Nastia (Foto: Hanna Hrabarska)
Die ukrainische DJ und Produzentin Nastia sagt ihren Gig auf dem Awakenings Festival ab. Ohne Namen zu nennen erklärt sie, dass sie es nicht mit sich selbst vereinbaren könnte, mit russischen Künstler*innen in einem Line-Up zu spielen, die sich nicht deutlich gegen Russlands Krieg in der Ukraine positionieren. Ihre Werte und Ansichten seien ihr wichtiger als ihre Karriere: „My position is much stronger and important than my business and career, so I will go to the end until the war is over.”
Gewiss richtet sich ihre Kritik an Nina Kraviz, die in den vergangenen Monaten für viele Diskussionen gesorgt hat, weil sie sich bis heute nicht eindeutig von der russischen Regierung und der Offensive gegen die Ukraine distanziert. Nastia hatte Kraviz schon persönlich angegriffen.
Nastia ist der Meinung, dass es ausgeschlossen sei, sich als Künstler*in aus politischen Ereignissen herauszuhalten, da Personen, die in der Öffentlichkeit stehen und eine gewisse Reichweite erzielen, auch sozialen Verpflichtungen nachkommen müssten: „We live in time when you must take a side. There can’t be halftones now. If you are against war – you say that you are against war. If you are silent or pretend that you are stupid and just love the music, then you are for it. Every artist is a public person. Every public person has responsibility and must clarify his/her position.”
Wie die GROOVE berichtete, haben drei europäische Festivals die Zusammenarbeit mit Nina Kraviz bereits eigeninitiativ beendet, beim Awakenings Festival steht sie hingegen weiterhin im Programm. Bis jetzt gab es noch keine öffentliche Reaktion der Veranstalter*innen.
Nastia teilt mit, dass sie ihren Fond für die Ukraine neu aufgelegt habe und den Betrag, den sie für ihren Auftritt auf dem Festival erhalten hätte, spenden möchte. Sie appelliert auch an ihre Fans, sich weiterhin Solidarität zu zeigen.
Update 10. Juni 2022
Das Team von Awakenings hat nun zum Vorfall Stellung bezogen. „Wir wissen, dass Nina Russlands Krieg gegen die Ukraine nicht ausdrücklich verurteilt hat”, schreiben die Macher*innen des Festivals in einer Nachricht an die GROOVE-Redaktion. „Wir haben aber mehrere persönliche Gespräche mit Nina geführt, in denen sie ihre Position verdeutlicht hat. Basierend auf diesen vertraulichen Gesprächen haben wir entschieden, sie nicht aus dem Line-up zu entfernen. Bis heute stehen wir zu dieser Entscheidung.”
Vladimir Dubyshkin habe sich ausdrücklich gegen den Krieg positioniert, heißt es weiter. Das nehme Nastia nicht zur Kenntnis. Allein habe Dubyshkin entsprechende Social-Media-Posts gelöscht, nachdem Äußerungen dieser Art durch russische Gesetze kriminalisiert wurden, um Angehörige und Freunde nicht zu gefährden. Diese Posts lägen Awakenings aber vor. Von einer Veröffentlichung sehen sie aber aus genannten Gründen ab.
„Wir als Awakenings haben uns unmittelbar nach der russischen Invasion in der Ukraine am Anfang dieses Jahres klar gegen den Krieg positioniert”, heißt es zum Schluß. „Wir haben den Namen des Z-Floors in U geändert und eine große Spende an Giro 555 für die Opfer des Krieges in der Ukraine geleistet nach unsere Awakenings-Osterveranstaltungen. Unsere Position in dieser Sache bleibt dieselbe, und wir werden nach unserem Awakenings-Sommerfestival erneut für Giro 555 spenden – unabhängig von Nastias Entscheidung. Wir stehen zur Ukraine.”