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Wir müssen reden.

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Find the English version below.

Bis zum 17. Juli war auf groove.de unsere Berichterstattung über elektronische Musik und Clubkultur zu lesen. Damit ist nun Schluss. Zum ersten Mal in unserer 35-jährigen Geschichte müssen wir unsere tägliche Arbeit unterbrechen – um über uns zu sprechen.

Unser Verlag, die piranha media GmbH, gibt das Magazin auf. Das ist aber nicht das letzte Wort. Ein Kreis aus mehr als 60 ehemaligen und gegenwärtig aktiven Autor:innen, Redakteur:innen, Art-Direktor:innen und Fotograf:innen haben einen Verein gegründet, der in Zukunft das Magazin tragen soll – den Verein für Technojournalismus.

Der Verein trägt die GROOVE mit seiner musikjournalistischen Kompetenz – finanzieren kann er sie nicht. „Und die Werbung?”, werdet ihr da fragen? Event-Werbung wird das Magazin weiter mitfinanzieren. Diese und weitere Einnahmequellen reichen aber nicht aus – es braucht eine Community, der die GROOVE am Herzen liegt. Dafür sind wir auf euch angewiesen.

Deshalb, unmissverständlich:

Nur wenn wir innerhalb der nächsten Wochen zu den 60 Gründungsmitgliedern und bisherigen Bestandsabonnent:innen die genug weitere Mitglieder gewinnen, hat die GROOVE eine Überlebenschance. Wir benötigen zusätzliche 500 Mitgliedschaften zum Standardpreis, um das Magazin in die Unabhängigkeit zu führen. Wieso das unabdingbar ist, lest ihr auf den nächsten Slides.

Zu den verschiedenen Mitgliedschaften kommt ihr hier.

Die GROOVE-Redaktion im Jahr 2019 (von links nach rechts: Maximilian Fritz, Cristina Plett, Alexis Waltz, Benjamin Kaufman)

Szene und Kommerz: Eine Party ist keine Dienstleistung

Jetzt ist nicht der Moment, um aufzugeben. Heute werden die Ideale der elektronischen Musikkultur komplett infrage gestellt. Ein unabhängiges Musikmagazin ist wichtiger denn je zuvor. Mit unserem Verein wollen wir eine Gemeinschaft schaffen, die bestimmte Werte teilt.

In den letzten beiden Jahren hat die Szene einen einzigartigen Kommerzialisierungsschub erlebt. Profitgier zerstört autonome Strukturen, die über Jahrzehnte gewachsen sind. Immer häufiger werden Technoveranstaltungen wie kommerzielle Konzerte besucht – und gelebt. Stichworte: Kartenkauf, RSVP, Instagrammisierung.

Ein Rave, eine Clubnacht oder ein Festival sind aber etwas anderes als ein Konzert. Es geht um mehr als einen einzelnen DJ. Das Drumherum ist keine Dienstleistung. Ein Rave ist eine kollektive Erfahrung, der Auftritt der Künstler:innen nur einer ihrer Teile. Die Location gehört ebenso dazu wie das gesamte Team, vom Bouncer bis zur Putzkraft. Ein:e Veranstalter:in ist kein Mensch mit einem großen Portemonnaie, der Musik und Technik bucht, sondern ein:e Schöpfer:in von Gemeinschaft.

Ein Rave ist einer der seltenen Momente von radikaler Freiheit, der in unserer verkauften und kontrollierten Welt möglich ist. Als Magazin für elektronische Musik und Clubkultur sind wir die Hüter dieser Erfahrung. Wir feiern es, wenn DJs tolle Sets spielen oder Kollektive großartige Partys veranstalten – und nehmen kein Blatt vor den Mund, wenn etwas kritikwürdig ist.

