Foto: Rhythm Section (Facebook)
Zuerst erschienen in Groove 161 (Juli/August 2016).

Rhythm Section ist schwer auszumachen. Dies gilt sowohl für die in London seit etwa fünf Jahren laufende Party als auch für das 2014 gegründete Label mit seinen wunderbar fluffigen Platten. Im Programm sind tolle Produzenten wie Henry Wu, Al Dobson Jr. oder das aus Neuseeland nach London gezogenen Produzentenduo Chaos in the CBD. Mit „Midnight in Peckham“, im Herzen ist das ein im David-Mancuso-Sinne luftiger Deep-House-Track, hat das Duo einen der Theme-Songs von Rhythm Section veröffentlicht. Ein anderer ist das fusion-jazzig dahinflirrende „Good Morning Peckham“ von Henry Wu. Beide Stücke sind eine Hommage an die Rhythm Section-Clubnächte.

Die zweimal monatlich stattfindenden Partys konnten trotz des anhaltenden Erfolges dem Hype trotzen: „Wir sind einfach unseren Prinzipien treu geblieben: eine intime lokale Party mit zwei Plattenspielern, einem Rotlicht und keinen Set-Zeiten“, sagt Bradley Zero, der Macher von Rhythm Section und Host vom Boiler Room London. Ein Umzug in eine größere Location mit besserem Soundsystem stand nie zur Debatte, eine Professionalisierung der Kommunikationswege auch nicht. Keine CDJs, lautet eine der Regeln. Ein Gast-DJ, der eingeladen wird, hat jederzeit bereit zu sein, von Anfang bis Ende. Die Party ist der Star, zur Party muss der DJ passen: „Die positive Einstellung ist ungeheuer wichtig, ich möchte gerne bleibende Freundschaften schließen, nahtlose Mixes will ich nicht unbedingt hören“, sagt Bradley Zero. Rhythm Section findet im Canavan’s Peckham Pool Club statt – ein unprätentiöser Laden auf der Rye Lane, der Hauptstraße des Stadtteils Peckham.

Bradley Zero, der als Sohn eines DJs in Leeds aufgewachsen ist, zog nach London, um Fine Arts zu studieren. Dort lebt auch Al Dobson Jr. Er war der Grund dafür, dass Bradley Zero schließlich ein Label gründete, so begeistert war er von der Musik, die Al Dobson Jr bis dahin nur zu Hause gehortet hat. Die streift mal House, huldigt immer wieder der HipHop-Sampling-Kultur oder greift Soul und Jazz auf. So wenig festgelegt die stilistische Politik auf Rhythm Section sein mag, charakteristisch ist, dass die wenigen Elemente der Musik ständig im Fluss sind: Das klingt dann so unaufgeregt und rootsy, wie der Club sich gibt. Peckham Strong eben.


 

Im Zuge einer aktuellen Charity-Aktion sammelt das Kollektiv seit Januar 2018 Spedengelder, um bei Wiederaufbau des karibischen Inselstaats Dominica zu helfen, das im September 2017 vom Hurrikan Maria verwüstet wurde. Für weniger als 6 Euro gibt es auf der Bandcamp-Seite des Labels die Compilation For Dominica mit nicht weniger als 28 Tracks.

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