Am vergangenen Mittwoch wurde bekannt, dass Dub-Reggae-Produzent und Soundsystem-Pionier Jah Shaka im Alter von 75 Jahren in London verstarb. Ohne die kulturelle Vorarbeit von Jah Shaka wären britische Musikstile wie Jungle undenkbar.
Der Sänger, Produzent und Labelbesitzer, der auch unter dem alias Zulu Warrior bekannt ist, stand an der Spitze der Londoner Soundsystem-Kultur, die von karibischen Migrant:innen nach Großbritannien gebracht wurde. Er veröffentlichte insgesamt mehr als 70 Alben und entwickelte in den Siebzigern das Jah-Shaka-Soundsystem, mit dem er bis zu seinem Tod auf Tournee ging.
Mit seiner Musik trug der Produzent dazu bei, Feindseligkeiten und offenem Rassismus die Stirn zu bieten, indem er das gemeinschaftliche Miteinander stärkte und spirituelle Botschaften sowie Zusammenhalt betonte.
In Jamaika geboren, zog Shaka 1956 im Kindesalter als Teil der zweiten Welle der Windrush-Generation nach London. Um sich in der neuen, teils feindseligen Heimat zurechtzufinden, spielte Musik für ihn und seine Altersgenoss:innen eine fundamentale Rolle.
Jah Shaka erklärt 2014 in einem Vortrag: „Als die Menschen von Afrika in die Karibik zogen, konnten sie lediglich ihre Musik, ihre Lieder und ihre Erinnerungen aus der Heimat mitnehmen. Über die Jahre hinweg war das alles, was die Menschen zusammengehalten hat. In den 1950er- und 1960er-Jahren”, führt er weiter aus, „gab es in London viele Hauspartys – 50, 60 Leute mit nichts anderem ausgestattet als Plattenspielern. Diese Partys halfen den Familien, andere Familien kennenzulernen, was damals sehr wichtig war, weil die Menschen gezwungen waren, segregiert zu leben.”
Soundsystems sind Bestandteil einer Musikkultur, die sich in den späten Vierzigern und frühen Fünfzigern auf Jamaika herausbildete: Mobile Lautsprechersysteme, die anfangs von Hand gebaut wurden und auf den Straßen Jamaikas zum Einsatz kamen, um Ska- und US-R’n’B-Platten laut abzuspielen. Diese Kultur breitete sich schnell auf ganz Jamaika und in der übrigen Karibik aus und wurde von dort in den Rest der Welt getragen.
Die individuelle Zusammenstellung der Lautsprecheranlagen macht jedes Soundsystem einzigartig. Allerdings geht es um mehr als nur um die Lautsprecher selbst. So versammelt sich um jedes Soundsystem ein ganzer Zusammenhang von Menschen, die sich auf verschiedene Rollen und Aspekte spezialisiert haben. Dazu zählen DJs, Moderator:innen, Tontechniker:innen und -ingenieur:innen.
In den Sechzigern begann Shaka, mit dem Soundsystem-Ingenieur Freddie Cloudburst zusammenzuarbeiten und sich um dessen Anlage zu kümmern. Nach jahrelanger Arbeit als Assistent begann er im Laufe der Zeit, selbst Platten über die Anlage abzuspielen. Später baute er sein eigenes Soundsystem namens „Roots” auf, das um 1970 entstand. Damit stand er in direkter Konkurrenz zu Anlagen wie „Sufferer HiFi” von Dennis Bovell. Shakas System konnte sich behaupten und erlangte bereits in den späten Siebzigern Kultstatus.
Sein Wirken beeinflusste Dub-Stars und Punk-Musiker:innen gleichermaßen. Mit seinen spirituellen Botschaften und bahnbrechenden Platten prägte Shaka die folgende Generation von Dub-Acts wie Iration Steppas und Jah Warrior. Und auch Postpunk-Bands wie The Slits oder Public Image Ltd. nahmen Bezug auf die Klangsignaturen des Dub-Reggae.
1980 ergatterte Shaka selbst eine Filmrolle in Babylon, wo er mit seinem Soundsystem zu sehen ist. Der Musiker und Produzent Jah Shaka hinterlässt fünf Kinder, darunter den Sohn Young Warrior, der selbst sein eigenes Soundsystem betreibt.