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Mixe des Monats: Mai 2022

Astro – UFO Trip Mixtape Volume 1 (Astro)

Astro, DJ und Produzent aus Edinburgh, wird seinem Namen nicht nur durch spacige Mixtapes und regelmäßige EP-Releases, sondern auch durch Trance-House-Gigs in seiner Heimatstadt gerecht. Im laufenden Jahr wird er dort unter anderem Ende Mai neben Courtesy in The Caves und im August auf einer Party mit Helena Hauff im Liquid Room Warehouse auftreten. 

Den Einstieg in sein Set gestaltet er mit zwei Chicago-House-Tunes, die ordentlich von disco-lastigen Attributen geprägt sind. Was hier zunächst frappierend wirkt, wenn man die Ouvertüre des Mixes mit Astros eigenen, eher progressiven Tracks wie „Strange Object” oder „Era” vergleicht, avanciert dann wenig später zu einer spannenden Symbiose aus Deep-Trance, Dream- und Classic-House.

Schon ab der achten Minute steuert der Produzent und DJ sein Klang-Raumschiff in die Progressive-House-Richtung, die seinen Stil für gewöhnlich charakterisiert. Mit den darauf folgenden Ecstasy-Vocals scheint der Trip und damit die Reise in die Weite des Tanz-Makrokosmos dann auch vollends an Fahrt aufzunehmen.  

Zum Ende hin evoziert Astro erneut eine kleine Transformation, und zwar Richtung Minimal-House mit kosmischen Synth-Sounds, die auch den Ausklang des Sets einleiten sollen. Der Track, der hier den Wendepunkt setzt, wird in Kürze als ND 009 auf Neptune Discs erscheinen. Celeste Lea Dittberner

Hannie Phi b2b ttyfal – PVC Podcast 070 (PVC Podcast)

Die beiden in Leipzig ansässigen „Soundschwestern“ Hannie Phi und ttyfal spielten schon bei Hannies erstem Gig ein gemeinsames b2b. Nun haben sich die IfZ-Resident und die ambitionierte Neueinsteigerin noch einmal zusammen hinter die Plattenteller gestellt, um ihren groovy Sound aus „sexy breaks, easy going vibes und smooth edits“, wie sie ihren Mix selbst beschreiben, zu addieren. 

Die aktuelle Folge des PVC-Podcast ist ein Mitschnitt von Cooked, der neuen Veranstaltungsreihe des PVC-Kollektivs, die jeden ersten Freitag im Monat im Leipziger mimikry stattfindet. Dazu wird die Veranstaltung noch vom Callshop Radio gestreamt. Nach einem typisch sphärischen Start voller frühlingshafter House-Beats tröpfelt nach einer halben Stunde der erste Afro-Beat in den Soundpool, bevor mit „Mallet Furry“ der Break-Spezialist*innen von No Moon zur Hälfte des Sets hin die erwähnten „sexy breaks” mit den „smooth edits“ zusammenfallen.

Und auch der „Move Ya Body“-Radio-Remix von Jiggy, im Original Nina Sky featuring Jabba, ist ein typisches Beispiel für den Sound der beiden, der sich nicht zu schade ist, sich hier und da auch mal nicht zu ernst zu nehmen, ohne dabei zu sehr ins kitschige oder kommerzielle abzudriften. Und so wird es nach diesem hittigen Anklang auch wenig später wieder verträumt. Malte Scheibe

Ogazón – May 06 / 2022 (EOS Radio)

Ogazóns Karriere nahm mit einem HÖR-Set aus dem vergangenen September, in dem sie generationen- und stilübergreifend vordergründig moderate Techno-Spielarten verquickte, nochmal gehörig an Fahrt auf. Im April spielte sie bereits am Freitag in der Panorama Bar, im Juni gastiert sie im Rahmen der Klubnacht im Obergeschoss des Berghain und auch sonst ist der Terminkalender der Wahlberlinerin gut gefüllt.

