5. Solidarity I + II (Cómeme)
Matias Aguayo macht den Anfang dieser acht Stücke und zwei Volumes umfassenden 12“-Compilation, die sich als Engagement für den Wiederaufbau der Underground-Kultur versteht. Sein „Salvagem“ ist phänomenal, kaum zu beschreiben, weil jenseits von Electronica-Mustern angesiedelt. Obwohl höchstmodern (und tanzbar!) lässt der Track mich immer wieder auch an Stummfilmmusik oder frühe mechanische Musikmaschinen denken, die zig Trommeln, Pauken und Trompeten per Kurbel oder Lochstreifen in Bewegung setzten und jede Menge Rambazamba veranstalten konnten. Die weiteren Highlights von Solidarity Forever finden sich auf Volume zwei: Rizu X‘ noisig-dringliches „Dark Jungle“, Gladkazukas trippiger Disco-Acid „Ihr Euer“ und das 80er-infizierte „Ah Ah Ah“ von Vaskular. (Mathias Schaffhäuser)
4. Mor Elian – Persona Non Grata (Hypercolour)
2018 bedeutet einen stilistischen Cut für Mor Elian. Nachdem 2017 bereits unterschwellige Ansätze in ihren Produktionen durchstachen, hat sie sich nun weg von klassischem Techno fast vollends ihrer Expertise für Detroit Electro zugewendet. „Persona Non Grata“ ist die logische Fortsetzung von ihrer letzten EP Fairplex Drive und gibt sich in Form des Titelstücks sogar noch eine Schippe angriffslustiger. „Xeric Zula“ und insbesondere „Dysmorphia“ sind mindestens so trippy wie das Cover der Platte, während „Feral Chime“ noch einmal einen knalligen Techno-Workout parat hält. (Felix Hüther)
3. Bambounou – Parametr Perkusja (DISK)
Bambounou kommt mit wenig Mitteln aus. Die erste Veröffentlichung des Produzenten seit seinem Album Centrum konzentriert sich beinahe ganz auf Rhythmen von Drums und Percussion. Der Auftakt, „Dernier Metro“, klackert durch unbeleuchtete Tunnel und über nächtliche Straßen, begleitet von sanften Synthesizern. „Kosovo Hardcore“ entwickelt mit gebrochenem Techno-Groove und glockenähnlichen Klängen einen hypnotischen Effekt und die gerade Bassdrum stampft bei „VVVVV“ unbeirrt und recht einsam voran. Nach drei Jahren Pause gibt Bambounou Einblick in einen stringenten, überzeugenden Sound. (Philipp Weichenrieder)
2. Ben Sims presents Ron Barcardi / Ben Sims & Truncate pres. Assailants – Chase Sequences
Ben Sims ist seit den neunziger Jahren einer der verlässlichsten englischen Techno-Producer, der besonders durch seinen Tribal-Sound Aufsehen erregt hat. Diese makellosen Tracks unter seinem leicht cheesigen, aber in seiner Naivität auch wieder passenden Alias Ron Barcardi sind gradlinig und unkompliziert, sie nehmen sich ernst, verfolgen ihr Geschäft aber doch mit einer gewissen Nonchalance. Sie kommen mit ziemlich unscheinbaren Sounds aus, ihr Twist liegt darin, dass einzelne Drumkicks off-beat gesetzt sind, sodass ein schleppender Funk entsteht. Bei den gemeinsam mit Truncate produzierten Tracks entsteht eine produktive Reibungsfläche zwischen Sims’ freiem Ansatz und Truncates kantigem, kontrolliertem Sound. Besonders toll ist das dreckige, durchgefeierte, an Steve Poindexter erinnernde „Effort 8“. (Alexis Waltz)
1. KiNK presents kirilik – Infinity Is Not A Number (Figure)
Strahil Velchev scheint niemals schlecht drauf zu sein, doch wenn dem mal so wäre, klänge das Resultat vermutlich so wie der klaustrophobische Acid Techno im Titeltrack seiner ersten EP unter dem Namen kirilik. Ziemlich gut also. Statt des bouncenden KiNK-Sounds gibt es auf „Infinity Is Not A Number“ außerdem mürben Niedrigschwellen-IDM („Nestinari“), aufreibende Big-Room-Sounds („Squaring The Circle“) und ätzende Timeshifting-Experimente im House-Bereich („Plumberphonic“) zu hören. Das alles klingt rough und versprüht viel Hardware-Charme, ist vor allem aber wunderbar übellaunig. (Kristoffer Cornils)