Die GROOVE Redaktion im Spätsommer 2021 (Foto: Andreas Ernst)

Eine Keimzelle für ein besseres Zusammenleben

Rassismus, Sexismus, Klassismus – der Kampf gegen alle Formen von Ausgrenzung ist das größte politische Ziel der GROOVE. In den Neunzigern sprach man in diesem Kontext von Peace, Love and Unity. Auch wenn dieses Motto seit seiner Schöpfung verwässert wurde, hat es in unseren Augen nicht an Aktualität eingebüßt. Nach wie vor existiert rassistische Türpolitik, Awareness wird immer wieder mit Füßen getreten. Das wollen wir ändern, so gut es eben geht, um in einer ungerechten Welt so gerechte Partys wie nur möglich zu feiern.

Krisen, politische Konflikte und die ständig wachsende Vorherrschaft von Social Media treiben die Menschen auseinander. Zu guter Musik zu tanzen, macht nicht nur gute Laune, sondern erschafft auch ein Minimum von Gemeinschaft. Die Nacht kann die großen und kleinen Probleme dieser Erde nur bedingt lösen – dennoch ist sie idealerweise ein Raum für Begegnungen auf Augenhöhe und damit eine Keimzelle für ein besseres Zusammenleben.

Kritisch, engagiert und kompromisslos

Hier denken wir unweigerlich auch an den Musikjournalismus selbst. Wenn dieser verschwindet, wertet das ebenso die Musik ab wie den Journalismus. Sie hat es verdient, dass sich wortgewandte Menschen über sie den Kopf zerbrechen. Wenn sich Journalismus bloß auf Felder wie die Politik beschränkt, begibt er sich in die Gefahr eines Schrumpfprozesses, denn unsere kleine Technoszene ist Spiegel und Resonanzraum der politischen Großwetterlage.

An dem Punkt, an dem viele andere aufgegeben haben, brechen wir – hoffentlich mit euch – nach vorne auf. Wir verstehen den emanzipatorischen Akt der Vereinsgründung als politische Geste. Elektronische Musik ist Freiheit, wir kämpfen deshalb gegen Zwänge aller Art. Wir entscheiden uns für die Freiheit und wollen diese für die Szene, ihre Individuen und Kollektive sowie für uns als journalistische Stimme gewährleisten. Kritisch, engagiert und kompromisslos – und fortan ohne Paywall, um unsere Inhalte zu demokratisieren und sie all jenen zugänglich zu machen, die sich für elektronische Musik interessieren.

Zurück zur GROOVE

Zum Schluss kommen wir wieder zurück zur GROOVE. Gegründet wurde sie 1989 als Fanzine mit DJ-Charts und Szene-Reports. In den Neunzigern mauserte sie sich zum ambitionierten Musikmagazin. Seit 2019 ist sie eine digitale Zeitschrift, die jeden Tag von mehreren Tausend Menschen gelesen wird. Der Verlag kann sie nicht mehr tragen, wie bei fast allen Zeitungen und Magazinen fehlt das Geschäftsmodell. Deshalb gründen wir die GROOVE als unabhängiges Magazin aus der Community heraus neu. Da müssen wir natürlich wissen, ob ihr hinter uns steht.

Was das genau heißt? Um die GROOVE weiterhin nachhaltig zu produzieren, brauchen wir 500 weitere Fördermitglieder – alles andere wäre unseriös. Als solches unterstützt du uns mit 100 Euro im Jahr. Der Sozialbeitrag für einkommensschwache Leser:innen beträgt 50 Euro. Agenturen, Veranstaltende und professionelle DJs zahlen 300 Euro.

Brich’ mit uns in die Zukunft auf, denn ein besseres Morgen ist möglich.

Die GROOVE-Redaktion im Jahr 2022 (Wencke Riede, Nathanael Stute, Maximilian Fritz, Alexis Waltz)

We have to talk.

Up Until July 17th, GROOVE was all about coveraging electronic music and club culture. For the first time in our 35-year history, we have to interrupt our daily work – to discuss the future of our magazine.