Eine singuläre Kernkompetenz oder einen Sound, auf den sie sich festnageln ließe, hat die DJ aber nicht, spielt sie doch einerseits b2bs mit Palms Trax, mixt fürs EOS Radio hingegen halligen Dub und Dub Techno zu einer entrückten Stunde zusammen, die das Radioformat ernst nimmt. Und den Sommeranfang: Um die kühlen Blautöne zwischen Himmel und Chlorbecken im Freibad im Mix wahrzunehmen, muss man nicht synästhetisch veranlagt sein. Auch rhythmisch präsentiert sich Ogazón polyvalent, von Breaks bis hin zu gemächlichen Afterhour-Tracks mit integrierten Nebelschwaden ist alles dabei. Maximilian Fritz

r4a & Aaron – April 28 / 2022 (EOS Radio)

Obwohl EOS Radio erst vor gut einem Jahr startete, hat sich der Frankfurter Websender bereits zu einer Anlaufstelle für hochqualitative elektronische Musik gemausert. Das Projekt, das von zwei ehemaligen Programmverantwortlichen des Offenbacher Clubs Robert Johnson, Pascal Mungioli und Oliver Hafenbauer, ins Leben gerufen wurde, bietet einem breiten Spektrum von Künstler*innen und Genres eine Bühne. Mixe kamen schon von Ben UFO, Elena Colombi oder Jane Fitz. Residents sind dabei unter anderem etablierte Artists wie O-Wells, Stella Zekri und Spekki Webu. Aber auch DJs, die bisher noch unter dem Radar schweben. So auch r4a und Aaron. Die beiden DJs kommen aus dem Umfeld von Frankfurt und Offenbach, ersterer wohnt inzwischen in Berlin. Sie sind Teil einer Szene, die stets darauf bedacht ist nach Platten zu suchen, die nicht über den gewöhnlichen Dancefloor oder durch die großen Mixserien laufen. Und dabei trotzdem nicht den Bezug zur Clubmusik verlieren.

In ihrem aktuellen Mix für EOS, ihrem ersten gemeinsamen, bedienen sich r4a und Aaron einer breiten Auswahl von Genres, sicher und souverän verteilt über 120 Minuten. Das Set beginnt über die erste Stunde mit hauptsächlich gebrochenen Beats und verschobenen IDM-Nummern, Four-to-the-Floor-Kicks fügen sich immer mal ein, bleiben aber eine Seltenheit. Clever mischen die beiden runtergepitchte Psytrance-Geschichten auf Drum ‘n’ Bass-Platten. Hier ein bisschen Electro, immer mal ein bisschen US-Techno aus den 90ern. Es ist ein schlauer Mix, der alles andere als gewöhnlich wirkt, und geschickt das Zusammenspiel von Stilen untersucht, die auf den ersten Blick gar nicht zusammenpassen, es dann aber doch so doll tun. Präzise und analog gemixt bleibt die Sache, bei all dem, was manche ungewöhnlich nennen mögen, rund und in Form. Jan Goldmann

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SHXCXCHCXSH – IA MIX 363 (Inverted Audio)

Das 2010 gegründete Projekt SHXCXCHCXSH hat von Beginn an einen bedachten Umgang in Sachen Inszenierung und Medienpräsenz an den Tag gelegt. Bei Live-Auftritten ist das Duo oft eingehüllt in übergröße Kapuzen-Hoodies, die Namensgebung von Tracks und EPs wirkt für Außenstehende wahllos, und die selten gewährten Interviews lassen Freiraum zur Deutung. All das trägt zur Mystifizierung der beiden Akteure bei. 

Und auch musikalisch ist SHXCXCHCXSH nicht einfach fassbar. Ihr Signature-Sound zeichnet sich durch industrielles Produktionsdesign, abwechslungsreiche Rhythmen und virtuoses Processing von Samples aus. Zurecht füllt der Output der Schweden konstant begehrte Plätze in DJ-Charts und Albumlisten. Erst kürzlich erschien ein weiterer Release, Kongestion, auf dem Label Avian

In ihrem Mix für Inverted Audio liefern SHXCXCHCXSH einen schamlos experimentierfreudigen Mix innerhalb ihres eigens kreierten Technoverse. Auf der konstant gehobenen Geschwindigkeit von 150 BPM führt das Duo die Hörer*innen in unbekannte Gewässer durch gewagte Juxtaposition verschiedenster Stilrichtungen. Schon in der ersten 20 Minuten findet man Tracks von Genres wie IDM, Ghettotech, Footwork und Hardcore, bevor sie von treibenden Dark-Techno-Nummern verschlungen werden. Bis zum Schluss schaffen es die beiden diese Vielfältigkeit aufrecht zu erhalten, ohne dass die Einheitlichkeit des Mixes verloren geht. Felix Gigler

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