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Die Platten der Woche mit DJ Plead, Lårry, Losoul, Man Power und moktar

DJ Plead – Quick EP (Livity Sound)

Er hinkt und hatscht, knickt ein und steht auf – DJ Plead, der Aussie mit den Humpelbeats, zeitlupisiert sich mit neuen Tracks für das Bristoler Label Livity Sound. Wo früher die Messer-Gabel-Schere-Perkussion im angespannten Marschiertempo klapperte, fressen die Stücke auf der Quick EP eher Keta statt Speed.

Mit „Come Quick” driftet man in Slowmotion über Donkey Kong Island. „Louca” hebt mit einem Synthloop das Becken aus dem Boden und „El Es” gibt der 808 mehr Luft, als manche Subwoofer wegstecken. Weil der Mann aus Melbourne mit einer lebhaften Fantasie gesegnet ist, greift er zwischendurch immer wieder in den Farbkasten. Mischt Grün mit Gelb und Blau mit Rot, schmiert Deckweiß in die schwarze Suppe und schattiert die Zwischentöne mit tausend Grautönen.

Am Ende geht es nicht um die Farben, die auf der Platte landen, sondern um alle, die er weglässt. Klingt nach Dialektik für den Dancefloor, den ein Hascherl von der GROOVE für sich entdeckt haben will, aber: Man muss kein trippender Downtempo-Dude sein, um von DJ Plead ewig währende Groove-Garantie zu bekommen. Christoph Benkeser

DJ Plead – Quick EP (Livity Sound)

Lårry – Over The Why EP (BleeD)

Langsam, ganz langsam schiebt sich Lårry mit seiner neuen EP auf den Dancefloor. Zwei Tracks zwischen verschrobenem Breakbeat und eher entspannten Electronica-Gummi-Beats gönnt der Berliner dem Zuhörer, um sich in sein Klang-Universum einzufühlen, bevor er dann auf „systems_component” die Zügel etwas anzieht. Und zwar mit hypnotisch-minimalem Techno der Art, wie Jeff Mills oder Robert Hood ihn Anfang und Mitte der Neunziger produziert haben. 

Darauf folgt ein halber Schritt zurück, denn die folgenden drei Tracks loten auf verschiedene Art und Weise dubbigen Techno und House aus, von tanzbar bis couchkompatibel. Düster bis verraucht. Verschroben und gut.

Abgeschlossen wird die EP dann (jedoch nicht die Platte, denn diesen letzten Track gibt’s nur für digitale Käufer:innen) von einem erhaben schwermütigem Stück Musik, passenderweise „Immernoch Vermissdich” betitelt. Eine melancholisch-schöne Krönung, die der EP das Pillchen aufs E setzt. Tim Lorenz

Lårry – Over The Why EP (BleeD)

Losoul – Open Door (Running Back)

Bei dieser EP handelt es sich einerseits um eine Wiederveröffentlichung, andererseits sind die Stücke in dieser Zusammenstellung so nie erschienen. Der Titeltrack und das über 18 Minuten lange „00000000” kamen 1996 als Katalognummer sechs auf Playhouse heraus, auf dieser Running-Back-Veröffentlichung werden sie nun um zwei Remixe und das bisher unveröffentlichte „D1” ergänzt.

„Open Door” besticht durch gnadenlose Schnörkellosigkeit und verbindet perfekt Neunziger-House mit dem damals aufkeimenden Minimal-Techno-Flair. Theo Parrishs Remix, der seinerzeit auf Elevate erschien, fügt großzügig soulige Elemente hinzu und betont damit die housige Seite, die finale Version von Gerd, ursprünglich auf EC Records, bereichert das raue Original wiederum um schicke Flächen, macht aber nicht den Fehler, eine trancige Wohlfühlzone bauen zu wollen – das verhindern eine bratzige Kick und säbelnde Hi-Hats im Shuffle-Modus, die auch jedem Relief-Release gut gestanden hätten. Musik für weltvergessene Nächte. Mathias Schaffhäuser

Losoul – Open Door (Running Back)

Man Power – Blood Money Power (Me Me Me)

Ursprünglich sollte diese EP der Start einer Serie von Maxis werden, auf denen Man Power in das Gewand von Fake-Achtziger-Acts schlüpfen wollte. Alles war geplant, inklusive gefälschter Discogs-Einträge der Fantasie-Künstler:innen – ein typisches Lockdown-Projekt, wenn der unterforderte Geist durch die Schädeldecke will. Zum Glück bekam Mister Kirkwood dann doch wieder Bodenhaftung und bekannte sich mit eigenem Namen zu dem Projekt, denn die Tracks sind mehr als Reminiszenzen an die Achtziger.

Auf „Blood Money Power” sprechsingen Junto Club und Club Tularosa Zeilen wie „Capital is a cancer/Nihilism’s not the answer/Currency is not our master/It’s a symptom of the cancer”, der Bass hat schon mal von D.A.F. und Italo Disco gehört, und wenn dieses Stück kein Hit wird, dann werden damit nur die zitierten Zeilen verifiziert.Wer so viel Agitprop verschmäht, kann auf die Instrumentalversion mit Sehnsuchts-Synthie statt Gesang zurückgreifen oder die beiden kurzen Kracher „The Dogma Of Mill” und „Praxis” zur Betäubung hören. Mathias Schaffhäuser

Man Power - Blood Money Power (Me Me Me)

moktar –  Immigrant EP (Steel City Dance Discs)

Auf der zweiten EP von moktar verweisen Titel wie „Immigrant”, „North Africa” oder „al-Duqqī” auf eine thematische Geschlossenheit, die sich in einem hybriden musikalischen Ansatz niederschlägt.

An den Sound von Darbukas erinnernde Percussion-Patterns gehören dazu genauso wie knorrige Lautenklänge, die auf „Al-Duqqi” einen Breakbeat umspielen. Auf „Immigrant” setzt der Produzent auf einem spannungsgeladenen Stepper ein Vocal-Sample ein, ein Erfahrungsbericht vielleicht, von dem allerdings nur einzelne Phrasen wiederholt werden – mit Auslassungen, nicht aber Ansagen sollen hier Aussagen getätigt werden.

Doch sind es bei moktar sowieso die klanglichen Details, die wirklich spannend sind. Den beiden houseorientierten Tracks „Send It” und „North Africa” mangelt es trotz interessanter Sound-Experimente an rhythmischem Charakter, und auch „Crossroads”, „Al-Duqqi” sowie „Immigrant” orientieren sich im Fundament etwas uninspiriert an der Bicep-Formel: grell-trancige Synths zittern über schluckaufigen Breaks. An Innovationswillen fehlt es keinesfalls, nur lässt der Produzent darüber die Basis außer Acht. Kristoffer Cornils

moktar – Immigrant EP (Steel City Dance Discs)

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