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Zeitgeschichten: Kruder & Dorfmeister

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Text: Florian Obkircher & Gerhard Stöger, aus dem 2013 erschienenen Buch WIENPOP
Erstmals erschienen in Groove 142 (Mai/Juni 2013) | Mehr Groove-Zeitgeschichten

Vom Schlafzimmerstudio in die Stretch-Limo: Peter Kruder und Richard Dorfmeister schafften es in den neunziger Jahren, Wien vom Popmusik-Importeur zum -Exporteur zu machen – und die Stadt erstmals auch abseits der Klassik von Mozart, Strauß & Co auf der internationalen Musiklandkarte zu etablieren.

In den neunziger Jahren brodelte es in der Wiener Musikszene: DJ Pure entdeckte bei einem Berlin-Besuch den Tresor und importierte Techno nach Wien. Was zur Folge hatte, dass sich junge Musiker von Patrick Pulsinger bis Christopher Just mit Synthesizern eindeckten und musikalisch in die Zukunft blickten. Fast zur gleichen Zeit schufen Peter Kruder und Richard Dorfmeister – beeinflusst von den Acid-Jazz-Clubnächten Soul Seduction – einen Sound, der wenig später als Downbeat um die Welt gehen sollte. Der immer schneller werdenden Technotracks überdrüssig, starteten Peter Rehberg und Ramon Bauer wenig später das Label Mego, machten Musik mit Kühlschränken und befreiten abstrakte Elektronik vom akademischen Mief.

In dem 2013 erschienenen Buch WIENPOP – Fünf Jahrzehnte Musikgeschichte erzählt von 130 Protagonisten kommen alle oben Erwähnten zu Wort. Im folgenden Auszug sind es unter anderem Peter Kruder und Richard Dorfmeister, die erzählen, wie sie von der Wiener Grundsteingasse aus die Welt eroberten. Peter Rehberg, Christian Fennesz und andere dagegen verraten, warum der „Melange“-Sound-Hype in Wien selbst eher kritisch beäugt wurde.

Die Remix-Compilation The K&D Sessions™, mit der Kruder & Dorfmeister den größten Erfolg ihrer Karriere feirten, wird am 17. November 2014 als Fünffach-LP, Doppel-CD und erstmals auch als (neu gemasterte) digitale Download-Version bei !K7 wiederveröffentlicht. Die Original-Masterbänder der Compilation waren lange Zeit verschollen und wurden von Label-Chef Horst Weidenmüller zufällig wiederentdeckt, als er vor zwei Jahren für einen Groove TV-Beitrag das !K7-Archiv durchforstete.

 


 

Peter Kruder: Ich lernte den Richard 1991 kennen. Peter Rauhofer (Wiens erster Houseproduzent, Anm. d. A.) stellte damals seine Compilation Danube Dance zusammen. Eine Platte mit elektronischer Musik aus Wien. Ich steuerte einen Track mit meinen Freunden Arno und Makossa bei. Wir arbeiteten im Studio der Moreaus in der Schanzstraße daran, bis irgendwann der Samplespeicher ausging. Und irgendjemand schickte uns dann den Richard vorbei, weil der eben auch einen Sampler hatte.

Richard Dorfmeister: Die Jungs wollten irgendetwas wegen einer Einstellung wissen. Deshalb bin ich mit meinem Sampler rüber in die Schanzstraße. Man kann sagen, dass uns der Sampler zusammengebracht hat. Ich spielte zu der Zeit eigentlich noch mit Andy Orel und Mona Moore in der Band Sin.

Peter Kruder: Das zweite Treffen gab’s dann bei Constantin Peyfuss (Gründer der Kunstplattform Abuse Industries) in der Wohnung. Weil der Richard nämlich auch ein Stück für diese Compilation produzierte. Mit dem Rodney, der hat gerappt.

Rodney Hunter: Als ich Richards Studio sah, hat es mich weggeknallt. Der Typ arbeitete damals mit Schrott-Equipment auf einem Level, das war unglaublich. Und dann konnte er noch Flöte, Kontrabass und Klavier spielen. Am nächsten Tag stellte ich ihn dem Peter vor, der war ja mein bester Freund. Ich sagte zu ihm: „Das ist der Richard, der ist total super. Den musst du dir anschauen.“

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