Errorsmith konzentrierte sich in den Nullerjahren auf seine eigene Musik und kollaborierte mit Soundhack als Smith N Hack. Mit „To Our Disco Friends“ hatte dieses Duo einen noch größeren Hit als „Donna“, der zwar mit seinen Samples stilistisch anders ausgerichtet ist, aber eine vergleichbare Unberechenbarkeit erzeugt. Das Stück wurde von einem außergewöhnlich breiten Spektrum von DJs gespielt. Man kann sich von der discoiden Energie anstecken lassen, ohne die Musik zu kennen, weil sie in das kleinste Molekül aufgelöst wird. Das gilt für Smith N Hack genauso wie für MMM. Statt zu wiederholen und zu zitieren, erfinden Errorsmith, Soundhack und Fiedel das, was die Musik zum Leben erweckt, in einem anderen klanglichen und technologischen Kontext neu. Gerade durch ihren experimentellen Ansatz entwickeln diese Stücke eine Spontaneität, die die Crowds mitreißt. Die drei Musiker verzichten auf typische Grooves und erarbeiten sich stattdessen ein Drumming, das so elementar ist, dass es DJs fast aller Genres spielen konnten. Remixe sind somit überflüssig. Hits können repressiv und befreiend sein, je nachdem, ob sie auf bekannte Muster setzen oder sie brechen. Errorsmith, Soundhack und Fiedel spüren musikalische Strukturen auf, von denen man nicht wusste, dass es sie gibt. „Wir starten von etwas Kleinem und hangeln uns da weiter. Wir haben kein Schema“, erklärt Errorsmith.
Seine eigenen Tracks entwickelt Errorsmith extrem zeitaufwendig in der Software Reaktor. Mit dem Musiker und dem Instrumentenbauer ringen zwei Talente in ihm. Sie zu versöhnen ist nicht leicht: „Wenn ich alleine Musik mache und an einem Stück arbeite, nehme ich einen Synthesizer und verändere ihn. Dann denke ich: ‚Oh ja, dieses Feature wäre jetzt geil für dieses Stück.‘ Dann sitze ich drei Wochen da und entwickele nur dieses Feature. Das kann ich niemand anders zumuten. So ist es für mich eine Erholung, wenn ich mich zurücknehmen muss von dem Reaktor-Ding und wir bei den Kollaborationen mit dem arbeiten, was da ist.“ Sein technologisches Interesse und sein puristischer Anspruch sind auch ein Grund, warum in den vielen Jahren seit seinem ersten Album fast nur Kollaborationen entstanden sind. „Je mehr du dich mit etwas beschäftigst, desto besser wirst du darin und desto mehr Zeit beansprucht das. Wenn deine Skills noch nicht so weit sind, hast du keine Idee, wie du bestimmte Sachen realisierst, und deshalb machst du sie nicht.“ Diese Arbeit an den Tools hat mit der Zeit überhandgenommen. Auch wenn es dabei immer das Ziel gab, dann mit den neuen Werkzeugen eine bestimmte Art von Musik zu machen. „Das ist ein Psycho-Tick. Für mich ist es die harte Arbeit, aus der Skizze einen Track zu machen“, sagt Errorsmith. Dabei macht seine außergewöhnliche Fähigkeit, die technischen Bedingungen der Musik infrage zu stellen, die Tracks auch so einzigartig: „Die Tools geben eine gewisse Richtung vor und ich finde es interessant, das zu reflektieren und etwas anderes zu entwickeln.“
2011 produzierte Errorsmith einen Synthesizer (Razor) für Native Instruments. Damals wusste er, dass er jetzt wirklich ein Album machen musste, um sich weiter als Musiker sehen zu können und nicht als Instrumentenbauer oder Programmierer. Aus seinem Pool von Ideen wählte er acht aus. Er nahm sich vor, eisern an der Fertigstellung dieser Tracks zu arbeiten und sich nicht mehr von der Arbeit an neuen Instrumenten ablenken zu lassen. In einem Jahr wollte er fertig sein. Am Ende hat es sechs Jahre gedauert, damit Superlative Fatigue jetzt erscheinen konnte. Zum Beispiel war er nicht zufrieden mit seinen Mixdown-Künsten. Er probierte dann eine ganze Reihe von Methoden aus und konnte nicht davon ablassen, eigens für diesen Zweck verschiedene Kompressoren zu entwickeln. Errorsmith seufzt. „Aber ich habe es geschafft. So etwas wie Razor zu machen ist auch toll. Aber für mich ist Musik die Königsdisziplin. Ich weiß, dass ich da etwas zu geben habe.“
Stream: Errorsmith – Superlative Fatigue