Our publisher, Piranha Media GmbH, is giving up the magazine. But this is not the end. A group of more than 60 former and current authors, editors, art directors, and photographers has founded a non-profit organisation to run GROOVE in the future: the Verein für Technojournalismus.

The non-profit supports GROOVE with its music journalistic expertise, but it cannot pay for  it. Even though advertising will continue to help finance the magazine, these and other sources of income are not enough–we need a community that cares about GROOVE. We depend on you.

Therefore, unequivocally:

GROOVE can only survive if we find enough members within the next few weeks to join the 60 founding members and previously existing subscribers. We need an additional 500 memberships at the standard price of 100 Euros per year to make the magazine an independent operation. Please read why we believe this is important on the next slides.

The commercialization and instagrammization of techno

Within the last two years, the club scene has experienced a unique surge in commercialization. The greed for profit of entertainment and media corporations is destroying independent structures that have grown over decades. Techno events are increasingly produced, sold and consumed like commercial concerts. Think of advance ticket sales, RSVP, Instagrammization.

Raves, club nights, or festivals are supposed to be something else, though. They foster a collective experience, which is much more than a series of instagrammable DJ sets. The location is just as much a part of it as the entire team, from the bouncer to the cleaning staff. After all, a rave is about creating a community, bringing about one of the rare moments of radical freedom in our overly controlled world. 

As a magazine for electronic music and club culture, we want to preserve this collective club experience. As a surge of commercial actors is calling ideals of electronic music culture into question, an independent music magazine is more important than ever. With our non-profit, we want to create a community that shares certain values.

A seedbed for better coexistence

Racism, sexism, classism –the fight against all forms of discrimination has been and continues to be GROOVE’s main political goal. Peace, Love, Unity, and Respect was the political ideal of the 1990s club scene. Even though this motto has been watered down since its creation, it has not lost any of its relevance. The scene is still dominated by cis men, racist door policies still exist and awareness is repeatedly trampled underfoot. We want to change this as best as we can in order to celebrate parties as just as possible in an unjust world.

Multiple crises, political conflicts and the ever-growing dominance of social media are driving our scene apart. Dancing to good music not only puts you in a good mood, it also creates a sense of community. The night can only solve the world’s big and small problems to a limited extent–but ideally it is a space for encounters on equal footing and therefore a seedbed for better coexistence.

Critical, committed, and uncompromising

In this context, music journalism itself comes to mind. Its disappearance would devalue music and journalism alike. Music deserves to have journalists wrack their brains over it. Journalism’s limitation to supposedly major subjects such as politics misses the importance of our small techno scene as a mirror and resonance chamber of the global political climate.

Many others have given up, yet we want to move forward–hopefully with you. We see the emancipatory act of founding a non-profit as a political gesture. Electronic music is an expression of freedom, we are fighting against constraints of all kinds. We want the scene, its individuals, collectives, as well as our journalistic voice to stay independent. Critical, committed, and uncompromising–and from now on without paywall, democratising our content for everyone with a passion for electronic music.

Back to the GROOVE

Finally, we have to come back to GROOVE. GROOVE was founded in 1989 as a fanzine with DJ charts and scene reports. During the nineties, it evolved into an ambitious music magazine. Since 2019, GROOVE is published solely digitally, being read by several thousand people every day. The publisher can no longer support it; as with almost all newspapers and magazines, there is no reliable business model. That is why we are relaunching GROOVE as an independent magazine from within the community. Naturally, we need to know whether you want to be part of this process.

What exactly does that mean? In order to continue producing GROOVE sustainably, we need 500 more supporting members–anything else would be dishonest. With a regular membership, you support us with 100 euros per year. The social contribution for low-income readers is 50 euros. Agencies, event organizers and professional DJs pay 300 euros. Find the membership models here.

Be part of a better club and festival scene – be part of GROOVE.

In diesem Text

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