Foto: Presse (David Mancuso)

Am 14. November verstarb David Mancuso im Alter von 72 Jahren. Der New Yorker mit italienischen Wurzeln war in der Welt der Clubkultur eine sagenumwobene Gestalt. Für viele große DJs war er eine Art Spiritus Rector. Dabei sah er sich selbst gar nicht als DJ. Er war schlicht Gastgeber. Seit den späten 1960er-Jahren lud er hin und wieder zu privaten Partys in sein Loft ein. Ab 1970 wurde daraus jeden Samstag das Loft, die vielleicht legendärste Institution des New Yorker Nachtlebens.

Nicky Siano, Frankie Knuckles, David Morales, Tony Humphries, Danny Krivit, Danny Tenaglia – sie alle waren von David Mancuso beeinflusst. Und doch war er kein DJ wie die DJs nach ihm. Das Mischpult verbannte er nach einigen Jahren wieder aus seinem High-Fidelity-Setup. Den Pitchregler der Plattenspieler hat er ohnehin gemieden wie der Teufel das Weihwasser. Die Intention des Musikers war ihm heilig. Wenn ein Stück nicht in seiner Gesamtheit gut genug war, spielte er es eben gar nicht. Seiner Meinung nach stellte Mixing das Ego des DJs über das musikalische Werk – ein Gedanke, der ihm ganz und gar nicht gefiel.

Wer mit David Mancuso zu tun hatte, lernte ihn als bescheidenen Menschen kennen. Im Mittelpunkt seiner Partys sollten die Gäste stehen, nicht seine Person. Also tat er auch das, was heute kaum ein DJ tun würde: Er erfüllte Wünsche seiner Gäste, manchmal über weite Strecken der Nacht. Heute gilt es als ultimativer Frevel, wenn Gäste die als Überinstanzen inszenierten DJs mit ihren profanen Wünschen belästigen. David Mancuso dachte anders. Für ihn waren die Gäste seiner Partys Mitglieder einer großen Band. Wenn ein anderer DJ im Publikum mal eine Platte dabei hatte, die er gerne spielen wollte, so ließ er das zu. Solche Momente liebte er.

In den Siebzigern gab es für die Gäste noch regelmäßig Obstbowle mit LSD. Mit einer Vielzahl von Luftballons dekorierte Mancuso den Raum bis zuletzt. Die Luftballons waren eine Reminiszenz an eine seiner frühesten und liebsten Kindheitserinnerungen. Die ersten vier Jahre seines Lebens verbrachte er in einem katholischen Waisenhaus, danach wuchs er bei seiner Mutter auf. Eines Tages fand er sich im Waisenhaus mit weiteren 20 Kindern auf einer Party wieder. Schwester Alicia hatte den Raum mit Luftballons dekoriert, in der Mitte des Tisches, an dem alle saßen, war ein Plattenspieler aufgestellt. Die meisten der Kinder waren noch zu klein, um wirklich sprechen zu können. Die Musik hätte sie dennoch zusammengebracht, erzählte David Mancuso immer wieder in Interviews.

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