burger
burger
burger

[REWIND 2023]: Lebensinhalt Feiern – können wir uns Festivals überhaupt noch leisten?

- Advertisement -
- Advertisement -

Dieser Beitrag ist Teil unseres Jahresrückblicks REWIND2023. Alle Texte findet ihr hier.

Unser erster REWIND2023-Beitrag hat die gestiegenen Festivalpreise aus Veranstalterperspektive aufgearbeitet. Nun wollten wir von euch wissen, wie ihr zu der neuen Preiswelt steht. Die GROOVE-Leser:innen Yukon Hochkirch Acosta, Juli Paulsen und Emil Triller erklären, wie sich ihr Verhältnis zu Festivals im vergangenen Jahr verändert hat – und mit welchen Tricks sie die hohen Preise bewältigen.

Yukon Hochkirch Acosta: „Ich gehe halt immer davon aus, dass ein Festival so um die 100 Euro kostet”

Yukon Hochkirch Acosta ist 24 Jahre alt und kommt aus Berlin. Da studiert er Architektur im Master und ist „wie jeder andere Berliner auch” Teilzeit-DJ. Über seine Freunde hat er die Feierkultur für sich entdeckt und viele verschiedene Festivals wie die Nation und das Nachtdigital besucht. Dieses Jahr hat er auch bei der Durchführung eines kleineren Festivals mitgewirkt und erzählt, wieso gerade diese so faszinieren.

Yukon Hochkirch Acosta liest gerne die GROOVE und fährt häufig auf Festivals (Foto: privat)

Vor der Pandemie war ich schon auf einigen Festivals, die richtigen Festivalsommer habe ich aber erst nach Corona kennengelernt. So schöne, liebevoll gestaltete Festivals wie das Artlake habe ich durch meine Freunde entdeckt. Nach Corona bin ich immer mehr feiern gegangen und Leute getroffen, die voll in der Szene waren. So habe ich mich tiefergehend mit Künstler:innen und DJs auseinandergesetzt und auch exklusive Festivals gefunden. Da war es ganz natürlich, dass ich auf immer mehr gegangen bin.

„Es gibt Alternativen zu den großen, teuren Festivals, und das wollen wir dann ausnutzen.”

Yukon Hochkirch Acosta

Die Nation [of Gondwana, Anm. d.Red.] ist ein Festival, das ich mehrere Jahre hintereinander besucht habe. Sie hat mich überzeugt, irgendwann wurde die Nation das Standard-Festival in unserer Freundesgruppe. Dort haben wir neue Leute getroffen, dann hat sich so ein Gruppending entwickelt. Nächstes Jahr gehen wir aber nicht hin, alleine aus dem Grund, dass es jetzt so viele neue Festivals gibt, die wir sehen möchten. Wir wollen nicht immer auf dem Gleichen hängenbleiben. Letzten Sommer waren wir zum Beispiel auf dem Nachti. Das ist inzwischen eines meiner Lieblingsfestivals, es ist nicht zu groß, mit einem ganz speziellen Vibe. Auf dem Bau Mich Auf waren wir auch, das ist eins von den kleineren, neuen Festivals. Wir haben kürzlich vom Good2U gehört, da wollen wir nächstes Jahr hin. Das Draaimolen hat uns auch überzeugt, dafür haben wir jetzt schon Tickets, als Earlybird waren das nur knapp 100 Euro. Auch das Solstice in Finnland klingt total cool. Die Location und das Line-up sind top, und dazu geht die Sonne nicht unter. Das reizt uns, kann aber natürlich auch gefährlich sein. (lacht)

Es gibt aber auch viele Festivals, auf die ich alleine wegen des Preises verzichten muss. Zum Beispiel kann ich mir das Garbicz als Student gar nicht leisten. Ich hätte zwar Lust drauf und kenne auch Leute, die hingehen, aber die meisten verbinden das mit Arbeit, entweder bei einem Foodtruck oder als Freiwillige. Auch das Nachtiville könnte ich mir nicht leisten, 400 Euro sind einfach zu viel. Ich gehe immer davon aus, dass ein Festival so um die 100 Euro kostet. Bei dem Preis gehen zwei bis drei im Jahr klar. Als Alternative kann man sich auch einen Job auf dem Festival suchen, aber die richtige Festivalerfahrung kommt so nicht wirklich zustande. Wir teilen uns also sehr gut ein, wo wir hinwollen. Es gibt Alternativen zu den großen, teuren Festivals, und das wollen wir ausnutzen. 

