Interessant, dass du auf die Kommentare zu sprechen kommst. Hattet ihr je Angst, dass ihr mit euren Äußerungen eurer Karriere schadet, und wie geht ihr selbst mit negativem Feedback auf Social Media um?
SARAH: Humor. Das ist besser für meine eigene Energie. Ich bin echt sensibel, wenn es um Social Media geht. Ich liebe Emojis, besonders das „Shrug-Emoji“ ¯\_(ツ)_/¯.
TBM (zeigt ihr Handgelenk, auf dem das Shrug-Emoji tätowiert ist)
SARAH: Oh mein Gott, ich hab auch darüber nachgedacht, mir das tätowieren zu lassen! (alle lachen)
TBM: Sehr zu empfehlen für das eigene Seelenheil!
ENA: Man macht sich auf Social Media angreifbar und verletzlich, das kann echt schwer sein.
TBM: Mit den beschissenen Kommentaren umzugehen ist ein Vollzeitjob. Egal ob von der Linken oder Rechten. Manche Leute scheinen nur darauf zu warten, dich zu zerreißen. Viele Menschen haben Angst, sich auf Social Media zu äußern – aber ganz ehrlich: Wie viele haben jemals die Konsequenzen tragen müssen? Da werden vielleicht mal eine oder zwei Shows abgesagt.

Denkst du dabei an jemand bestimmten?
TBM: Alle von ihnen. Ich meine, Ten Walls ist mittlerweile ein Verb. „Oh, I don’t wanna get tenwalled.“
MICHAIL: Und wie viele Shows hat er auf dem ADE gespielt?
TBM: Eine Menge wahrscheinlich. Der hat immer noch eine Karriere, für die viele Bedroom-DJs töten würden, dem Kerl geht’s sicher gut. Ich meine, ich mache auch Fehler, ich hab auch mal dumme Sachen gesagt. Dieses Risiko geht man ein als Person der Öffentlichkeit. Aber jeder von uns sollte die Größe haben, sich auch ehrlich entschuldigen zu können.

Hast du das Gefühl, die Diskussion ist noch produktiv?
TBM: Absolut! Die Interaktion mit Leuten im Netz hat mir ein größeres Bewusstsein für die Ängste und Bedürfnisse anderer Menschen gegeben. Zu lesen, wie Trans-Personen Koüber das Toilettengesetz diskutieren, hat unsere Toilettenpolitik in der Smart Bar beeinflusst.

TEN WALLS Entschuldigungsschreiben für homophobe Aussagen

Zurück zur „Being tenwalled“-Diskussion. Wie geht man damit um, wenn Leute sich diskriminierend äußern, die sogenannte Callout-Culture auf Social Media aber offensichtlich keine Konsequenzen hat?
MICHAIL: Mich bringt das zurück zur Ursprungsfrage, ob wir Angst davor haben, dass wir unseren Karrieren damit schaden. Für mich als mittelalten, weißen Mann sind die Konsequenzen, die so was hat, doch winzig verglichen mit anderen. Dadurch habe ich eine größere Verantwortung, meine Meinung zu äußern, ich kriege weniger Gegenwind. Obwohl ich natürlich schon öfter höre, ich wolle nur Stress machen und Karrieren zerstören.
TBM: Oh, als ob wir wirklich die Macht hätten, eine Karriere zu zerstören! Für Leute, die so eine Scheiße behaupten, gibt es echt keinen Abgrund, der tief genug ist, um sie hineinzuwerfen. Die Leute haben vor etwas Angst, das eh nicht passieren wird!

Was sollen wir dann dagegen machen?
MICHAIL: Ich denke nicht, das Call-out-Culture die ultimative Lösung ist, um eine politische Agenda sichtbar zu machen. Aber manche Kämpfe kann man nur gewinnen, indem man den Leuten einfach mal über den Mund fährt, mal ganz direkt gesagt. Sprechen wir über Funk D’Void, der wird sofort in Schutz genommen: „So ist das doch gar nicht. Schaut ihn euch an, er ist schon so lange dabei.“ Und dann passiert das nächste verdammte sexistische Ding, dasselbe, was um dich herum passiert ist mit Konstantin von Giegling, Laura. Diese ganze Scheiße, die Leute auf ihren privaten Facebook-Seiten posten, die ganzen Kommentare. Irgendwo muss man doch mal einen Schlussstrich ziehen und sagen: Bis hierhin und nicht weiter. Ist das der produktivste Weg? Ich glaube kaum, offensichtlich spielen diese Leute immer noch, buchen erfolgreich ihre Clubs. Aber immerhin hat man seine Meinung geäußert, ein gewisses Unbehagen kreiert und ein paar Leute zum Nachdenken gebracht.
TBM: Ich hab persönlich mal gefordert, dass jemand vom Line-up gekickt wurde.
SARAH: Es geht um Balance: Auf der einen Seite anprangern, aber auch bereit sein, ein liebevolles Gespräch auf Augenhöhe zu führen.

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