Protokoll: Kristoffer Cornils
Erstmals erschienen in Groove 154 (Mai/Juni 2015)
Nach acht Jahren ist die Sängerin Róisín Murphy mit ihrem neuen Album Hairless Toys zurück. In der Zwischenzeit hielten sie die eigene Familie, Streifzüge durch Rotterdam und Konzerte zwischen Panzern gut auf Trab.
Das Beste, was ich in letzter Zeit gemacht habe, war der Besuch einer Ausstellung mit Avantgarde-Mode in Rotterdam. Das dortige Museum mit viel Kunst aus dem 20. Jahrhundert ist wundervoll. Ich war oft in Rotterdam, hielt die Stadt aber für langweilig und bin nie ausgegangen. Den legendären Plattenladen von Clone habe ich auch besucht.
Einen Tag ohne Internet verbringe ich auf dem Land in Irland beim Spazierengehen oder Gärtnern mit meinen Kindern. Aber wann bin ich schon mal ohne Internet?
Luxus ist für mich Zeit zu haben. Zeit zum Arbeiten vor allem! Dafür bleibt neben den Kindern nämlich nicht viel.
Ein Buch, das mich zuletzt beeindruckt hat, ist das Selbsthilfebuch The Willpower Instinct von Kelly McGonigal. Es hat mir geholfen, mit dem Rauchen aufzuhören. Es bezieht sich auf viele wissenschaftliche Studien und definiert Willensstärke als eine tatsächliche Form von Kraft. Im Grunde befasst es sich mit Selbstdisziplin, beziehungsweise wie es ohne Disziplin keine Freude geben kann. Dass also das, wofür du hart arbeitest, dich am meisten erfüllen kann.
Meine liebste TV-Serie zurzeit ist Better Call Saul. Da steckt viel Herz und Seele drin, es ist fantastisch! Netflix lässt mich aber nur eine Folge pro Woche sehen, was ich etwas altmodisch finde. Das ist die falsche Art von Disziplinierung!
Ein neuer Künstler, der mich begeistert, ist eigentlich eine alte Legende: Justin Berkmann legte im Ministry of Sound bei einer Paradise Garage-Reunion auf. Ihn auf seinem eigenen Soundsystem zu hören hat mich umgehauen! Er war so bescheiden und brillant. Seitdem höre ich ständig Soundcloud-Mixe von ihm.
Meine aktuelle Wiederentdeckung habe ich auch über Soundcloud wiedergemacht: Ein altes Set von Winston Hazel, der damals an den Jive Turkey-Partys in Sheffield beteiligt war. Eine der wichtigsten Figuren der gesamten englischen Szene!
Eine Stadt, von der ich gerne einmal mehr als nur Flughafen, Hotel und Club sehen würde, ist Berlin. Ich bin so oft dort, aber immer beschäftigt. Dabei würde ich gerne sehen, was an all den Gerüchten dran ist, und tief in die Schattenseiten der Stadt eintauchen.
Ein wenig bekannter Club, den jeder mal besucht haben sollte, das war für mich die Body And Soul-Clubnacht in New York. Das war die beste Party, den ich jemals besucht habe. Ich war Mitte der Neunziger jeden Sonntag dort, meistens allein – was ich sonst nie gemacht habe. Heutzutage gehe ich selten aus.
Einen total skurrilen Gig hatte ich 2008 in der georgischen Hauptstadt Tiflis, nur drei Wochen bevor der Kaukasuskrieg ausbrach. Wir spielten ausgerechnet am Unabhängigkeitstag als Gäste des Präsidenten, der eine bizarre Party für uns schmiss. Das Konzert fand auf dem Platz vor dem Parlamentsgebäude statt, wir waren umgeben von Panzern. In diesen drei Tagen hatten wir echt die Zeit unseres Lebens.
In meiner Tiefkühltruhe findet man immer gefrorene Tomatensaucen, denn mit zwei Kindern und einem italienischen Ehemann ist auch immer Pasta im Haus!
Ich bereue nichts. Reue nützt niemandem etwas.
Meine größte Angst ist, dass meinen Kindern etwas zustoßen könnte. Wie das eben ist, wenn dir wirklich etwas weggenommen werden könnte.
Mein größter Traum ist wohl, dass ich für den Rest meines Lebens kreativ sein kann.
Weitere Fragebögen aus der Reihe „Und sonst so?“ gibt es hier.