Batu – False Reeds (Timedance)
Egal ob Dimensions, Dekmantel oder Nachtdigital – als DJ überzeugt Omar McCutcheon alias Batu seit einem guten halben Jahrzehnt auf den Festivalbühnen und Partys weltweit. Als Produzent zählt er zu den aufregendsten und innovativsten Köpfen kontemporärer Tanzmusik. Das bestätigen nicht nur seine Releases auf Hessle Audio und XL Recordings, sondern auch die drei originellen Produktionen auf seiner neuesten EP False Reeds, die nach zwei Jahren Pause wieder auf seinem eigenen Label Timedance erscheint. Kreiert für Körper und Geist, hat der Bristoler Bass-Skulpteur drei abenteuerliche Tracks gestaltet, die – zu ästhetischen Arrangements verknüpft – mit synthetischem Vogelgezwitscher („False Reeds”), Bachgeplätscher („Shiratani”) und vergnügt klingenden Beats miteinander spielen. Dass Batu ein Gespür für eingängige Beatexperimente besitzt, hat er spätestens auf seiner letzten EP Murmur bewiesen. Dabei behält er immer die Clubfunktionalität im Auge und erweitert deren kreative Möglichkeiten. Franziska Finkenstein
Cassy – Next Generation EP (Kwench)
Die in Österreich aufgewachsene, durch Jazz und vor allem die Berliner Club-Szene geprägte Künstlerin und DJ Cassy kehrt mit ihrer Next Generation EP zurück dahin, wo Musik stattfindet: auf ihr eigenes Label Kwench und nicht zuletzt auf die Tanzfläche. Ihre diversen Einflüsse aus Jazz und Electro zeigen sich auf den drei Songs, von denen jeder an einem anderen emotionalen Ausgangspunkt funktioniert. Noch entspannt, doch schon aufgeweckt und on point ist der Opener „Next Generation”, der als eine Ansage für diese Maxi gelten darf. Leichte Drums, klopfender Bass, positives Gefühl. Schon etwas lebendiger als sein Vorgänger, fast stürmisch: „Beat Your Feet”, ein unmissverständlicher Appell, den sie da verlautbart, prägt sich von Sekunde eins an ins Hirn ein. Gerne fügt man sich ihr und geht mit. Tribe-Sounds und sehr körperliche Beats kommen richtig stark im dritten Track, „Far Too Long“, durch. Organisch, kurzweilig, zeitlos. Gute Sache, handwerklich wie musikalisch. Lutz Vössing
Jex Opolis – Earth Boy / Desolation (Dekmantel)
Jex Opolis holt sich mit dieser neuen Platte, es ist seine allererste für das niederländische Dekmantel-Label, ganz dicke Italo Disco-Props ab. Auf „Desolation” schlüpft der in New York lebende Kanadier in die Rolle eines Italo Disco-Sängers. Er macht das irre überzeugend. Man könnte in jedem Augenblick schwören, diese Stimme schon auf diversen Platten aus den Achtzigern gehört zu haben. Das Stück an sich ist ein lupenreiner Italo Disco-Retro-Track mit High Energy-Anklängen, eingängigen Harmonien und einer Prise endzeitlichem Synth Pop-Weltschmerz. Was will man mehr? Einen Dub-Mix mit nur ein bisschen Stimme vielleicht? Daran hat der Macher des Labels Good Timin’ natürlich auch gedacht. Auf der A-Seite dieser Maxi findet sich außerdem noch der Track „Earth Boy”. Der klingt trotz des Titels gar nicht sonderlich irdisch. Synopsis: Eine Post-Arthur Baker-Electro Funk-Sonde aus fernen Galaxien landet in Riccione. Es bleibt dabei, Jex Opolis ist ein top Entertainer, ganz gleich in welchem Genre er sich gerade tummelt. Holger Klein
Reinhard Voigt – Was wir spüren (Kompakt)
Bei den ersten Takten von Reinhard Voigts neuer EP erahnt man noch nicht, wo das zunächst noch mystisch anmutende Unken einer Kröte hinführen soll. Spätestens als der Hahn aufkräht, regt sich ein Verdacht: So ganz ernst gemeint kann das hier nicht sein. Und prompt steigen neben der stoischen Bassline auch noch Bruder Eule und Gevatter Gans in den Reigen mit ein. Der Eindruck eines Baukasten-Tracks aus der „Meine große Tiere-Sample-Box“ ist perfekt. Auch auf „Der Mann, der nie nach Deutz kam” zirpen die Grillen, was das Zeug hält, während irgendwo im Hintergrund der Kampf um den Thron des Dschungelkönigs zu toben scheint. Ein wenig atmosphärischer als die A1, aber immer noch deutlich Satire statt Soundscape. Stringent setzt Voigt das Konzept fort: „Tausendmal zu viel” lässt zunächst mit schweren Trommelschlägen und Streichern eine antike Galeeren-Szene aufkommen – dann mit dem unvermittelten Dröhnen des Horns der AIDA wieder alles platzen. Spätestens jetzt ist klar, dass uns Voigt hier einfach auf die Schippe nehmen will. Wohl dem, der ein Label sein Eigen nennt. Leopold Hutter
Yak – Termina EP (R&S)
Hätte John Randal als Künstlernamen nicht Yak sondern Slave To The Rhythm gewählt, man könnte ihm keine Vorwürfe machen, außer kreativ-ästhetische natürlich. Seine Termina EP jedenfalls sprudelt und vibriert vom ersten bis zum letzten Takt. Es trommelt, klöppelt, pocht und donnert ohne Atempause, und zudem ist die EP auch noch die ultimative All-In-One-Lösung – Acid, Trance, Jungle, House und ein Extra-Electronica-Topping für’s anspruchsvolle Hirn verteilen sich nicht nur über die EP in ihrer Gesamtheit, sondern auch über den Opener „Wide-Eye” in komprimierter Form. Der Track beginnt mit schüchternem Geklöppel, zu dem sich bald eine eigentlich unpassende Rave-Akkordsequenz gesellt, dann hat wohl jemand im Studio zur Kompensation „more cowbell” gefordert, die bald von einer erst dezenten, dann fast schon brutalen Acid-Line flankiert wird, um für die letzten sechzig Sekunden versöhnlich-housig in die Chillout-Zone zu driften. Wie gesagt, der letzte Satz beschreibt lediglich Stück Nummer eins! Enorm gute EP, vor allem die B-Seite! Mathias Schaffhäuser