Vier Persönlichkeiten und Geschmäcker hinter dem DJ-Pult zu vereinen war dabei nicht immer konfliktfrei. „Am Anfang war es einfacher, als wir alle noch ziemlich schlecht waren. Ich hatte zwar ein paar Jahre davor schon aufgelegt, fühlte mich aber durch die Pause wieder wie ein Beginner. Und bei vier Anfängern ist keiner allzu streng mit den anderen. Doch ab dem Punkt, wo du besser wirst und deine eigene Identität und deinen eigenen Style entwickelst, willst du dann alleine spielen, deine eigene Mission verwirklichen, wo du mit deinem Set hinwillst. So ging es mir damals.“ Außerdem seien Gigs mit einem Vierer-Team für Veranstalter außerhalb der Heimatstadt schwer zu finanzieren. Als sie zwei Jahre nach der Gründung die meiste Zeit in Berlin war, endete für Vestbirk die Zeit im Kollektiv zu einem natürlichen Zeitpunkt. Die vier arbeiten auch heute noch in unterschiedlichen Konstellationen zusammen, „ohne Zwang, wenn wir uns danach fühlen“. Gemeinsam mit Svanholm gründete Vestbirk etwa 2016 das Techno-Label Ecotherm, auf dem sie schnellen, atmosphärischen Techno ihrer dänischen Freunde veröffentlichen. Ihre Releases sind ebenso stilsicher wie die Sets, was besonders an Tracks wie Schackes voluminöse Perkussion-Bombe „A Future Not Materialized“ und DJ Seinfelds Hit „Flyin Thru Sunrise“ deutlich wird, für den Vestbirk und Svanholm das Sublabel Endotherm ins Leben riefen.
Im gleichen Jahr, als sich die Apeiron Crew zusammenfand, wurde Vestbirk auch an der Red Bull Music Academy in Tokyo aufgenommen. „Ich war super glücklich darüber, es war eines dieser verrückten Dinge die mir in meinem Leben zu dieser Zeit passiert sind. Aber zugleich hatte es mich auch total verunsichert. Ich dachte mir: ‚Ich produziere keine Musik, also warum zur Hölle bin ich hier?’“ Noch bis vor etwa einem Jahr wurde ihr geraten, dass sie unbedingt produzieren müsse. „Aber durch die feindselige Beziehung mit meinem Computer ist es äußerst schwierig, Produzent nach dem modernen Begriffsverständnis zu sein“, klärt Vestbirk auf. Unter anderem dank des Schmetterlingseffekts, den die Teilnahme an der RBMA auf ihre Karriere hatte, sind die Ratschläge mittlerweile verstummt. „Ich bin heute in der glücklichen Position, dass meine gesamte Karriere darauf aufbaut, dass ich DJ bin.“
Dass ihre internationale Karriere nicht schon früher startete, sieht sie positiv. Als Lehrerin an dänischen Kunsthochschulen war deshalb auch ihr wichtigster Rat: „Es gibt einen Grund, weshalb viele spannende Techno-Künstler in ihren frühen Dreißigern sind. Das ist die Zeit, in der sich ihr Geschmack und ihr Talent festigten und sie für die Welt um sie herum interessant werden. Auch wenn du mit 20 entscheidest, dass du Karriere als Musiker machen willst – ich denke, es ist sehr wichtig zu verstehen, dass du das auch zehn Jahre lang wollen kannst. Nebenjobs und Nebenkarrieren bedeuten nicht, dass du versagt hast. Es ist wahrscheinlich eine gute Sache, dass es etwas später passiert.“