Kölsch ist kein albernes Alias aus der Kölner Technoszene, sondern der bürgerliche Name des dänischen Producers Rune Reilly Kølsch. Seit Mitte der Neunziger produziert er einen poppigen, naiv-euphorischen Housesound. Er hat eine Reihe Crossover-Hits und kollaborierte mit diversen Pop-Acts. Kölsch ist sein Technoprojekt. Auf seinem Debütalbum arbeitete er auf den ersten Blick ein wenig deplatzierte, manchmal verstimmte, manchmal leiernde Sounds, die im Herzen der sonst so durch und durch positiven, strahlenden Minimal-Tracks eine melancholische, indie-affine Stimmung platzieren. Er feiert die Explizitheit von Euro Dance, Trance oder dem frühen Paul Kalkbrenner und bricht sie durch seine emotionale Ambivalenz. Auf seinem zweiten Album versucht er mit subtileren Klängen zu arbeiten, bei drei Tracks steuerte Gregor Schwellenbach Orchester-Scores bei. Das Spektrum der eingesetzten Sounds ist faszinierend, Kölschs Kreativität sucht ihresgleichen. Dennoch ist dabei der Kontrast zwischen dem populistischen Vorlagen und Kölsches emotionaler Brechung nicht mehr so deutlich. Die Sounds sind zu anspruchsvoll, um als naive Dreistigkeit durchzugehen.
Stream: Kölsch – Talbot feat. Gregor Schwellenbach