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Griessmuehlen-Demo: Ein eindringliches Zeichen

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Sämtliche Fotos: Cristina Plett)

Organisieren Clubs eine Demo, folgt das Publikum für gewöhnlich gerne. Ein bisschen Politik mit ein bisschen Tanzen im Freien – warum nicht? Bei der Kundgebung, zu der die Griessmuehle gestern in Berlin-Neukölln aufgerufen hatte, gestaltete sich das jedoch etwas anders. Obwohl große Boxen die Rednertribüne flankierten, stand die Musik nicht im Mittelpunkt. Ganze 11 Redner*innen waren angesetzt, um ihre konkreten Forderungen an die Berliner Politik und allgemeinere Appelle für den Erhalt der Clubkultur zu formulieren. 

Das dringlichste Thema – das geplante Ende des Mietvertrags der Griessmuehle zum 31. Januar – war am Tag der Kundgebung einer Lösung näher gekommen. Nachdem sich am Dienstag Vertreter von Clubcommission und Politik mit den Besitzern des Geländes getroffen und die Ergebnisse als positiv gewertet hatten, folgte heute der Schritt, auf den die Griessmuehle bereits seit Ende vergangenen Jahres pocht: Ein Gespräch zwischen David Ciura, dem Betreiber der Griessmuehle, und den Eigentümern von der S Immo AG. Bis 3. Februar darf die Griessmuehle bleiben. Der Pressesprecher der Clubcommission Lutz Leichsenring war bei diesen Gesprächen dabei. Sein Fazit ist nicht durchweg, aber tendenziell positiv: „In Anbetracht der Lage vor drei Tagen haben wir das Maximum rausgeholt.“ Und heute gab die Clubcommission bekannt, dass schon zwei Optionen für eine Ausweich-Location gebe, die ab Mitte Februar bespielt werden können.

In den kurzen Intervallen zwischen den Beiträgen wird zu Klassikern wie „Gypsy Woman“ oder „Plastic Dreams“ getanzt. Ab und zu weht der Geruch von Grünem durch die Luft. 

Griessmuehle-Betreiber David Ciura wirkt trotzdem etwas angespannt, wenngleich die allgemeine Stimmung gut ist. Mit Einbruch der Dunkelheit hat sich der Platz zunehmend gefüllt; die Polizei schätzt, dass zur Peaktime rund 450 Personen da sind. In den kurzen Intervallen zwischen den Beiträgen wird zu Klassikern wie „Gypsy Woman“ oder „Plastic Dreams“ getanzt. Ab und zu weht der Geruch von Grünem durch die Luft. 

Das Demo-Publikum ähnelt dem eines Samstagabends in der Griessmuehle; jung, dunkel gekleidet, zum Teil international. Manche haben sich aus Solidarität mit dem Club ein X auf die Jacke getapet, andere haben Schilder mitgebracht. „Don’t Break Our Hearts“, „Capitalism Kills Culture“ oder „#savegriessmuehle“ heißt es da. Die treuesten der Stammgäste sind sogar einen Schritt weiter gegangen: Sie haben aus einer Whatsapp-Gruppe heraus die Bürgerinitiative Pro Griessmuehle gegründet. Rund 150 Menschen seien sie, erzählt Anastasia Tikhomirova, die oft in den Club geht. Gleich wird auch sie auf der kleinen Bühne sprechen, stellvertretend für Pro Griessmuehle.

 „Sicherheit haben, Austausch, Begegnung und Kraft finden.”

„Ich kenne viele meiner Freunde aus der Griessmuehle“, sagt Tikhomirova. Es sei wie ein Zuhause. Ein großes Wort, dessen schützenden Aspekt auch Florian Filtzinger vom CSD Berlin in seiner Ansprache betont. Gerade für nicht-Weiße und Menschen außerhalb der Heteronormativität des Mainstreams sei solch ein Club ein Platz wo sie „Sicherheit haben, Austausch, Begegnung und Kraft finden können.”

Für die Griessmuehle mag es Hoffnung geben, aber sie ist nicht der einzige bedrohte Club. Die gestrige Kundgebung hat ein Zeichen gesetzt – und es damit bis in die Tagesthemen geschafft.  

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