Am 04. Oktober 2018 kündigten wir schweren Herzens die Einstellung der Groove als Printtitel ab der kommenden, am 25. Oktober 2018 erscheinenden 175. Ausgabe an. Unsere Pressemitteilung beantwortete allerdings noch nicht alle Fragen, wie die überwältigende Resonanz auf die Bekanntmachung zeigte. Zuerst: Wir sind sehr gerührt von euren Worten, ebenso wie wir uns über euren Support in den letzten 29 Jahren freuen. Damit es ab hier auch weitergeht, müssen wir euch nun aber noch ein paar offene Fragen beantworten. Denn weitergehen kann es nur mit euch – und wir wollen deshalb so transparent wie möglich mit euch sein.

 


 

Warum genau stellt ihr das Heft ein?
Glaubt uns: Wenn es nach uns und unserem Verlag gegangen wäre, würden wir bis tief ins 22. Jahrhundert hinein einen hochwertigen Printtitel an den Kiosk bringen. Die Entscheidung, das Heft einzustellen, war für uns alles andere als leicht. Seit Jahren, nein Jahrzehnten haben wir alles dafür gegeben, euch alle zwei Monate regelmäßig mit neuem Lesestoff und exklusiver Musik zu versorgen. Doch die Groove schrieb seit geraumer Zeit rote Zahlen. Um es transparent zu machen: Seit der allerersten Ausgabe an finanzierte sich das Magazin vor allem durch Anzeigeneinnahmen, die langsam aber sicher wegbrachen. Die ab 2004 erfolgte sukzessive Erhebung des Abo- beziehungsweise Kioskpreises sollte in erster Linie die ab etwa 2001 entstandenen Einbußen in den Anzeigeneinnahmen kompensieren. Doch auch im Verlagswesen und der Distribution änderte sich einiges: An den Kiosken dieser Welt ist immer weniger Platz für Zeitschriften und insbesondere ein kleines, zweimonatlich erscheinendes Heft mit einem Nischenthema wie unseres fand da wortwörtlich gesprochen kaum noch seinen Platz – und konnte damit immer weniger Geld umsetzen.

Hättet ihr nicht einfach den Verkaufspreis anheben können oder Ähnliches, um die Verluste zumindest kurzfristig auszugleichen?
Wir haben darüber nachgedacht, natürlich. Ebenso haben wir in Betracht gezogen, die CD durch einen Download zu ersetzen oder nur noch in vierteljährlichen Intervallen zu veröffentlichen oder nur noch auf Abo-Basis zu veröffentlichen oder oder oder. Doch all diese Änderungen hätten wieder andere Probleme und finanzielle Fallstricke mit sich gebracht. Hättest du denn ohne Weiteres 10€ oder mehr für ein Heft mit knapp 120 Seiten und einer CD ausgegeben? Ja? Aber wie viele andere neben dir? Das Risiko wäre gewesen, dass uns weniger Leute für mehr Geld das Heft abgenommen hätten. Es wäre entweder auf ein Nullsummenspiel oder aber ein noch größeres Verlustgeschäft hinausgelaufen, schlussendlich aber wohl Letzteres: Allen Kalkulationen nach hätte die Groove als Printtitel in jeglichem Szenario verloren – entweder an Geld oder an Qualität. Beides kam für uns nicht in Frage. Wir konnten uns länger als andere Musikmagazine halten, in diesem Jahr jedoch war das Ende der Fahnenstange erreicht.

Warum führt ihr stattdessen ein Online-Abo ein?
Weil qualitativ hochwertiger Journalismus Geld kostet. Einerseits müssen Honorare für die Redaktion und die Autor*innen und Fotograf*innen und Grafiker*innen bezahlt werden, die überhaupt erst den Grundstein für ein solches Magazin legen. Dann natürlich noch die Infrastrukturen, die Hardware, die IT und so weiter – das alles kostet, und wir können und wollen (!) das nicht allein aus Werbeeinnahmen (also Bannerwerbung oder sogenannte Advertorials sowie Medienkooperationen mit Festivals o.ä.) bestreiten. Erstens, weil das Geschäft damit auch online unsicherer geworden ist und zweitens, weil es sich in vielerlei Hinsicht negativ auf die Qualität eines Magazins auswirkt. Es bestimmen schon genug internationale Großkonzerne, was auf der Welt über Musik geschrieben wird. Unsere Hoffnung ist es, dass wir uns dem entziehen – mit eurer Hilfe, versteht sich.