„Immer mehr Leute organisieren ihre eigenen Festivals. Ein paar Kontakte knüpfen, und schon weiß man, woran man ist.”

Yukon Hochkirch Acosta

Neben dem Ticketpreis muss man bedenken, dass man auf dem Festival selbst noch Ausgaben hat. Das Problem in unserer Freundesgruppe ist, dass viele das Studium bereits abgeschlossen haben. Da sind auch ein paar Ärzte dabei, die dementsprechend gut verdienen. Die machen sich keine Sorgen um die Preise, da wird das volle Programm mitgebucht. Ich gucke mir meistens an, welche Festivals die sich so aussuchen. Dann entscheide ich, wo ich mitreiten kann. Bei den billigen Festivals sind immer alle dabei, bei den teureren nur noch ein Teil der Gruppe. Mein Budget variiert, dieses Mal musste ich mir beim Kauf der ersten Tickets bis Ende des Monats ein bisschen Geld leihen. Ich habe so 150 Euro pro Ticket, mehr kann beziehungsweise will ich nicht ausgeben. Außerdem sehe ich nicht ein, so viel Geld für ein Festival zu zahlen. Vor Ort variieren die Ausgaben.

Die allgemeinen Preissteigerungen sind mir schon aufgefallen. Oft sind es dann 20 Euro mehr pro Ticket als im Vorjahr. Dann gibt es Festivals, bei denen ich mir die Ticketpreise anschaue und denke: „Krass, ich wusste nicht, dass ein Festival so teuer sein kann.” Für mich gibt es geile Alternativen, sodass ich diese riesigen Festivals gar nicht unterstützen muss. Die werden eh ihren Weg finden. So entsteht natürlich eine gewisse Separation.

Die Stimmung auf Festivals allgemein war in diesem Jahr ähnlich wie im Jahr davor. Das Publikum verändert sich aber. Es kommen jüngere Festivalgänger:innen dazu, da will ich mich selbst auch nicht ausschließen, ich bin ja auch eher einer der Jüngeren. Bei den Jungen ist so ein Hype entstanden, das hat man vor allem auf der Nation bemerkt. Da clashen teilweise Welten aufeinander, die Liebhaber:innen des schnellen TikTok-Techno und die treuen, jahrelangen Festivalgänger:innen. Für mich ist das kein Problem, ich bin neugierig und lasse mich auf vieles ein. So oder so habe ich meinen Spaß und bisher nie mitbekommen, dass sich jemand über das Alter der Besucher:innen beschwert.

„Diese selbstorganisierten Festivals sind der Versuch meiner Generation, eine eigene Subkultur, eine neue Bewegung zu starten.”

Yukon Hochkirch Acosta

Dieses Jahr habe ich auf kleineren Festivals aufgelegt, das war eine tolle Erfahrung. Wir haben unser eigenes, eintägiges Festival in der Nähe von Berlin organisiert, in Velten. Ein voller Erfolg. Mit nur 400 Besucher:innen ist das natürlich eine ganz andere Dimension. Da haben wir 25 Euro Eintritt pro Person eingesackt, bei insgesamt 350 Besucher:innen. Eine Nacht mit Camping, dafür finden die meisten eh Zeit. Ich halte weiterhin Ausschau nach solchen Sachen. Das sind spontane, günstige Alternativen mit einer sehr geilen Atmosphäre. Natürlich kann das auch nach hinten losgehen, aber in der Regel sind weniger gehypte, weniger mainstreamige Festivals schwer zu toppen. Unsere letzte Nation war zum Beispiel nicht mehr so geil. Irgendwann kennt man das Festival, man weiß, wie es aufgebaut ist. Der Überraschungseffekt bleibt aus, deswegen finde ich kleine, neue Festivals oft spannender.

Immer mehr Leute organisieren ihre eigenen Festivals. Ein paar Kontakte knüpfen, und schon weiß man, woran man ist. Das kreiert auch ein gewisses Self-Made-Feeling, die Veranstalter laufen da rum, man kriegt alles mit. Ich denke, diese selbstorganisierten Festivals sind der Versuch meiner Generation, eine eigene Subkultur, eine neue Bewegung zu starten. Die Clubs in Berlin gehen gerade nach und nach zugrunde, weil sie bei den Preissteigerungen nicht mehr mithalten können. Außerdem will heutzutage jeder DJ sein, kommerzielle Clubs haben die Oberhand. Ich finde es gerade deswegen cool, dass sich eine Gegenbewegung etabliert. Wir machen unser eigenes Ding.

