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Die Platten der Woche mit Alan Johnson, Kombé, Hodge, Vague Imaginaires und X-Coast

Alan Johnson – Ten Year Tonnage (Sneaker Social Club)

Seit zehn Jahren kommen die Produzenten Elsewhere und Tom Neilan sporadisch zusammen, um im Bassmusikspektrum ihre scheinbar ungeordneten Spuren zu hinterlassen. Dass das auch mit anderen Mitteln geht als den gewohnten digitalen Tieffrequenz-Ungetümen (keine Angst, die gibt es bei ihnen genug), zeigen sie sehr ausgeruht etwa in „People of the World”, in dem sie Saxofone und Perkussion in einer Weise verbinden, mit der sie sich angemessen vor jamaikanischen Größen wie Count Ossie verneigen. Die Stimme eines Toasters wird in „Shapeshifter” in knappen Schnipseln mit ebenfalls spärlichen Breaks, Basstönen und Akkorden zum Rave-Dub-Dialog. Out there und out there ist nicht immer dasselbe, doch Alan Johnson sind einfach vorbildlich out there: Bei ihnen macht das Schräge zugleich Spaß. Tim Caspar Boehme

Kombé – Foreign Exchange (Somatic Rituals)

Der EP-Opener „Batian” groovt auf 130 BPM, wirkt aber schneller, was einem ausgefuchsten Breakbeat inklusive packender Polyrhythmik zu verdanken ist. Es wird ein großer Spaß sein, diesen Track in ein Set mit gerader Bassdrum einzubauen und zu beobachten, wie sich die Crowd nach und nach dabei die Beine verknotet. Aber umso spaßiger dürfte es werden, die Stücke dieser über 25 Minuten langen EP für Tänzer:innen mit offenen Ohren aufzulegen, die es ja immer noch in großer Zahl gibt, entgegen manch pessimistischer Klagegesänge. Track Nummer drei bewegt sich dann auch szeneübergreifend-versöhnlich über eine Four-To-The-Floor-Kick, die mit treibenden Handtrommeln und spooky Vocal-Loops kombiniert ist – eindeutig stilistisch einordnen lässt sich aber keines der Stücke auf Kombés Debüt-EP. Die beiden letzten Tracks dürften eher in Bars und Warm-up-Sets zum Einsatz kommen, lassen aber ebenfalls Spielraum für kreative Turntable-Artist:innen. Mathias Schaffhäuser

Hodge – Voice Crash EP (Timedance)

Holla, das rumpelt aber ordentlich los auf „Voice Crash”, dem ersten Track der gleichnamigen EP von Hodge. Früher, in Zeiten noch nicht so ausgetretener Genrepfade, hätte man das einfach Techno genannt. Heutzutage dann wohl eher Bass, oder so. Wie auch immer, es ist auf jeden Fall eine veritable Dancefloor-Bombe, nichts weniger als das. Der zweite Track, „151”, bleibt der klanglich klackernden Noise-Ästhetik treu, setzt aber auf einen verschrobeneren Halfstep-Rhythmus und ist so im Ganzen etwas spezieller. „Fussyhead” wiederum, das abschließende Stück der EP, vereint dann beide Seiten der Medaille: Der Track beginnt mit schwirrenden Percussion-Sequenzen, derart eingepackt in schwelende Synthflächen, dass man sich erst in einem Ambient-Track wähnt, verwandelt er sich nach der Hälfte der Laufzeit aber in einen höchst hypnotischen Tribal-Bass-Knaller. Tim Lorenz

Vague Imaginaires – L’île volante (Versatile)

Mit einer EP von Albumlänge setzt Versatile eine Reihe von Veröffentlichungen fort, die eine gewisse Verwurzelung in der psychedelischen Musik der Sechziger und davon beeinflussten Soundtracks hat. Und wie die Alben von Gilb’R, Chimère FM und I:Cube ruft auch L’île volante Erinnerungen an damalige Musiker:innen wach, hier in einigen Momenten an Pink Floyds Rick Wright und die Periode der Band, in der der Keyboarder noch einen großen Einfluss auf die Kompositionen der Band hatte. Aber wir reden von Assoziationen, die geweckt werden, nicht von Retro-Sound, der versucht, einen Stil detailgetreu nachzubauen. Es geht um einen zeitübergreifenden psychedelischen Aspekt, der womöglich eher mit versöhnlichen Rauschzuständen als konkreten musikalischen Einflüssen zu tun hat. Denis Morin alias Vague Imaginaires macht eindeutig zeitgenössische elektronische Musik und interessiert sich zudem mehr für Field Recordings und das Arbeiten mit Laien als für die Rolle rückwärts. Mathias Schaffhäuser

X-Coast – Lifeforms (Unknown To The Unknown)

Zwar klangen X-Coasts Veröffentlichungen in der Vergangenheit eher nach aufgeknöpften Hemden am Badestrand und Fruchtspießchen im Tequila Sunrise, doch die unbeschwerte Stimmung verfliegt auf der neuen EP völlig und macht Platz für (Achtung!): Drum’n’Bass!

Diese drastische Soundänderung überrascht nicht nur, sondern macht ebenso viel Spaß und gelingt auf ganzer Linie mit Bravour. Die Bässe wabern düster, jedoch abwechslungsreich durch die vier Produktionen, und hier und da werden Vocal-Samples gechoppt. Dabei kollaboriert X-Coast gleich zwei Mal mit DJ RaDa und lässt auf „Go Hard” sogar Jungle-Legende MC Det ans Mic steppen. Also werft die Pistol Fingers durch den Club, jetzt wird geskankt. Till Kanis

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