Illustration: Bringmann & Kopetzki
Liebe Leser*innen,
die 175. ist die letzte Ausgabe der Groove.
Der Grund dafür ist letztlich ein ganz banaler: Die Groove hat in ihrer Herstellung mehr Geld gekostet, als sie eingenommen hat, und es gab wenig Hoffnung, dass sich das in Zukunft ändern wird. Das liegt zum einen daran, dass wir zu wenig Menschen dafür begeistern konnten, alle zwei Monate eine neue Ausgabe zu kaufen, vor allem aber an den sich verändernden Bedingungen am Print-Markt: Anzeigenkunden geben ihre Budgets inzwischen lieber für Google- und Facebook-Werbung aus, der Platz für Magazine unabhängiger Verlage an den Kiosken wird knapper, die Preise für den Vertrieb steigen.
Nach 175 Ausgaben – und 30 Jahre, nachdem mit Clubs wie dem Omen in Frankfurt und dem UFO in Berlin die Techno-Kultur in Deutschland ihren Anfang nahm – heißt es jetzt also auf Wiedersehen zu sagen, in doppelter Hinsicht: Mit der Groove geht es weiter, nur eben nicht mehr in gedruckter Form. Das Online-Angebot hingegen wird deutlich ausgebaut, wie genau, erfahrt ihr im letzten Heft von unserem Online-Redakteur Kristoffer Cornils. Für uns beide, Heiko Hoffmann und Thilo Schneider, heißt es jedoch, nach fast zwei Jahrzehnten Abschied zu nehmen und uns neuen Abenteuern zu stellen.
Die Arbeit an der vorliegenden Ausgabe bedeutete für uns auch eine Zeitreise zurück zu unseren Anfängen bei der Groove: Heiko traf sich in London mit den Machern des Fabric Clubs, der gleichzeitig mit seinem Einstieg bei der Groove im Oktober 1999 öffnete, und jetzt seine langjährige Fabric-Mix-CD-Serie einstellt (Seite 36). Der Anfang Oktober mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete Künstler Wolfgang Tillmans hat für uns mit Kittin gesprochen, die ihm im April 2003 in Berlin auf der Snax-
Party im Berghain-Vorgänger-Club Ostgut während ihres Sets Thilo vorstellte – woraus etwa gemeinsame Miss-Kittin- und James-Holden-Titelgeschichten entstanden (Seite 38). Und Alexis Waltz – auch er schon seit gefühlten Ewigkeiten eine der tragenden Säulen des Magazins und unübertroffener Plattenkritikschreiber – setzte sich für ein Zeitgeschichten-Interview mit Laurent Garnier zusammen (Seite 52), mit dem Heiko wiederum sein allererstes Künstler-Gespräch für die Groove führte.
Die Entscheidung, Groove nach all den Jahren zu verlassen, ist uns nicht leicht gefallen. 19 Jahre lang hatten wir das Glück, mit großartigen Leuten zusammenzuarbeiten und nicht nur über eine Szene zu berichten, sondern auch aktiver Teil von ihr zu sein. Wir möchten uns herzlich bei euch, den Leser*innen, bedanken, die ihr unsere Leidenschaft für Musik teilt – ohne euch hätte es die Groove nicht gegeben.
Wir wünschen euch und dem Online-Magazin Groove alles Gute für die Zukunft,
Heiko Hoffmann und Thilo Schneider