Juli Paulsen: „Viele Besucher:innen laufen mit Tetrapak-Wein oder Sektflaschen auf das Festivalgelände”

Juli Paulsen (Name von der Redaktion geändert) ist 34 Jahre alt und wohnt seit sieben Jahren in Berlin. Paulsen ist Industriemechanikerin und zurzeit arbeitslos. Ursprünglich kommt sie vom Land aus Heidenheim an der Brenz, wo die Feierszene limitiert war. Bereits als Jugendliche hat sich Juli für elektronische Musik begeistert, und schon als Kind hat sie die Loveparade neugierig auf dem heimischen Fernseher verfolgt. Seit 2008 geht sie selbst jedes Jahr auf Festivals.

Juli Paulsen (Foto: Privat)

Angefangen hat meine Leidenschaft für Festivals mit dem Love Family Park in Frankfurt. Danach sind wir jeden Sommer auf alle möglichen Festivals gefahren, oft sind wir auch nach Amsterdam geflogen, um an Festivals wie dem Awakenings teilzunehmen. In den letzten Jahren wurden wir deutlicher wählerischer, jetzt gehen wir jetzt nicht mehr auf jedes zweite Festival.

Im Voraus schaue ich mir das Festival erst mal selbst an. Was steckt dahinter, welche Musik gibt es, wer veranstaltet es? Oft wähle ich lieber etwas Neues aus, also Festivals, auf denen wir noch nicht waren. Große Festivals haben auch ihren Reiz, aber da sind die Line-ups immer ähnlich. Diesen Sommer waren wir zum Beispiel nur auf der Letzten Wiese, einem relativ kleinen Festival. Wir haben uns schon weit im Voraus Tickets geholt, weil sie so günstiger waren. Dennoch hat eines 100 Euro gekostet, was ich als viel empfinde. Klar, man hat ein ganzes Wochenende, drei Tage mit Camping und so weiter, aber das ist schon Geld, von dem man sich überlegen muss: Will ich das ausgeben? Früher war das eigentlich nie so richtig Thema, weil es nicht so teuer war. Wir haben Flüge gebucht, uns Tickets geholt und nicht darüber nachgedacht. Heute kosten alleine die Flugtickets schon echt viel. Dieses Jahr haben wir uns dazu entschlossen, mit dem Camper hinzufahren, das ist viel entspannter. Meine Freundinnen und ich sehen uns nicht mehr so oft wie früher. Dann ist man froh, wenn man sich auf dem Festival auch mal zurückziehen und sich unterhalten kann.

Was sich auf jeden Fall geändert hat, ist unsere Einstellung zu Festivals. Es ist alles ein bisschen kontrollierter geworden, würde ich sagen. Man geht jetzt nicht nur hin, um möglichst viel zu konsumieren oder so. Wir überlegen uns davor sehr lange, wofür es sich überhaupt lohnt, Geld auszugeben. Um Geld zu sparen, kaufen wir die Tickets oft relativ früh. Wir nehmen meistens unser eigenes Essen und Trinken mit, so spart man viel.

„Es wäre schön, wenn die Line-ups weniger männlich regiert wären.”

Juli Paulsen

Die Preissteigerungen kann ich teilweise schon nachvollziehen. Alles ist seit der Pandemie und dem Krieg teurer geworden. Deswegen verstehe ich auch, wenn ein:e Veranstalter:in mehr für ein Ticket verlangt. Bei großen Festivals kann ich das aber nicht ganz nachvollziehen, die sollten ja eigentlich besser mit ihrem Budget umgehen können. Der Vorteil bei kleineren Festivals ist, dass sie oft finanzielle Zuschüsse abgreifen können. Bei der Letzten Wiese war das relativ transparent, man hat genau mitbekommen, wo das Geld hingeht.

Mir ist aufgefallen, dass viele ihre eigenen Getränke mit aufs Gelände nehmen. Viele Besucher:innen laufen mit Tetrapak-Wein oder Sektflaschen rein und saufen wortwörtlich. Das habe ich in diesem Jahr zum ersten Mal so erlebt. Die Leute waren eher besoffen, als dass sie konsumiert haben. Auch da sieht man wieder: Die Festivalgänger:innen wollen Geld sparen. Natürlich kostet der Sekt an der Bar mehr, als wenn man die Getränke mit reinschmuggelt. Das ist eigentlich schade, denn bei der letzten Wiese handelt es sich um ein kleines, liebevoll gestaltetes Festival. Dass der übermäßige Alkoholkonsum an junger Kundschaft liegt, denke ich nicht. Ich denke, die Jüngeren gehen eher auf die größeren Festivals. Die haben ja auch durch die Pandemie viel verpasst, was Feiern angeht. Zudem sind die Line-ups auf großen Festivals einfach breiter gefächert, da ist für jeden was dabei.

