In dem Zusammenhang, in dem Carter bevorzugt veröffentlicht, dem Berliner Label-Konglomerat Vaagner, VAKNAR und A Sunken Mall gewährt die Kompilation A Communion (Vaagner, 1. September) Einblicke in die dunkleren Ecken von Ambient und Drone mit vier Künstler:innen, die gerade die Experimental-Festivals aufmischen und von denen definitiv noch zu hören sein wird: Adam Badí Donoval, Aleksandra Słyż, Abigail Toll und Linus Hillborg. Vor allem das archaisch-chorale Dronestück der Polin Słyż ist schlicht eine kleine Sensation.
Abul Mogard und Joseph Kamaru alias KMRU brauchen dagegen keine Vorstellung mehr. Die Drone-Ambient-Prominenz ergänzt sich auf dem Tape Drawing Water (Vaagner, 1. September) auf kongeniale Weise, Kamarus manipulierte Field Recordings und Abul Mograds avanciertes Synthesizerschaffen könnten nicht besser zusammenkommen.
Ebenso wenig muss vermutlich Christoph de Babalon hier vorgestellt werden. Allerdings mag das Auftauchen des Digital-Hardcore-Veteranen im Zusammenhang mit einem Ambient-Label durchaus überraschen. Aber nur ein wenig, denn Vale (VAKNAR, 6. Oktober) schmuddelt tatsächlich in den finstereren Ecken der dunklen Kunst. Wobei die Terror-Breakbeats auf ein Ambient-und-Chill-verträgliches Maß heruntergebrochen sind („Chill” ohne „Out” allerdings). Außerdem hat de Babalon ja schon vor 25 Jahren bewiesen, dass Ambient und Hardcore keine Gegensätze sein müssen. Dass es hier noch einmal mit ähnlicher Vehemenz und Radikalität passiert, ist ein spannendes Statement für sich.
Einmal den Weltenraum zeitgenössischen Ambients durchschreiten, kreuz und quer, dazu gibt das jüngste Langalbum The Floating World (ROHS! Records, 21. Juli) des Italieners Lorenzo Bracaloni alias Fallen den perfekten Anlass. Es ist erstaunlich und erfreulich, wie unangestrengt sich der Sound des Projektes immer wieder erneuert und doch gleich bleibt. Das kann mit jedem Recht Perfektion genannt werden. Oder einfach nur auf sympathische Weise Konsistent-Bleiben.
Abschließend noch der Hinweis auf das Vinyl Reissue des (sehr) tollen und (sehr) vergriffenen Atlas der Gedanken (Edition Dur, 11. August) von Mareena & JakoJako. Das 2021 als Tape auf Muzan Editions erschienene Mini-Album der beiden Berlinerinnen ist ein mindestens ebenso definitives Manifest des avancierten Analog-Synthesizerschaffens wie Colleens.