Kristoffer Cornils war zwischen Herbst 2015 und Ende 2018 Online-Redakteur der GROOVE. Er betreut den wöchentlichen GROOVE Podcast sowie den monatlichen GROOVE Resident Podcast und schreibt die Kolumne konkrit.
Jeder Track eine eigene Stadt: New York, Berlin, Mailand, South Beach, London und Palermo – Manfredi Romano behauptet, in ihnen allen ein Local zu sein.
Novos Mistérios versammelt rohe, live eingespielte Rhythmen, die durch Noise-Elemente und Field Recordings ein fiebriges Finish erhalten und auf dem abschließenden Titeltrack in ein irrwitziges, technoides Finale gipfeln. Die brasilianischen Rhythmen des Batucada, einer Unterart des Sambas, sind hier nicht als bloßer Tropikalismus zu verstehen, sondern bringen vielleicht den medial kaum beachteten Furor der Favelas auf den Punkt.
Sean Piñeiro ist ein Getriebener. Einer, den es nicht lange in Utrecht hielt und der auch New York sofort wieder in Richtung Europa verließ, nachdem er dort sein Studium der Komposition beendet hatte. Sein Debüt Saved Once Twice entstand an drei Orten: Brooklyn, Barcelona, Berlin. Zwar ist er kein Anthropologe geworden, aber die Methoden haben ihn nicht verlassen: Sean Piñeiro ist ein Sammler, soviel scheint von seiner Uni-Zeit in den Niederlanden hängen geblieben zu sein.
Spätestens dieses Jahr dürfte er den dreistelligen Bereich entern: Inigo Kennedy hat seit seinen Anfangstagen bei Labels wie dem von Karl O’Connor alias Regis betriebene ZET unter Klarnamen, aber auch Pseudonymen wie Reducer und Tomito Satori eine fast unüberschaubare Menge an Veröffentlichungen zusammengezimmert.
New Age ist zurück und klingt erstaunlich (oder: erschreckend?) gut, Sun Ra hätte dieses Jahr seinen hundertsten Geburtstag gefeiert und sowieso: Aus den Schleusen des Kosmos ergießen sich jede Menge Feel-Good-Moleküle über die zum Dancefloor umfunktionierte Milchstraße.
Love Pain Sunshine & Rain ist der vollständige Titel des von Benedikt Frey vor Kurzem ins Leben gerufene Lopasura-Labels. Tatsächlich liegt auf dieser Mini-Compilation Energie nah bei Erschöpfung, Psychedelik ufert an Psychosen und Ekstase bandelt mit Abfuck an.
Mittlerweile ist der öffenlichkeitsscheue Spätzünder Stu Crosbie beim vierten Release seines 2012 ins Leben gerufenen Dark Arts-Labels angelangt und langsam erweist sich dieses als sichere Bank. Auf vier neuen Tracks verfeinert Crosbie, der innerhalb der vergangenen zwanzig Jahre primär als Veranstalter und DJ aktiv war, sein Konzept von eigenbrötlerischer Angriffslustigkeit.