Am vergangenen Freitag reagierte die jüdische Partyreihe Karneval de Purim mit einem öffentlichen Statement auf eine E-Mail des Produktionsmanagers des Berliner Clubs Zenner. In der E-Mail wurde klargestellt, dass der Club nicht als Veranstaltungsort für die Party zur Verfügung steht. Man fände es „ziemlich unglaublich”, dass angesichts der derzeitigen Sachlage ein „jüdischer Karneval” gefeiert werden solle. „Nicht im Zenner”, heißt es in der E-Mail weiter.
Tatsächlich handelt es sich bei Purim um ein traditionelles Fest, das an die Errettung des jüdischen Volkes aus drohender Gefahr in der persischen Diaspora erinnert. Karneval de Purim feiert diesen Anlass seit zehn Jahren in verschiedenen Clubs, unter anderem dem KitKat und dem Ritter Butzke, mit dem es für die Ausgabe im kommenden März zu keiner Einigung kam.
„Seit seinen Anfängen sei der Karneval de Purim eine Feier des Pluralismus, der Diversität und der Offenheit”, heißt es im Statement nach der Absage des Zenner. Die Veranstaltung sei auch dazu da, nicht-jüdischen Besucher:innen, einen säkularen, fröhlichen Aspekt jüdischer Tradition zu zeigen. Im Event-Team und als Künstler:innen arbeiten auch Araber:innen, sagte Roy Siny, der Promoter der Party, gegenüber der taz. Laut dem Statement erlaube das gegenwärtige politische Klima denjenigen, die sich normalerweise als aufgeschlossen und inklusiv präsentieren, ihren antisemitischen Geist zu zeigen. Bei der Absage handle es sich um einen „klaren Versuch, Juden aus dem öffentlichen Leben zu vertreiben”.
Das Team des Zenner veröffentlichte am Samstag eine Entschuldigung – nicht nur bei der Crew des Karneval de Purim, auch bei der jüdischen Gemeinde. Eine „offene und transparente Fehler- und Kritikkultur” sei dem Zenner wichtig. Die E-Mail des Mitarbeiters sei klar antisemitisch gewesen. Der Vorfall werde intern aufgearbeitet. Als Konsequenz werde das Team gegen Diskriminierung geschult. Außerdem bot der Club an, den Karneval de Purim im Zenner stattfinden zu lassen und die Erlöse zu spenden.
In einem neuerlichen Statement vom gestrigen Montag, dieses Mal auch geteilt vom Mitveranstalter Section8, lehnte der Karneval de Purim dieses Angebot ab. Sofort nach dem Erhalt der E-Mail mit der Absage habe man dem Manager des Zenner einen Screenshot zukommen lassen. Dieser sei ignoriert worden, erst, nachdem die Angelegenheit in den sozialen Medien Fahrt aufnahm, habe der Zenner Kontakt gesucht. Das Kollektiv glaube fest, dass es weder die Dienste einer Beratungsfirma noch acht Tage Zeit braucht, um antisemitisches Verhalten zu erkennen. Trotzdem nehme man die Entschuldigung an. Außerdem wolle man Clubs wie Anomalie, ://about:blank und Birgit für ihre Angebote danken, die Party bei sich stattfinden zu lassen. Momentan sei aber ohnehin unklar, ob es zur Party kommt: Emotional wie finanziell gestalte sich die Lage momentan schwierig.