Mit der gleichen Hartnäckigkeit verschaffte er sich seinen ersten Gig, der „ziemlich sicher in der Bar Rumba am Picadilly Circus“ war, versucht Heddon sich zu erinnern. Dort hatte die Drum’n’Bass-Größe Bryan Gee seine Party Movement und überließ jungen DJs das Warm-up. Eine verschickte CD und eine Serie von Anrufen später landete Heddon seinen ersten Gig. Nervös war er nicht. Wieso auch? Er hatte schließlich die Jahre täglich drei bis vier Stunden in seinem Schlafzimmer geübt und sich donnerstags bei Black Market Records mit Promo-Platten eingedeckt.

Sechs Jahre später hatte sich Heddon unter dem Alias Dangerous als DJ und Produzent bereits einen Namen gemacht, doch seine Begeisterung für die Drum’n’Bass-Szene war abgeflaut. „Die Musik veränderte sich zum Schlechten und in der Szene gab es häufig Stress. Ich suchte nach einer Veränderung, wusste aber nicht, in welcher Form“, beschreibt er seine Findungsphase. Nach dem Uniabschluss in Music Technology zog er für einen Sommer nach Ibiza: „Ich wollte herausfinden, was es mit dem Hype auf sich hat.“ Um als Bar-DJ in der Feiermetropole Geld zu verdienen, besorgte er sich CDJs, ein paar „funky House-CDs“ bei HMV und probierte sich an einem neuen Sound. Identifizieren konnte er sich damit jedoch nicht, und erst die Eröffnungsnacht im Space sorgte mit einer Mischung aus Carl Cox’ Tribal-Techno auf 136 BPM und einem halben Säckchen Spaß für sein Erweckungserlebnis in der neuen Szene.

Den gesamten Sommer über sozialisierte sich Heddon mit der neuen Musik, ständig auf der Suche nach Tracks aus den Clubs der Insel. „Zwischen meinen Sets am Anfang des Sommers und am Ende lagen Welten“, erinnert er sich schmunzelnd. „Erst spielte ich noch diese Hedkandi-CDs und am Ende harten, treibenden Techno, wie ‚Devil In My Pants‘ von Marko Nastić.“ Heddon war angekommen. Auf Ibiza folgte ein viermonatiger Trip nach Südostasien und das Abwägen der endgültigen Entscheidung: Techno oder Drum’n’Bass? Ganz so leichtfertig wollte er seine Wurzeln doch nicht aufgeben, immerhin hatte er jahrelang all seine Energie da hinein investiert. An seinen Erfolgschancen in der Technoszene hatte Heddon damals keine Zweifel: „Es gibt keinen Grund, warum ich es nicht schaffen sollte. Wenn ich entscheide, dass ich es tun möchte, ist es damit schon so gut wie getan. Ich muss nur hart arbeiten und es einfach machen.“ 2007 sollte ein Jahr der Veränderung sein, der Reiz des Neuen wurde größer.

Was für ihn die größten Unterschiede beim Auflegen von Drum’n’Bass und Techno sind? „Bei Techno fällt es sofort auf, wenn die Platten auseinanderlaufen, da durch das langsamere Tempo die Schläge weiter voneinander entfernt sind. Wenn dir das bei Drum’n’Bass passiert, fängst du sie einfach schnell wieder ein und keiner kriegt etwas davon mit“, verrät Heddon. Außerdem sind Techno-Sets in der Regel viel länger, beim Drum’n’Bass nicht länger als eine Stunde: „Da kannst du einfach die ganze Zeit smashen.“ Wenn er nicht gerade einen seiner All-Nighter spielt, überführt der ehemalige Drum’n’Bass-Head das Smashen offensichtlich auch gerne in seine Techno-Sets. Dabei kann es vorkommen, dass der DJ nach ihm an Heddons konstant hohen Energielevel zu knabbern hat. „Meistens mache ich das Closing oder es spielen DJs nach mir, die härter und schneller sind als ich. Aber manchmal spiele ich vor Leuten, wo die Energie abfallen wird, und das bringt mich dann in eine schwierige Position“, erklärt Heddon. „Das Problem ist: Spielst du, um den DJ nach dir glücklich zu machen, oder um tausend Leute glücklich zu machen? Ich habe erkannt, dass ich einen kleinen Kompromiss eingehen kann. Aber ich muss für die Crowd spielen, nicht für den DJ nach mir.“

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