Einer der hartnäckigsten Irrglauben der jüngeren Zeit ist dieser: Unter dem Regime eines Donald Trumps würde auch Musik endlich wieder great werden. Ein Irrglaube ist das deswegen, weil ein widerständiger Geist allein nicht alles ist. Ob und wie Musik gemacht wird, hängt von den Umständen und Infrastrukturen, das heißt vor allem vom Geld ab. Was bedeutet es für experimentierfreudige elektronische Musik, wenn Trump wie angekündigt das Budget für Kunstförderung streicht? Wie können alternative Zentren und Clubs in Zeiten von Repressionen überleben?
Überhaupt: Je mehr sich die USA nach außen abschotten, desto weniger Kultur wird im Land selbst möglich. Der kürzlich verhangene Erlass, welcher die Einreise in die USA aus sieben arabischen Staaten untersagt, verbietet Künstlern wie dem Iraner Ash Koosha – selbst in seiner Heimat wegen seines Schaffens mit Sanktionen konfrontiert – die Einreise ins Land. Robert Henke alias Monolake zog aus Solidarität mit und sagte alle geplanten oder möglichen Auftritte in den USA kurzerhand ab. Das Problem ist ein internationales. Nicht ohne Grund pochte Peter Kirn in einem kürzlich über die Groove veröffentlichtem Essay darauf, dass Musik auf Internationalismus angewiesen ist. Auf Austausch also, und nicht nur kulturellen: Damit Unterstützung praktisch werden kann, braucht es ebenso den Griff zum Geldbeutel.
Je näher der Amtseintritt von Donald Trump oder – ein ganz ähnliches Problem auf der anderen Seite des großen Teichs – der harte Brexit Großbritanniens rückt, desto mehr häufen sich Zusammenschlüsse innerhalb unserer Szene, welche diese praktische Unterstützung ermöglichen wollen. Das Projekt CO-OP etwa veröffentlichte Ende letzten Jahres eine Gratis-Compilation, welcher mit Links zu unterstützenswerten sozialen Organisationen daherkam. Kürzlich erst zogen Discwoman und Allergy Season mit einem 42 Tracks umfassenden Sampler nach, dessen Gewinne auf Callen-Lorde, The National Immigration Law Center und Planned Parenthood sowie The American Civil Liberties Union, kurz ACLU, verteilt wurden.
Am morgigen Freitag, dem 03. Februar, gehen ab 9 Uhr morgens mitteleuropäischer Zeit alle an Bandcamp fließende Einnahmen aus Verkäufen an die ACLU, welche sich als NGO für Bürgerrechte in den USA einsetzt. Die 10 Labels auf Bandcamp, die wir bereits in der aktuellen Ausgabe kurz aufgelistet hatten, möchten wir dabei wärmstens empfehlen. Zwei Fliegen, eine Klappe: Die Labels bekommen natürlich ihren regulären Stück vom Kuchen und werden somit mit unterstützt. Wir freuen uns aber ebenso über eure Tipps: Welche jungen und aufstrebenden Labels – aus den USA oder nicht – sind auf Bandcamp zu finden und unbedingt unterstützenswert? Unterstützung muss schließlich auf allen Ebene praktisch werden.