Für die Online-Ausstellung Music, Makers & Machines haben sich 60 Museen, Clubs, Labels und Magazine aus 15 Ländern zusammengetan, um die Geschichte der elektronischen Musik aus ihrer spezifischen Perspektive zu erzählen – initiiert wurde das Projekt von der nichtkommerziellen Plattform Arts & Culture von Google, die auch das Hosting übernimmt.
Museen mit Synthesizer-Sammlungen und Archiven zur Geschichte der elektronischen Musik wie das Swiss Museum & Center for Electronic Music Instruments (SMEM) oder die Black Cultural Archives in London sind ebenso vertreten wie eine Reihe von Labels – XL Recordings aus London, Kompakt aus Köln oder die Drum ’n’ Bass-Wüstlinge von RAM –, Veranstalter wie das ADE aus Amsterdam oder das Barbican Centre aus London.
Dabei ist es bei der großen Zahl der beteiligten Player gar nicht so einfach, sich einen Überblick über die digitale Ausstellung zu verschaffen. Deshalb stellen wir euch exemplarisch für das gesamte Projekt fünf Beiträge vor. Einer der zehn Beiträge, die die GROOVE beigesteuert hat, ist selbstverständlich auch dabei. Das sollte euch aber nicht davon abhalten, selbst in die Erzählwelten der Ausstellung einzutauchen.
The ARP 2500 – Where It All Began
Elektronische Musik wäre nicht möglich ohne die geheimnisvollen Geräte, die auf mysteriöse Weise Klänge generieren. Ebenso wichtig sind die Menschen, die diese Maschinen bewundern und den Knöpfen und Reglern neuartige Sounds entlocken. In der Ausstellung werden zahllose dieser legendären Kisten dokumentiert – eine davon ist der ARP 2500, der erste Synthesizer von Alan R. Pearlmans Firma ARP.
Der ARP 2500 hatte einen massiven Einfluss auf die elektronische Musik. Als er 1970 auf den Markt kam, galt er als unkomplizierte und innovative Alternative zu den damals beliebten, aber kaum erschwinglichen Moog-Modular-Systemen. Mit seinem revolutionären Formfaktor und seinen neun Oszillatoren, vier Filtern, vier Verstärkern, vier Hüllkurven und einer Vielzahl von Steuerquellen bildete er ein Synthesizer-Kraftpaket.
Obwohl sich zu seiner Zeit hauptsächlich Nerds mit dem Gerät befassten, ist der ARP 2500 einer der berühmtesten Synthesizer überhaupt. Er ist nämlich im Science-Fiction-Klassiker Close Encounters Of The Third Kind prominent zu sehen, wo er zur Kommunikation mit einem außerirdischen Raumschiff verwendet wird. Nicht viele Geräte wurden verkauft, aber die, die eine*n Besitzer*in fanden, gehören bis zu heute zum essentiellen Bestandteil von Studios auf der ganzen Welt. So ist der ARP 2500 der größte Erfolg von Alan R. Pearlman und wahrscheinlich sein nachhaltigstes Erbe.
Berghain – Club der Clubs
No photos on the dancefloor! Wie wurde das Berghain zum bekanntesten Club der Welt? Für was für einen Techno-Sound steht der Laden, und wie ist er entstanden? Warum erlebt jede*n, die*der über die große Freitreppe die Tanzfläche dieser Techno-Kathedrale betritt, ein unbeschreibliches Gefühl? In einem der beliebtesten Beiträge in der Geschichte der GROOVE erzählen wir, aus was für einer Gemengelage der Club im Berlin der frühen 2000er-Jahre entstanden ist und wie die maßgeblichen Residents wie Ben Klock oder Marcel Dettmann dort ihren Platz gefunden haben.
Innervisions – Visions And Ideas In The Making
Innervisions ist nicht nur der Titel eines bahnbrechenden Albums von Stevie Wonder, sondern auch der Name eines einflussreichen Berliner House-Labels. Mit einem der größten Hits der 2000er Jahre, „Rej”, traten Steffen Berkhahn alias Dixon und Kristian Rädle und Frank Wiedemann von Âme, verantwortlich für „Rej”, die Deephouse-Welle der 2000er los, die bis heute ein Vorzeichen für das globale Club-Geschehen setzt.
Fünfzehn Jahre später hat das Trio mit einem Zusammenschluss aus Label, Plattenladen, Vinyl-Vertrieb, Booking-Agentur und einer Plattform für Fashion-affinen, hochwertigen Merch ein einzigartiges, Sparten-übergreifendes Universum geschaffen. Bei Music, Makers & Machines erzählen die Macher selbst, was für sie die Ästhetik von Innervisions ausmacht.
Techno und House von Frankfurts Hochhäusern in den Offenbacher Hafen
In den 1990er Jahren entwickelten verschiedene deutsche Städte ihren individuellen Techno-Sound. So auch Frankfurt, die kosmopolitische Kleinstadt mit dem größten Flughafen des Landes, dem verruchten Bahnhofsviertel und der prägnanten Skyline. In den 1990er Jahren waren Protagonisten wie Sven Väth, Cosmic Baby oder Alter Ego maßgeblich für den Sound of Frankfurt verantwortlich, und legendäre Clubs wie das Dorian Gray oder das Omen zogen Raver*innen aus ganz Deutschland an. Heute ist das 1999 eröffnete Robert Johnson in Offenbach die letzte Bastion für Techno in Frankfurt. Dieser Ort verbindet internationale Top-Acts mit vergleichsweise experimentellen elektronischen Sounds. Der Clubraum ist als wandelbarer White-Cube gestaltet – das ist wohl einer der Gründe, warum er auch in der Frankfurter Kunstszene höchstes Ansehen genießt.
Musik unter Strom – die unerwarteten Anfänge elektronischer Musik
Wo liegen die Anfänge der elektronischen Musik nun genau? Diese Geschichte führt zu den Wurzeln elektronischer Sounds und stellt verschiedene Musikinstrumente vor, die die Klänge nicht mechanisch, sondern mittels elektrischem Strom erzeugen. Diese Instrumente sind die Vorläufer der Synthesizer, Drumcomputer und Software-Instrumente, die heute die Standards der elektronischen Musik bilden. Originelle Beispiele für elektronische Musikinstrumente in diesem Beitrag sind das Teilharmonium, das Theremin oder auch das Trautonium. Zwar endet mit dem Beginn des zweiten Weltkrieges vorerst die Ära der elektronischen Musik – nach dem Ende des Krieges geht es aber mit umso größerer Leidenschaft weiter.