Bella Boo – Once Upon A Passion (Studio Barnhus)

Es gibt diese Platten, da hört man den ersten Song und man weiß: Das hier wird ein Lieblingsalbum. Once Upon A Passion von Bella Boo ist so eine, bis hin zum Ambientstück „Stars” auf Position Sechs bekommt denn auch jede Nummer sofort ein Herzchen verpasst – und selbst dieser Track ist mehr als ein Interlude, Bella Boos inspirierter Umgang mit Vocal-Samples macht’s möglich. Der erste Longplayer der inzwischen in Los Angeles lebenden Schwedin müsste also, wenn es nicht ganz blöd läuft, die Herzen unzähliger Menschen auf der ganzen Welt erobern.

Once Upon A Passion ist keine dieser Platten, die mit Kennermiene goutiert werden, am Ende aber doch ruckzuck auf Nimmerwiedersehen im Regal verschwinden. Nein, diese hier hört man wieder und wieder. Für die Arbeit an diesem entspannten und aufgeräumten Album kehrte Bella Boo, eigentlich heißt sie Gabriella Borbély, nach Stockholm zurück. Dort hatte man ihr die Studioräumlichkeiten gekündigt, und so kostete sie im Sommer nochmal die letzten Wochen in ihrem alten Studio aus. Gerade mal zwei Jahre ist es her, dass die Schwedin ihre allererste EP Music Playing veröffentlicht hat. Die war nichts Besonderes, Deep House mit starker Detroit-Anlehnung eben. 2018 dockte sie dann bei Studio Barnhus an, bereits der Track „Boyboy“ präsentierte eine viel klarere und eigenständigere Idee ihres Sounds.

Once Upon A Passion ist keine dieser Platten, die mit Kennermiene goutiert werden, am Ende aber doch ruckzuck auf Nimmerwiedersehen im Regal verschwinden. Nein, diese hier hört man wieder und wieder.

Auch Bella Boo-Tracks erfinden House natürlich nicht neu, die Basics bleiben dieselben. Die schwedische Produzentin hat aber ein Händchen für irre lebendige Arrangements und für melodische Elemente, die sich in kürzester Zeit ins musikalische Gedächtnis einschleichen. Das schließt Samples mit ein, die catchy sind, ohne dabei irgendwie allzu vordergründig zu funktionieren. Im großartigen Opener „Can’t Leave You Like This” sorgen rollende Percussions für Drive, darunter wummert eine steppende Bassline, darüber Dub-Effekte und dezent euphorische Harmonien in einem Sounddesign, das sich anschlussfähig an moderne Popmusik zeigt. Im nächsten Stück, „She’s Back!” heißt es, regiert ein House-Beat mit knappen Synkopen, dazwischen immer wieder Garage-Vocal-Samples. In „Tuesday” betritt eine traurige Jazz-Trompete die Bühne – die ist natürlich Lichtjahre entfernt vom Free Jazz-Pionier Ornette Coleman und seinem Album The Shape Of Jazz To Come, das, wenn man mit der Lupe sucht, auf dem Cover zu sehen ist.

Einen echten Popsong hat Once Upon A Passion auch zu bieten: Auf dem tollen „Girlfriend”, das irgendwo zwischen Saint Etienne und dem Shuggie Otis-Klassiker „Aht Uh Mi Hed” einzusortieren ist, singt Bella Boo selbst. Auf dem Track „Way Chill” kollaboriert sie mit dem aus L.A. kommenden Rapper Def Sound. Ebenfalls an dieser Platte mitgewirkt hat der Studio Barnhus-Kollege Axel Boman, der ist auf „Do The Right Thing” zu hören. Seit Ultramarine in den frühen Neunzigern hat man eine 303 nicht mehr so schön zwitschern gehört. Wie gesagt: eine Lieblingsplatte. Holger Klein

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