Ich werde auf jeden Fall weiterhin auf Festivals gehen. Für nächstes Jahr habe ich auch schon eins im Auge, da nehme ich bald die Planung in Angriff. Mittlerweile ist alles ein bisschen komplizierter, wir haben alle viel zu tun, meine beste Freundin hat ein kleines Kind. Außerdem wohnen wir verstreut, also muss man sich schon im Voraus gut organisieren. Ich denke auch, dass ich es bei einem Festival belassen werde und mir ein paar andere gute, kleinere Partys aussuche. Was die Zukunft von Festivals angeht, wünsche ich mir einfach mehr Diversität in den Line-ups. Es wäre schön, wenn die weniger männlich regiert wären.

Emil Triller: „Ich schaue mich nach Early-Bird-Preisen um, weil man einiges sparen kann”

Emil Triller ist 30 und kommt aus der Nähe von Hamburg. Er hat in Lüneburg Kulturwissenschaften studiert und wurde dort gefragt, ob er am studentischen Festival Lunatic mitwirken möchte, heute arbeitet er als Filmförderreferent. Ihm war aber von Anfang an klar, dass ihm auf Festivals das Vergnügen wichtiger ist als die Arbeit.

Emil Triller fährt mit 30 seltener auf Festivals als mit Anfang 20 (Foto: Privat)

Ich bin durch meine Freunde auf Festivals gekommen. 2011 war ich das erste Mal auf dem Hurricane, im selben Jahr dann auch noch auf dem Dockville. Ich fand die Atmosphäre auf Festivals immer so schön. Um die gleiche Zeit gab es bei mir auch so einen Shift von meiner Vorliebe zu Indie-Bands hin zur elektronischen Musik. Ich finde die Indie-Musik heutzutage sehr gleichförmig, sie ist nicht mehr besonders innovativ, deswegen interessiert sie mich weniger. Außerdem ist elektronische Musik genau das, was gerade alle hören. Ich habe eine Zeit lang beim Musikfonds hier in Berlin gearbeitet, nun bin ich in der Filmförderung tätig. Trotzdem begeistere ich mich noch immer für Musik, und so sind Festivals eigentlich immer ein Teil meines Sommers.

Drei Festivals sind für mich der way to go. Diesen Sommer war ich auf der Fusion, dem Appletree und dem Pop-Kultur in der Berliner Kulturbrauerei. Das Appletree ist mein Lieblingsfestival, das ist mit etwa 5000 Leuten etwas kleiner und findet zwischen Osnabrück und Bremen statt. Anfang 20 hatte ich noch mehr Energie, da gab es auch mal einen Sommer, wo ich sieben Festivals gemacht habe. Mittlerweile bin ich 30, arbeite Vollzeit und kann in einem Sommer nicht mehr auf so viele Festivals gehen wie im Studium.

„Es gibt viele, die mittlerweile auf Festivals verzichten, um stattdessen mit dem Geld in den Urlaub zu fahren.”

Emil Triller

Natürlich hat sich die allgemeine Atmosphäre auf Festivals verändert. Es fängt schon mit dem Awareness-Konzept an, das ist in den letzten Jahren auf jeden Fall viel wichtiger und größer geworden. Auf dem Pop-Kultur war zum Beispiel jede Bühne barrierefrei, das fand ich sehr schön. Ich bin selbst schwerbehindert, also habe ich ein Auge darauf. Vom Publikum her variieren die Festivals natürlich. Es gibt beispielsweise Festivals, auf die ich jetzt einfach nicht mehr gehe, weil ich älter bin. Das Dockville in Hamburg wäre so eins, da merkt man den Altersunterschied mittlerweile sehr. Dann ändern viele Festivals ihre Richtlinien, auf die Fusion dürfen ja zum Beispiel seit diesem Jahr keine Kinder mehr. Veränderungen sind in diesem Kontext aber ganz natürlich. 

