Gleisdreieck Außenbereich (Foto: Michael Bojsen)

Dass die Distillery einen neuen Standort am Gleisdreieck im Leipziger Süden gefunden hat, ist schon länger bekannt. Seinen alten Standort in der Leipziger Südvorstadt musste der Club aufgeben, da dort ein neues Wohngebiet entstehen wird. Anfang 2019 erfuhr Steffen Kache, Clubinhaber der Distillery, dass ein Investor das Grundstück kaufen wird und der Club dort nicht weiter bestehen kann. Daraufhin gründete er gemeinsam mit Christian Liefke und Jan Georgi die Leipziger Club- und Kulturstiftung, welche Träger des Projekt Gleisdreieck ist. Das Projekt wird voraussichtlich ab 2026 eine Reihe von Kulturorten beherbergen.

GROOVE-Autorin Franzi Nistler hat mit Steffen Kache, der auch im Vorstand der Leipziger Club- und Kulturstiftung sitzt und Anne Petzold, der Pressesprecherin des Gleisdreieck Projekts, gesprochen. Was ist neuartig an diesem Ort, der verschiedene Kultursparten beherbergt? Welche Widerstände sind zu bewältigen und auf was für eine Feiererfahrung können sich die Gäste der neuen Distillery einstellen?


Was genau ist das Projekt Gleisdreieck und was erhofft ihr euch davon?

Anne: Das Projekt Gleisdreieck ist angetreten, um Freiräume für Kunst und Kultur zu schaffen und zu erhalten. Dahinter steht als Projektträger die Leipziger Club- und Kulturstiftung, deren Stiftungszweck darin liegt, die Kulturszene zu fördern. Ganz besonders gilt es auch, die Clubkulturszene zu fördern, die durch verschiedene Regelungen in vielen Dingen benachteiligt ist. Dadurch entstehen Situationen wie bei der Distillery, dass Clubs wegsterben, weil sie auf Grund von Gentrifizierungsprozessen ihren Standort verlassen müssen. Deshalb wollen wir Rahmenbedingungen schaffen, wodurch sich die Kulturszene verwirklichen kann. Wir wollen der freien Szene zu angemessenen Mietpreisen freie Flächen zur Verfügung stellen.

Was soll in Bezug auf den Clubbetrieb am neuen Standort anders gemacht werden?

Steffen: Für uns ist der Aspekt wichtig, dass wir die gesamte Anlage CO2-neutral und umweltgerecht sanieren wollen. Wir wollen zeigen, dass Club, Party, Feiern und Spaß mit Umweltschutz einher gehen kann. Wir als Clubbetreiber sind eigentlich nur damit beschäftigt, die Wärme aus den Clubs zu bekommen. Warum sollen wir diese nicht nutzen, um unsere Energie selbst zu produzieren? Unser Ziel ist es, ein Modellprojekt zu starten, das auch Nachahmer findet.

Welchen Problemen müsst ihr euch bei der Umsetzung des Projekts stellen?

Anne: Wir stehen zeitlich ein bisschen unter Druck, da die beiden Clubs spätestens in zwei Jahren ihre Standorte verlassen müssen. Denn neben der Distillery zieht auch noch der TV Club, der Studentenclub der Tierproduzenten und Veterinärmediziner, auf das Gelände. Natürlich sollte es zwischen dem Auszug aus den alten Standorten und dem Einzug in das Gleisdreieck am besten keine Lücke geben. Allerdings wurde für das gesamte Gebiet des Gleisdreiecks bei der Stadtverwaltung ein Verfahren für einen Bauleitplan angestoßen und erst mit Ende dieses Verfahrens kann ein Bauantrag gestellt werden, der anschließend noch bewilligt werden muss. Da reden wir von einem Zeitraum von ungefähr eineinhalb oder zwei Jahren, was für den geplanten Club-Umzug in zwei Jahren natürlich etwas knapp ist. Deshalb müssen wir schauen, wie wir gemeinsam mit der Stadt Leipzig Lösungen finden. Die Fertigstellung ist dann für 2025 oder 2026 geplant.

Worauf können sich alle Feieraffinen bei der neuen Distillery freuen?

Steffen: Wir versuchen natürlich einen Teil der alten Distillery zu erhalten, es wird also nach wie vor einen Techno-Keller geben. Wir werden aber einen größeren Außenbereich bekommen, der im Sommer auch für Open-Air-Veranstaltungen genutzt werden soll. Es wird zudem einen größeren Chill-Out-Bereich geben. Dort können die Leute die Musik einfach nur genießen. Insgesamt wird der Hauptveranstaltungsraum größenflexibler, damit er je nach Veranstaltung angepasst werden kann. Es geht vor allem darum, dass die Räumlichkeiten des Clubs außerhalb der normalen Betriebszeiten stärker genutzt und beispielsweise auch Vereinen unter der Woche zur Verfügung gestellt werden können.

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