And Submerged Sections Of The Workers”. Den kompletten theoretischen Überbau des Albums darzustellen oder gar zu bewerten kann diese Besprechung nicht leisten, tiefer einsteigen in diesen Kontext lässt sich über die Bandcamp-Seite des Albums, wo ein 45-seitiges PDF-Booklet zum Download bereitsteht und über Texte der Autorin Tsitsi Ella Jaji, auf die dort hingewiesen wird. Aber wie schon eingangs erwähnt, packt einen Black Nationalist Sonic Weaponry nicht nur auf inhaltlicher, sondern auch auf musikalischer Ebene. Fast alle Tracks fußen auf einem nervösen Breakbeat, der zeitweise wie ein Jazz-Schlagzeugsolo einer entfesselten KI-Drummachine daherkommt. Darüber liegen oft Texte oder lediglich spärliche Noise-Schlieren, regelmäßig aber auch großartige Instrumental-Passagen. In „Techno Is A Liberation Technology” trifft eine Trompete in Jon-Hassell-Harmonizer-Manier auf die nervösen Beats. Diese Melange kreiert einen ersten musikalisch-schöpferischen Höhepunkt des Albums und liefert nebenbei auch noch einen herrlichen Kommentar zur Kleinkariertheit vieler kursierender Techno-Diskurse und -definitionen. In „Of Our Spiritual Strivings” übernehmen Piano und ein Bienenschwarm-Soundgebilde die Rolle der Trompete und sprengen wieder alle Genregrenzen zwischen Jazz (dessen ursprünglichstes Ansinnen ja genau dies war – größtmögliche musikalische Freiheit), neuer Musik, Noise und Elektronik – ein Fest! Das folgende Stück unterbricht dann das virtuelle Drum-Solo und liefert neuen Text-Input, danach setzt die rhythmische Unruhe in „Super Predator” aber wieder im gleichen Modus ein, diesmal nur von Rauschen, Stakkato-Noise und einem spät einsetzenden Glissando-Freestyle-Synthie begleitet. „African American Disillusionment With Northern Democracy Continues To Smolder In Every Negro Who Has Settled Up North After Knowing Life in the South” (!) legt dann Radio/TV-Kommentare zu den Protestaktionen über den Groove, das abschließende „It Is The Negro Who Represents The Revolutionary Struggles For A Classless Society” greift nochmals das Thema Klassengesellschaft auf, kombiniert mit einem genialen Zusammenspiel von verrauschten Sehnsuchts-Streichern, Saxophon und verhallter Slideguitar, das sich zu einer wilden Hoffnungssymphonie aufschwingt. Danach tief Luft holen! Mathias Schaffhäuser

SVN – Mechine (Going Good)

Der Klang des Neues Deutschland Studios. Vom Berliner Produzenten Sven Rieger alias SVN, zusammen mit dem Kollegen Stefan Wust alias SW. als Gründer des Labels SUED bekannt geworden, erschienen bisher vor allem mehr oder minder regelmäßig EPs, die er sich oft mit Wust oder anderen befreundeten Musikern teilte. Mechine ist Riegers Debütalbum, und es trägt denselben Titel wie seine 2017 auf SUED erschienene Solo-EP. SVN verwendet beim Produzieren gern aufwendige Live-Aufnahmen, die er statt Loops einsetzt. Wobei aufwendig nicht mit üppig zu verwechseln ist. Gerade im Vergleich zur vor drei Jahren erschienenen EP geben sich die 14 Tracks des Albums noch einmal spartanischer, rudimentärer. Clubmusik ist das irgendwie immer noch, aber eben eine, die sich durch eher verborgene Rhythmen, durch kaum vernehmliches Klackern vorbei am Bewusstsein einen Weg in den Körper bahnt. Nicht alle Titel wirken vollständig ausgeführt, vereinzelt bleiben sie unter der Ein-Minuten-Marke. Doch wenn SVNs starker Arm es will, drehen seine Maschinen, wie in „The Mechine’s Frequency Memory”, sogar im Takt einer angedeuteten Deep House-Hymne, wehmütig getragene Synthesizer-Akkorde inklusive. Weniger minimalistisch als reduktionistisch wahrt SVN in seinen Produktionen eine Kontinuität mit dem Rauschen, zu dem alles Tönende drängt oder aus dem es kommt. Eine Platte von schrulliger Größe. Tim Caspar Boehme

·

The Beneficiaries – The Crystal City Is Alive (Axis)

The Beneficiaries, die Nutznießer, heißt das neue Projekt von Jeff Mills, Eddie Fowlkes und Jessica Care Moore. Zwei Ikonen des Detroit Techno treffen auf eine Lyrikerin, Verlegerin, Feministin, politischen Aktivistin und Performance-Künstlerin. Wie Mills und Fowlkes kommt Jessica Care Moore ebenfalls aus Detroit. In den Liner Notes von The Crystal City Is Alive schreibt Greg Tate, das Trio sehe sich als Nutznießer des vielgestaltigen Vermächtnisses, welches das schwarze Detroit an klanglichem Futurismus und kreativer Autarkie hinterlassen habe. Ausgangspunkt des Projekts war der Wunsch von Jeff Mills, mit anderen Menschen zusammenzuarbeiten. Irgendwann kreuzten sich seine Pfade mit denen von Eddie Fowlkes. Die beiden kennen sich zwar seit Jahrzehnten, haben aber noch nie musikalisch miteinander zu tun gehabt. Auf die Lyrikerin Jessica Care Moore, die nach Jahren in New York, wo sie einst mehrfach die renommierte Amateur Night im Apollo Theatre gewann, nun wieder in der Innenstadt von Detroit lebt, stieß Mills im Internet. Und tatsächlich: So sehr Jeff Mills stets nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten sucht, kreist er als Solist doch klanglich und inhaltlich immer wieder um sich selbst. Afrofuturismus ist stets eines seiner Themen gewesen, auf The Crystal City Is Alive erhält die Sache aber einen anderen Twist. Einerseits durch die im Jazz-Poetry-Stil vorgetragenen Verse von Jessica Care Moore, andererseits durch die im Jazz-Sinne freier fließenden musikalischen Strukturen und die Polyrhythmik, die die sechs Stücke mit ihrer Gesamtspieldauer von fast einer Stunde prägen. Eddie Fowlkes dürfte daran einen wesentlichen Anteil gehabt haben. Wer nun an Sun Ra denkt, liegt nicht gar so falsch. „Arkestra of Ra / OctaviaPastPresent / Grand Master Delaney / Architect of Sound, Cecil / A Simone Solar Powered / Infinity Icons”, intoniert Jessica Care Moore gleich im ersten Track „Metallic Stars”. Das Titelstück am Ende des Albums schließt mit den Worten: „Future will never become / a thing / of / the / past. / Push / The Crystal City is Alive / tornadoing into the infinite / push”. Trotz aller Jazz-Verweise: Ist das nicht die Quintessenz von Techno? Holger Klein