Die Preissteigerungen fallen schon auf. Es ist ein Thema, wenn die Fusion, die über sieben Jahre nur 100 Euro gekostet hat, auf einmal auf 200 Euro hochgeht. Auch das Appletree ist um einiges teurer geworden, das merkt man als Ticketkäufer. Es gibt viele, die mittlerweile auf Festivals verzichten, um stattdessen mit dem Geld in den Urlaub zu fahren. Das Problem ist die Priorität, die Festivals haben. Nach der Pandemie muss man die Leute dazu motivieren, wieder auf Festivals zu gehen. Ich sehe das auch in meinem Beruf. Kinos müssen sich heutzutage Maßnahmen überlegen, um die Leute zu motivieren, wieder ins Kino zu gehen. Ich denke, Festivals müssen dasselbe tun. Deswegen wundert es mich, dass infolge der Pandemie gar nicht mal so viele Festivals zu Grunde gegangen sind. In Deutschland gibt es ja eine extreme Fülle, von Ende Mai bis Mitte September kann man jedes Wochenende auf ein Festival gehen. Ich weiß, dass sich jedes Jahr viele Veranstalter:innen aufs Neue überlegen: „So, machen wir das jetzt wirklich?”

„Wenn ich heute noch Student wäre, würde ich wahrscheinlich nicht mehr auf die ganzen Festivals fahren.”

Emil Triller

Alles wird momentan teurer, es ist normal, dass sich Festivals da anpassen müssen. Sie müssen dem Minus entgegenwirken, das können Besucher:innen auch nachvollziehen. Die Konsequenz davon ist, dass man auf weniger oder auf kleinere Festivals geht. Es gibt aber auch Alternativen, um teure Preise zu vermeiden und ein einigermaßen günstiges Festivalerlebnis zu garantieren. Beispielsweise schaue ich mich immer nach Early-Bird-Preisen um, weil man einiges sparen kann. Allerdings macht das Ticket nur einen Bruchteil der Kosten aus. Es kommen noch Transport, Essen und Trinken, Campingzeug und alles drumherum hinzu.

Mittlerweile setze ich mir aber kein Budget mehr. Ich bin kein Student mehr, früher habe ich das schon gemacht. Da sind wir teils mit 50 Euro ausgekommen, das könnte ich mir heutzutage nicht mehr vorstellen. Da ging es wirklich nur um die Musik. Wir haben uns auf dem Festivalgelände nie was gekauft, sondern alles selbst mitgebracht. Auch heute gehe ich aber nicht jedes Mal auf dem Gelände essen. Trotzdem bin ich mit meinem Vollzeitjob jetzt in einer Situation, die mir das erlaubt. Wenn ich heute noch Student wäre, würde ich wahrscheinlich nicht mehr auf die ganzen Festivals fahren, da müsste ich auf jeden Fall Kompromisse eingehen.

Ich glaube, es wird immer beides geben, die kleinen und großen Festivals. Die kleineren Festivals brauchen aber auf jeden Fall ein Erkennungsmerkmal, irgendetwas, was sie von den anderen abhebt. Es kann sogar sein, dass die Kleinen eher überleben als die Großen, weil sie günstiger sind. Wenn man als Einzelperson die Veranstalter:innen kennt oder Kontakte hat, sind kleine Festivals für die Leute oft attraktiver. Dieses familiäre Gefühl auf einem Festival zu haben, ist natürlich etwas sehr Besonderes. Der Markt ist irgendwann gesättigt. Da überlegen sich Veranstalter:innen dementsprechend Alternativen, wie zum Beispiel das Nachtiville, das im Januar außerhalb der Festivalsaison indoor stattfindet. Das ist auch viel teurer und steht bei mir nicht auf dem Programm. Man merkt auch, dass die großen Player nach und nach immer mehr aufnehmen. Was das Line-up angeht, bleibt trotzdem vieles gleich, was ich interessant finde. Solange es Musik gibt, wird es auch Festivals geben. Das geht Hand in Hand.

In diesem Text

Weiterlesen

Features

[REWIND2024]: So feiert die Post-Corona-Generation

Die Jungen feiern anders, sagen die Alten – aber stimmt das wirklich? Wir haben uns dort umgehört, wo man es lebt: in der Post-Corona-Generation.

[REWIND2024]: Ist das Ritual der Clubnacht noch zeitgemäß?

Hohe Preise, leere Taschen, mediokre Musik, politische Zerwürfnisse – wo steht die Clubkultur am Ende eines ernüchternden Jahres? Die GROOVE-Redaktion lässt das Jahr 2024 Revue passieren.

[REWIND 2024]: Gibt es keine Solidarität in der Clubkultur?

Aslice ist tot. Clubs sperren zu. Und die Techno-Szene postet Herz-Emojis. Dabei bräuchte Clubkultur mehr als solidarische Selbstdarstellung.