Das scheint aber reichlich spät zu kommen…
…und tut es auch! Andererseits ist vielleicht genau jetzt der richtige Zeitpunkt. Mittlerweile arbeiten viele Tageszeitungen und Magazine mit sogenannten Paywalls beziehungsweise Abo-Modellen, manche auf freiwilliger Basis (wie etwa die taz oder der britische Guardian), manche relativ strikt (siehe etwa die Welt- oder ZEIT-Plus-Modelle). Unser Auffassung nach verstehen dieser Tage immer mehr Menschen, dass wir guten, wahrheitsgetreuen und kritischen Journalismus nicht mehr für gegeben hinnehmen können beziehungsweise investiert werden muss – Vertrauen einerseits, harte Währung andererseits.

In Zukunft zahlen wir also mit dem Online-Abo direkter als zuvor für eure Arbeit. Und wie genau läuft das ab?
Exakt. Bis zum 31. Dezember 2018 wird es über diese Seite möglich sein, ein Abonnement abzuschließen. Und zwar zum Vorzugspreis von 15€ pro Jahr (entspricht 1,25€ pro Monat) oder 10€ für ein Halbjahr. Ab dem 1. Januar 2019 wird das Online-Abo 24€ Jahr (also 2€ pro Monat) oder 15€ pro Halbjahr kosten. Wir halten diese Preise einerseits euch gegenüber für fair und hoffen andererseits, damit langfristig die entstehenden Kosten für unsere Arbeit decken zu können.

Ich bin schon Abonnent*in! Muss ich doppelt zahlen oder wie?
Nein, keine Sorge. Der letzten Printausgabe liegen weitere Informationen zum Ablauf bei. Kurz gesagt: Du kannst entweder von deinem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen, gibst uns deine Kontodaten und wir erstatten den noch offenen Betrag deines laufenden Abos. Oder aber, und das würde uns freuen, du meldest dich mit dem beigelegten, personalisierten Code für das Online-Abo an – in diesem Fall wird dein laufendes Abo mit dem Online-Abo verrechnet. Ein Beispiel: Ein Jahresabo mit 6 Ausgaben kostete bisher 30€, das Onlineabo kostet nun jährlich 15€. Angenommen, du hast drei Ausgaben erhalten. Dann hättest du noch die Hälfte, sprich 15€ bei uns gut. Das entspräche einem ganzen Jahr für unser Online-Abo.

Und wie sieht dieses Online-Abo aus und was umfasst es? Erscheint alle zwei Monate ein digitales PDF oder so?
Nein, nein. Wir teilen groove.de in zwei Bereiche auf: Das eine ist der Free-Bereich, in dem weiterhin tagesaktuelle News und “traditionelle” Online-Formate wie der Groove-Podcast weiterlaufen. Die Features, Reportagen und Interviews, wie du sie zuvor im Heft vorgefunden hast und natürlich beliebte Formate wie “Mein Plattenschrank” oder “A DJ’s DJ” allerdings werden nur für eingeloggte Abonnent*innen aufrufbar sein und erscheinen täglich bzw. in bestimmten Abständen. Du bekommst als Abonnent*in also genauso viel Input wie zuvor – nur eben nicht auf einmal, sondern tagtäglich neu. Und noch mehr: Du wirst auf das gesamte Groove-Archiv, das heißt alle 175 Ausgaben aus 29 Jahren zugreifen können – und daneben auch auf andere Titel aus dem Piranha Media GmbH-Sortiment wie die Spex, Riddim oder JUICE. Alle Abonnent*innen können natürlich ebenso auf den Free-Bereich zugreifen, klar. Wir möchten also niemanden komplett ausschließen, setzen aber bestimmte Grenzen. Das ist notwendig, um unsere Arbeit zu finanzieren und euch die größtmögliche Qualität zu garantieren.

Das Heft habe ich mir auch immer wegen der Groove-CD gekauft. Was passiert nun mit der?
Geplant ist es, dass ihr als Abonnent*innen weiterhin mit frischer und exklusiver Musik zu versorgt werdet – als Download.

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