The Living Room Roomservice + 3 (Musique Pour La Danse)

Bereits 1994 erschien Roomservice von Orlando Voorn alias The Living Room. Damals über sein eigenes Imprint Night Vision erscheint die LP nun von Musique Pour La Danse in neuer Auflage. Der Amsterdamer DJ und Produzent machte sich in den Neunzigern einen Namen, musikalisch eine Brücke zwischen Detroit und der Szene in Amsterdam zu schlagen. Mit Roomservice besticht Voorn mit seiner eigenwilligen Version des Techno, bei der sich eine Vielzahl an Melodien und Klängen übereinanderschieben. Trotzdem lädt er sich seinen Teller nicht zu voll. Den hat er nämlich schon zerbrochen und die Einzelteile zu einem Mosaik zusammengefügt, aus jedem Stück blinzeln andere Details und Facetten hervor. Roomservice ist geprägt von einer Offenheit gegenüber allen möglichen Klängen. Während Tracks wie Synthex und The Gate ein maschineller Charakter verliehen wurde, bieten Fill The Room I und Eazy Duz It verspielte Melodien. Besonders fallen jedoch die Tracks ins Auge, in denen Voorn seine Musik in Bildern sprechen lässt. Bei Room of Reflections fühlt man sich unter gläsernem Klimpern selbst wie in einem von Spiegeln ausgekleideten Raum und Angels klingt mit seinen hallenden Synths und galaktischem Blubbern wie eine kosmische Botschaft aus dem Himmel. Mit einer Marschkapellen-Sequenz beginnt The Army und setzt den strengen Grundton. Im Verlauf des Liedes eignet sich Voorn die Trommel-Sequenz immer mehr an und verfärbt den Ton, bis er fast zweckentfremdet weich klingt. Was hier als Prozess zu hören ist, zieht sich durch das ganze Album. Voorn nutzt außergewöhnliche Klänge und Melodien und vermengt sie mit Detroiter Einflüssen bis sein eigener Sound entsteht. Das Album fasziniert als Gesamtwerk mit seiner Vielfältigkeit und Offenheit, kaum ein Track klingt ähnlich wie der nächste. Und bekanntlich ist das Ganze mehr als die Summe seiner Teile. Louisa Neitz

Theo Parrish – We Are All Georgeous Monsterss (Sound Signature)

Zwischen einer Viertel- und einer halben Stunde lang sind die sechs Tracks, aus denen We Are All Georgeous Monsterss besteht. Wobei: Von Tracks im eigentlichen Sinne lässt sich hier nicht sprechen. Vielmehr hat Theo Parrish vor dem Hintergrund der durch den Mord an George Floyd weltweit geführten Debatte über Rassismus und Polizeigewalt sowie der ebenso globalen Pandemie-Krise Track-Fragmente, Studio-Jams, Piano-Spuren, TV-Interviews und -Footage, YouTube-Clips und urbane Field Recordings zu Collagen verarbeitet, die als Statement zur aktuellen Lage unmissverständlich klarstellen: Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem mehr auf dem Spiel steht als die Zukunft der Clubkultur. Wichtiger als die Fetzen von Jazz, Blues, Funk, Soul, Techno und House, die auch zu hören sind, ist hier das gesprochene Wort. Eine Unterhaltung zwischen den Literaten James Baldwin und Nikki Giovanni über das Genderverhältnis in der Black Community, Bemerkungen über systematische Rassismen von Michael Eric Dyson, eine historische Debatte zwischen dem ehemaligen Sportler Jim Brown und Lester Maddox, dem seinerzeit offen für die Rassentrennung eintretenden Gouverneur von Georgia, stehen neben Erfahrungen von Alltagsrassismus bei Verkehrskontrollen, Verhandlungen mit Plattenfirmen und Erlebnissen mit Türstehern. Mehr denn je gibt Parrish sich mit We Are All Georgeous Monsterss nicht nur als das Gewissen der Beatdown-Musik zu erkennen, sondern lässt keinen Zweifel daran aufkommen: All lives matter. Für den Zustand unserer Welt ist jeder Einzelne verantwortlich: Mit den Worten „What you wanna do?# lässt Parrish seine zweieinhalbstündige Bestandsaufnahme der Wirklichkeit ausklingen. Harry Schmidt

·

Vorheriger ArtikelDas White Hotel in Manchester: „Bei uns sind auch Kriminelle und Sexarbeiter*innen willkommen”
Nächster ArtikelRicardo Villalobos: „Was im Club passiert, sollte eine unbewusste Aktivität sein“