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Die Platten der Woche mit Karima F, Panta Rex und Superpitcher

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Karima F – Fief Fef (Schloss Records)

Karima F - Fief Fef

Breaks. Breaks. Und Breaks. Die Produzentin Karima Furuseth alias Karima F, Resident im Osloer Club Jaeger, verschwendet bei der zweiten EP auf ihrem eigenen Label Schloss Records keine Töne. Harte Synkopen regieren, Synthesizer sekundieren eher, als dass sie das Geschehen bestimmen würden. Ohne die teils schrilleren, teils stilleren Effekte wären ihre Tracks allerdings nicht diese hart-filigranen Gebilde, in denen der Beat verhindert, dass man es sich mit der Musik einfach gemütlich macht, man sich zugleich aber dank ihrer sparsam gesetzten Melodien und Harmonien auch aufgehoben fühlen kann. Der Wind weht rau, etwas Schutz findet man dennoch. Tim Caspar Boehme

Palms Trax & Nonku Phiri – Petu (CWPT)

Palms Trax_Nonku Phiri - Petu

An dieser EP lässt sich wieder einmal wunderbar exemplarisch darstellen, was das Zusammentreffen und -arbeiten von Menschen bewirken kann. „Petu” war ursprünglich von Jay Donaldson, der hinter dem Pseudonym Palms Trax steckt, als Instrumentalstück und Übergangs-Track für seine DJ-Sets konzipiert worden, und vermutlich hätte sich die Nummer bei kaum jemandem nach durchtanzter Nacht eindringlich ins Gedächtnis eingeschrieben, wäre es bei dieser einen Version geblieben. Aber glücklicherweise hatte Donaldson die Idee, den Track weiter zu entwickeln und um eine Singstimme zu erweitern. Und er hatte noch einmal Glück, dass er dafür die Johannesburgerin Nonku Phiri auswählte. Im Team schaffen es die beiden, aus dem funktionalen Stück einen echten Song zu machen, der sowohl Pop als auch Tiefgang transportiert. Die Gesangsmelodie und Phiris hohe Stimme erinnern an manchen Stellen an Hot Chip und deren markanten Sänger Alexis Taylor, an anderen blitzt kurz das Timbre von Deee-Lites-Lady Miss Kier auf, was die Raffinesse des Stücks verdeutlicht und im Remix von Masalo, der das Tempo anzieht und damit den Disco-Faktor in den Vordergrund rückt, noch mehr zum Tragen kommt. Mit noch ein paar weiteren glücklichen Zufällen und Zusammentreffen könnte „Petu” ein echter Sommer(club)hit werden. Mathias Schaffhäuser

Panta Rex – Lefty (Noorden)

Panta Rex - Lefty

Die zweite Veröffentlichung des Kölners Panta Rex für das Kollektiv Noorden vereint die Leichtverständlichkeit der großen Tanzflächen mit dem das Gute bringenden Unbekannten. „Swerve” zockelt statisch aufgeladen in den Warengängen soeben Feierabend machender Supermärkte, ein Stromstecker ist just aus der Wand gefallen, das Putzlicht schummert, und all das bei 126 Schlägen in der Minute. Im Vergleich dazu wirkt „Dizz” eher frühmorgendlich. Die Synthies verursachen diese Stimmung: Wenn die Sonne und die Vögelchen gemeinsam zwitschern, dann wird der Tag ein guter. Dass diese Melodie zu oft wiederholt wird, lässt sich leicht durch Mixen kompensieren. Mit ähnlichen Parametern geht das Titelstück ans Werk: Smoothness, Wärme, Leere. Und es erarbeitet große Spannung. Nicht direkt peak, in Rave-Sprache gesagt, doch kurz davor beziehungsweise kurz danach. Christoph Braun

Superpitcher – Lonely Lover (Studio Barnhus)

Superpitcher - Lonely Lover

Mit seinem Indie-lastigen Sound stand Superpitcher in den frühen 2000ern für die Hoffnung auf eine zweite oder eher dritte Generation von DJs aus dem Hause Kompakt nach den Voigt-Brüdern und Tobias Thomas und Michael Mayer. Zwar löste sich diese Erwartung nicht ganz ein. Dass Superpitcher aber bis heute seine eigene Sichtweise auf die Schnittmenge zwischen atmosphärischem Minimal und wehmütigem Pop verfolgt, zeigt sein Studio-Barnhus-Debüt.

Auf den zwei jeweils zehnminütigen Tracks nimmt sich Aksel Schaufler viel Zeit, um seine Ideen langsam zur Wirkung zu verhelfen. „Lonely Lover” betört erst ganze zwei Minuten mit einem warmen, klanglichen Etwas, das sich dann als Vocal-Sample herausstellt und von einer Clap begleitet wird. Es fließt gediegen dahin, dubbige Drums unterstreichen den entspannten Grundtenor. Das klagende „Chanson d’Amour” einer Frauenstimme drückt die Art von Sehnsucht aus, die ein kurzer verliebter Blick im Vorbeigehen, vielleicht auf einer Party, auslöst. Nicht sonderlich tiefgehend, eher ein schmerzlicher Genuss. Mit Moll-Tönen beginnt auch die B-Seite, „Smile, It’s a New Day”. Gitarrenakkorde, dazu gesellen sich Kaskaden trauerschwerer Melodien. Einzig der hölzerne Klang von Rasseln lässt das Herz weiter im Takte schlagen. Und die Aufforderung zu lächeln ist wohl reiner Zweckoptimismus. Die Stimmung ändert sich auch im weiteren Verlauf nicht. Leiden wir gemeinsam mit Superpitcher, dann ist das Leid halbiert. So ist das für alle angenehmer. Ganz am Ende gibt es dann doch einen kleinen Hoffnungsschimmer, und man kann zu der Musik fast tanzen. Lutz Vössing

TSVI – Sogno EP (Nervous Horizon)

TSVI - Sogno EP

Seit 2015 betreibt der italienische Produzent Guglielmo Barzacchini zusammen mit Wallwork das Label Nervous Horizon. Seine Platten als TSVI bewegen sich gerne zwischen Konzept und Dancefloor, so auch die neue Sogno EP, die Beats und künstliche Traumzustände miteinander in Einklang bringen möchte. TSVI wohnt in London. Das zeigt sich durch einen gewissen Einfluss des UK-Undergrounds in Form schwerer Half-Time-Stepper à la Autonomic. Doch die EP entwickelt bald eine ganz eigene Formsprache. Fast Melodie-befreit bleibt sie abstrakt, düster und hypnotisch. Die ungelenken Klang-Konstrukte entsprechen nun eher Techno oder Dancehall.

TSVI fokussiert sich auf die Ebenen des Unterbewusstseins, will es ermöglichen, selbst in traumähnliche Zustände zu verfallen. Dort angekommen, zeigen sich Schatten und Stimmungen, denen es sich zu stellen gilt. Besonders gelungen sind die eingearbeiteten ASMR-Flüstereien, also auf Italienisch gehauchte Worte, die eine sogenannte autonomous sensory meridian response auslösen sollen. Das ist eine unwillkürliche Reaktion, die wir als angenehm empfinden und das Nervensystem beruhigen soll.Dadurch ist die EP mehr als Musik, wird ein Mittel zur Reise ins eigene Unterbewusstsein. Coole Idee, die auch noch überzeugend umgesetzt worden ist! Leopold Hutter

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