Dazu passt exzellent, dass die Beautiful Freaks, schnuckligen Hausgeistgeber und Geistbefreier vom Stamme Hausu Mountain nach langer Zeit mal wieder solo gegangen sind und ihrer je eigenen Plunderphonics-Collagen- bzw. Synthesizer-Pfriemel-Weirdness mit vollstem Einsatz nachgeholfen haben – und das dann noch auf ihrem eigenen Label herausbringen: namentlich Maxwell Allison alias Mukqs mit Stonewasher (Hausu Mountain, 22. September) und Doug Kaplan als MrDougDoug mit SOS Forks AI REM II (Hausu Mountain, 22. September). Allison bevorzugt dabei die ultimativ trennscharfe Ästhetik des Hyperpop, wo synthetische Signale, EDM-Fanfaren und Vintage-Game-Samples in hibbeliger Splitterbeathäufung ineinandergeworfen werden. Ein Sound-Mikado, das bestimmt schon mal von Aphex Twin und IDM gehört hat, aber letztlich ganz woanders hinwill. Kaplan ist selbstverständlich ähnlich drauf, bevorzugt aber einen angefressenen Digital-Hardcore-Sound, der eine kondensierte Ahnung von den Kopfschmerzen geben kann, die man sich einfängt, wenn man ungefähr 36 Stunden am Stück in einer Pachinko-Spielhalle rumhängt und ausschließlich Taurin-Drinks und Glutamat-Burger zu sich nimmt. Wenn das der Sound Künstlicher Intelligenz ist, dann will ich meine Zukunft zurück.
Für diese beinahe unüberwindlich scheinende Aufgabe bietet sich Skultura (Fun In The Church, 29. September) des New Yorker Neo-Meta-Hipsters Nick Dunston an. Hipster wohlgemerkt in der ganz alten, unbürgerlichen Definition des Wortes, denn Dunston macht mit altem Jazz ungefähr das, was die Hausu-Honchos mit alter elektronischer Tanzmusik machen. Alles, was prätentiös, aufgeblasen und von rechtschaffenem Ernst ist, rausholen und auf die Müllhalde der (Sound)Geschichte verfrachten. Dafür von dort alles, was früher zu weird, zu kaputt, zu sozialunverträglich war, einfach mal mitbringen und ausprobieren, was sich damit so machen lässt. Das klingt selbstverständlich super in einem Ich-hab-zu-keinem-Zeitpunkt-die-geringste-Ahnung-was-zum-Geier-hier-eigentlich-abgeht Sinn. Es genügt, dass Dunston ganz genau weiß, was los ist. Was auf eine hyperpräzise, auf die Hundertstelsekunde exakt gemachte, geile Unübersichtlichkeit hinausläuft.