Steve Rachmad (Foto: Noam Ofir)

Im schweizerischen Crans-Montana findet dieses Jahr wieder das preisgekrönte Festival in (Ehr-)Furcht einflößenden Höhen statt. An zwei Wochenenden vom 17. bis zum 19. und vom 24. bis zum 26. September bespielen die Künstler*innen jeweils drei Bühnen. Mit dabei sind diesmal unter anderem Ricardo Villalobos mit Luciano in einem 4h-Set, DJ Tennis, Cinthie, Solomun, Blond:ish und Apollonia. Ebenfalls am Start ist der Amsterdamer Techno-DJ Steve Rachmad. Er lieferte für GROOVE einen exklusiven Festival-Mix und stellte sich in einem Interview unseren Fragen zur Gestaltung seines Mixes, zur Pandemie und zum Caprices.


Gleich zu Beginn: Wie ist es dir während der Pandemie ergangen?

Wie für die meisten war es keine leichte Zeit. Es gab zwar viele Höhen und Tiefen, aber im Großen und Ganzen war es okay. Die Musik hat mich gerettet. Ich wüsste nicht, wie es ohne sie gewesen wäre.

Wann konntest du wieder deine ersten Gigs spielen?

Diesen Sommer habe ich genau einen Gig gespielt, bevor der Stecker wieder gezogen wurde. Ich hatte einen vollen Terminkalender für die kommenden Monate und jeder einzelne ist wieder abgesagt worden. Mein letzter Gig davor war in Kroatien im Sommer 2020.

Im Mai hat Delsin Deine Asphyx-EP aus dem Jahr 1995 wiederveröffentlicht, die du unter deinem Sterac-Moniker produziert hast. Wie leicht fällt es dir, deine künstlerischen Persönlichkeiten zu trennen, und warum hat es für dich Sinn gemacht, 2021 eine Neuauflage zu machen?

Um ehrlich zu sein, verwende ich die meisten Moniker nicht mehr, weil sie Verwirrung stiften. Heutzutage benutze ich nur noch die offensichtlichen, die einem bestimmten Stil entsprechen, wie Parallel 9, das eher Dub-orientiert ist, und Sterac Electronics, das sich mehr an Electro und Eighties orientiert. Und natürlich Sterac und meinen eigenen Namen. Die anderen werde ich wahrscheinlich nicht mehr nutzen, weil sie keinem bestimmten Stil entsprechen. 

Was Asphyx angeht, bekam ich viele Anfragen von Leuten aus der jungen Generation, die den Release damals natürlich verpasst haben. Ziel der Musik ist für mich, gehört zu werden. Und durch die Veröffentlichung kann ein neues Publikum an sie herangeführt werden.

Du wirst oft als der Hauptprotagonist des niederländischen Detroit Techno bezeichnet. Was hältst du davon?

Wenn ich ehrlich bin, habe ich das nie gemocht. Das ist eine Sache der Medien. Viele Künstler wie Speedy J, Orlando Voorn und andere sind eine Generation älter als ich; meiner Meinung nach sollte einer dieser Künstler diesen Titel tragen. Aber natürlich ist es auch eine Ehre, wenn die Leute mich so sehen.

Welche Künstler*innen bringen deiner Meinung nach im Moment einen interessanten, innovativen Touch in den Detroit Techno und tragen zur Entwicklung des Genres bei?

Das ist wirklich eine Frage, die ich zu diesem Zeitpunkt nicht beantworten kann. In der ganzen Covid-19-Periode habe ich mich nur auf mich selbst und meine eigene Musik konzentriert und demnach überhaupt keine Dancefloor-bezogenen Sachen gehört. Das war für mich frustrierender als alles andere in dieser Zeit.

Lass uns über die Aufnahme sprechen, die du uns gegeben hast. Wo und wann wurde sie aufgenommen? Hast du ein bestimmtes Ziel verfolgt, als du sie abgemischt hast?

Sie wurde im Februar 2019 in De Marktkantine in Amsterdam aufgenommen. Mathew Jonson live war eigentlich der Haupt-Act, ich bin an diesem Abend für ihn eingesprungen. Ich bin ein Fan von Mathew, ich erinnere mich auch daran, dass ich mit diesem Gig sehr zufrieden war. Was das Set angeht, das ich gespielt habe, muss ich sagen, dass ich mir eigentlich nie vorher Ziele setze. Ich entscheide immer vor Ort. Aber es scheint mir, dass ich eine Menge Achtziger-Remixe und -Edits gespielt hatte, die ich ausprobieren wollte. 

Und es ist auch dasjenige Set, das Aminata von Caprices gehört hat und das dazu führte, dass sie mich letztes Jahr zum ersten Mal für einen Auftritt bei dem Festival gebucht hat. Wir dachten, es wäre nur logisch, dieses Set jetzt als Caprices x GROOVE-Podcast zu veröffentlichen.

Und zu guter Letzt: Auf wen freust du dich – außer auf dich selbst natürlich – bei Caprices anzuhören?

Ich werde relativ früh spielen, also werde ich dableiben, abhängen und mir wahrscheinlich alle anhören. Ich habe schon lange keinen der Leute mehr gesehen, also freue ich mich über jeden einzelnen. Auch auf Ben und die Jungs von Apollonia, die auf der gleichen Bühne spielen. Ich fliege am Montag mit einem späten Flug zurück, damit ich so viel Zeit wie möglich bei Caprices verbringen kann.

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Tracklist:

1 Jimpster – Alsace & Lorraine (Josh Wink Remix Vinyl 1)
2 Deniro – Floating City
3 G Flame – House Music
4 Arthur Baker feat. Alan Vega – Angel Of Hell (Paranoid London Remix)
5 The Advent – Click (ROD Remix demo-edit v5)
6 G Flame – KCC_Heaven Featuring Emile Chambers
7 Art Department – Boa
8 Gingy – RAPT (feat Starving Yet Full)
9 G Flame – Turnmoil Fever
10 Murk/Sterac –  DJ-T edit
11 Steve Rachmad – untitled/unreleased
12 Steve Rachmad – untitled/unreleased
13 Aphex Twin – On (Steve Rachmad remix/edit) 
14 Frankie Goes To Holywood – Relax (Steve Rachmad remix/edit)
15 Johhny Aux – Blue (Johnny Aux Remix)
16 Kingpin Cartel-Ghetto-(Fanciulli & Mac Re Make)
17 Arpanet – Zero Volume (Steve Rachmad remix/edit)
18 Museum – Sandra
19 Jasper Wolff & Maarten Mittendorff
20 Queen – Radio Ga Ga  (Steve Rachmad remix/edit)
21 Museum – Septem F
22 Stef Mendesidis – Celesta
23 Subjective – Tremmer (Joris Voorn edit)
24 Region – Cosmic
25 Depeche Mode (Steve Rachmad remix/edit)
26 Michael Jackson – Beat it (Steve Rachmad remix/edit)

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