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TARIFREFORM GEMA-Kritiker gehen auf die Straße

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Der Streit um die Reform der GEMA-Veranstaltungstarife, über den wir Ende April erstmals berichteten, geht in die nächste Runde. Nachdem bundesweit mehrere Aktionsbündnisse von Veranstaltern und Clubbetreibern (wie etwa „Kultur retten!“) gegründet wurden, um gegen die Erhöhung der Abgaben zu protestieren, und sich auch das Berliner Abgeordnetenhaus in einem Beschluß für eine Neuaushandlung der Tarife ausgesprochen hat, ruft nun die Initiative FAIRplay in Berlin zur ersten Demonstration gegen die GEMA-Tarifreform auf. Am Montag, den 25. Juni, wollen die Initiatoren den Protest ab 18.00 Uhr vor dem Gelände der Kulturbrauerei im Stadtteil Prenzlauer Berg auf die Straße tragen. Denn dort findet zeitgleich das Mitgliederfest der GEMA statt, die von 25. bis 27. Juni in der Hauptstadt ihre jährliche Mitgliederversammlung abhält. Wir haben den Anmelder Lotar Küpper (Vorstandsmitglied des Vereins electrocult e.V., zu dessen Gründern auch Dr. Motte gehört), zu den Hintergründen der Demonstration befragt. In der nächsten Groove-Ausgabe, die am 29. Juni an die Kioske kommt, erscheint zudem eine Gesprächsrunde zum Thema, in der auch ein Vertreter der GEMA zu Wort kommt.

Lotar, welches Ziel verfolgt ihr mit der Kundgebung?

Nachdem wir das Netzwerk FAIRplay – gemeinsam gegen GEMAinheiten initiiert hatten, haben wir natürlich auch versucht, mit GEMA-Mitgliedern Kontakt aufzunehmen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Auch bei uns sind teilweise Mitglieder der GEMA aktiv. Dabei haben wir mitgekriegt, dass die ordentlichen (und bei GEMA-Versammlungen stimmberechtigten, Anm. d. Red.) Mitglieder überhaupt nicht realisiert haben, was da los ist. Zuerst hatten wir gedacht, die Mitglieder sind für die Tarifreform verantwortlich. Wir haben aber gemerkt, dass die Verwaltung des Vereins an den Mitgliedern und an deren Interessen vorbei arbeitet. Denn was passiert, wenn die Clubs zumachen? Das kostet die Mitglieder Geld, weil sie weniger Tantiemen ausgezahlt bekommen. Uns ist also klar geworden, dass wir die Mitglieder gar nicht angehen dürfen, sondern dass wir sie in allererster Linie informieren müssen. Und zwar über zwei Dinge: Das eine ist die GEMA-Tarifreform und ihre Auswirkungen, das zweite sind andersartige Geschäftsmodelle wie zum Beispiel Creative-Commons-Lizenzen. Beide Themen stellen wir auf der Kundgebung vor. Wir werden auch viel Musik machen und es wird Redebeiträge geben, die aber alle konstruktiv sein werden. Wir werden auch künftig offen sein für weitere Gespräche!

Es ist auch noch eine zweite Aktion geplant, die super wichtig ist. Wir haben uns nämlich im selben Hotel eingemietet, in dem die GEMA ihre Mitgliederversammlung durchführt. Wir haben unter dem Motto „Perspektiven und Möglichkeiten der Berliner Kulturszene“ einen Tagungssaal gemietet, und dort werden wir die Mitglieder der GEMA informieren und ihnen zum Beispiel den Tarifrechner des Gaststättenverbandes DEHOGA präsentieren. Wir versuchen maximalen Veränderungsdruck aufzubauen, bei minimaler Konfrontation.

Wer steckt hinter der Initiative FAIRplay?

Das Netzwerk wird von zahlreichen Veranstaltern, DJs und Clubbetreibern unterstützt, aber auch von Verbänden wie der Clubcommission Berlin und dem DEHOGA. Wir tragen den Protest auf die Straße, um die Öffentlichkeit zu mobilisieren, aber versuchen auch alle anderen Aktionsmöglichkeiten auszuschöpfen. Das Thema betrifft ja nicht nur den elektronischen Musikbereich, sondern etwa auch den Karneval. Überall da, wo getanzt wird, wird es in Zukunft richtig teuer. Die GEMA behauptet, sie würde gerne zehn Prozent vom Eintritt kassieren, womit man vielleicht leben könnte. Aber in der tatsächlichen wirtschaftlichen Gesamtrechnung – wenn man die Zuschläge für Veranstaltungen, die länger als fünf Stunden dauern und den Vervielfältigungszuschlag, der anfällt, wenn ein Laptop-DJ spielt, mit einrechnet – stellt sich heraus, dass es sich nicht um zehn Prozent vom Eintritt handelt, sondern um 30 Prozent vom Gesamtumsatz.

Die Demonstration Stoppt die GEMA-Tarifreform 2013! beginnt am Montag, den 25. Juni, um 18.00 Uhr auf der Schönhauser Allee (Höhe Frannz Club/Kulturbrauerei, U-Bahnhof Eberswalder Straße) und endet um 22.00 Uhr.

 


Video: FAIRplayDemonstrationsaufruf

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