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Die Platten der Woche mit Credit 00 & Wolf Müller, Luke Hess, Raphael Schön, Petar Dundov & Gregor Tresher und Robert Dietz

Credit 00 & Wolf Müller – Funk The System (Rat Life/ Uncanny Valley)

Eine Zusammenarbeit zwischen Düsseldorf (Wolf Müller) und Leipzig (Credit 00), die schon vor fünf Jahren begann. Die beiden Produzenten sollen für ihre fünf Tracks so ziemlich alles herangezogen haben, was ihnen gerade ge- und einfiel, und die Ergebnisse auf einem alten Computer gespeichert haben, wo sie die Pandemie überdauerten. Der Groove reicht von Quasi-New-Beat über Neo-New-Wave und Berserker-Breakbeats bis zu unorthodoxem Trance-Gegurgel. Im Titeltrack möchte man dank Gesangseinlage an eine Art NDW-Tribut inklusive DDR-Nostalgie à la Bitterfelder Beat denken („Ich träum von Fließband”). Schön eigensinnig. Tim Caspar Boehme

Luke Hess – These Streets (Dolly Dubs)

Luke Hess ist einer der modernen Helden Detroits. Mit Steffis Dolly Dubs gibt eine neue Label-Reihe dem Produzenten genügend Raum, seine Vision von ordentlich pumpendem und dennoch deepem Techno zu verwirklichen.

Tracks wie „Woodward Ave.” oder „Gratiot Ave.” haben einen propulsiven Drive, einen bouncigen Groove und scheinen trotzdem farbenfroh mit starken Dub-Chords. Die hintere Albumhälfte hält sich eine Spur ernsthafter im Tonus, behält aber den gleichen Grundcharakter analoger Drum-Machine-Perkussion und dubbiger Klangkörper bei. Die mitgelieferten Remixe ergänzen das Paket sinnvoll: der Portugiese Vil orientiert sich an Hess’ Vorlagen mit einem gleichermaßen stampfigen wie elegant-grazilem Mix, das italienische Duo Fireground liefert mit zusätzlicher Sample-Perkussion, tieffrequentem Wirbel und kosmischen Synth-Pads einen wahren Sonnenaufgangskracher, während Shcuro einen messerscharfen Electro-Edit dazupackt. Leopold Hutter

Raphael Schön – Fiesta Forever (Running Back / Misfit Melodies)

Bei Hallo Augsburg, dem Branchenblatt für Lifestyle und leckeres Essen in Augsburg, hat Raphael Schön gesagt, dass er sich nicht mehr als Rapper sehe. Schade, weil: Das Zeug, das er als Errdeka über Mixtapes und Alben inklusive Majordeal rausgebracht hat, war zumindest kein Plastikpalmen-Gefurze. Deshalb hat Schön zwar auch keinen Majordeal mehr, kann beim Zähneputzen aber in den Spiegel schauen, ohne sich vor Einsachtsieben-Eigenekel zu übergeben.

Die gewonnene Zeit nutzt er, um sich ein Studio mit Sedef Adasï zu teilen und dort dann so Heartstring-Mukke zu machen. Die ist nicht schlecht, wenn man schöne Akkorde mag und Gefühle auch mal abseits von bunten Pillen zulässt. Vielleicht hat sich Gerd Janson von Running Back deshalb gedacht, ja, komm, wir machen die Kiste fit, auch wenn die schon zwei Jahre rumsteht und ein bisschen Rost angesetzt hat. Dafür gibt’s dann zwei Upgrades – einen Need-for-Speed-Heckspoiler von Sally C und so prollige Flammenaufkleber von Matisa. Die hätte es zwar nicht gebraucht, um damit, ich sag mal, durch den TÜV zu kommen. Aber gut, wenn Hallo Augsburg das aktuelle Stadtgeschehen so ernst nimmt wie behauptet, schafft es Schön damit zumindest auf die Titelseite. Christoph Benkeser

Petar Dundov & Gregor Tresher – Der Kleine Morgen (Neumatik)

Gregor Tresher hat momentan einen Lauf. Nach dem maßgeblichen künstlerischen Anteil am letzten Sven-Väth-Album Catharsis und mit dem gerade veröffentlichten „Black Halo” auf Cocoon eines der Herbstbretter 2023 im Gepäck, findet auch die seit Jahren immer wieder für melodischen Clubalarm gute Kooperation mit dem kroatischen Produzenten Petar Dundov (Music Man) ihre Fortsetzung. Der Titeltrack zelebriert auf unvergleichlich energetische Weise die für beide Künstler so bestimmenden unmerklichen Harmonieverschiebungen als Perpetuum Mobile. Die tropischen Sounds von „Der Kleine Morgen” verblüffen zunächst ziemlich, bevor dann doch die gerade für Dundov typischen Flächenfanfaren die Endorphine nach oben schnellen lassen. Und auch das verzögert housige „Rapids” ist Balsam für die Klangromantiker:innen unter uns. Jochen Ditschler

Robert Dietz – RIP To My Idea Of You (Nous’klaer Audio)

Sechs abwechslungsreiche Techno-Tracks hat Robert Dietz hier für Nous’klaer fabriziert. Dabei reicht das Spektrum von höchst melancholischem Breakbeat-Techno-Hymnen über verschnörkelte, melodieverliebte Nummern bis hin zu hypnotischen Trance-Stompern. Und zurück. Um dann letztlich mit einem wundervoll plinkernden Ambient-Electronica-Tune auszuklingen. Es wird also allerhand geboten, die Produktion ist dabei gewohnt hochklassig. Was will man mehr? Tim Lorenz

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