Foto: Gili Shani

Dem KitKatClub und dem Sage Club wurde der Mietvertrag gekündigt, erklärt Sascha Disselkamp der Groove. Disselkamp ist als Betreiber des Sage Clubs Mieter der Räumlichkeiten, der KitKatClub ist Untermieter. Unter der Woche werden die Räume vom Sage genutzt, am Wochenende vom KitKatClub.

Laut Kündigung sollen die Clubs die Räumlichkeiten bis Ende Juni 2020 verlassen. Nachdem das entsprechende Schreiben vor einem Dreivierteljahr eingegangen war, schlug Disselkamp dem Eigentümer vor, Gebäude und Hof zu kaufen und dort neben den Clubs Ateliers, Proberäume und ein Wohnprojekt für alte Menschen einzurichten. Auf dieses Angebot reagierte der Eigentümer nicht. „Wir sind nicht einen Schritt weiter, als zum Zeitpunkt der Kündigung”, erklärt Disselkamp. Dieser fehlende Dialog frustriert ihn. Zugleich gibt er sich kämpferisch: „Wir haben nicht vor, zu gehen.”

Dabei betont Disselkamp, dass es nicht darum geht, den Eigentümer zu verteufeln. Disselkamp hat seit den frühen Neunzigern in Berlin 15 Clubs (mit-)betrieben und als Gründer und stellvertretender Vorsitzer der Clubcommission zwischen diversen Immobilienbesitzern und Clubbetreibern vermittelt. Ebenso strebt er in Fall vom Sage und KitKatClub einen Dialog an. „Es gibt aber eben keine Kommunikation mit dem Eigentümer”, bedauert er.

Das Umfeld der Clubs ist schon länger über die Kündigung informiert. Die Nachricht wurde öffentlich, als Lukas Drevenstedt von der Clubcommission am 27. November von der Berliner Zeitung gefragt wurde, welche Berliner Clubs zur Zeit bedroht sind.

Der KitKatClub hat Clubgeschichte geschrieben. Der von seinen Fans liebevoll Kitty genannte Laden eröffnete im März 1994. Dabei ging es von Anfang nicht nur um um Techno. Der KitKatClub bietet Besucher*innen eine Bühne, ihre freizügigen Fetisch-Outfits zur Schau zu stellen und sich jenseits gängiger Moralvorstellungen und Geschlechternormen vor den Augen der anderen Gäste sexuell zu betätigen. So vermittelt der KitKatClub einem Technopublikum Praktiken aus der Fetischkultur und ist damit ein Wegbereiter der sexpositiven Partys, die heute vielerorts Bestandteil der Szene sind.

Eröffnet wurde der KitKatClub in der Turbine in der Glogauer Straße Schöneberg, 1999 zog er ins Metropol-Theater am Nollendorfplatz, 2001 in die Malzfabrik Schöneberg und im Juli 2007 in die Räume des Sage über und neben dem U-Bahnhof Heinrich-Heine-Straße in Mitte.

Der Sage Club eröffnete 1997 in dieser Location, in der sich ab 1991 der legendäre Berliner Afterhour Club Walfisch befand. Zehn Jahre lang hatte der Sage Club an fünf Wochentagen geöffnet, an jedem Abend wurde einen anderen Musikstil stark gemacht. Dann wollte man sich neu orientieren und lud den KitKatClub als Partner ein, der gerade auf Locationsuche war.

So lang wie hier befand sich der KitKatClub an keinem anderen Ort, erklärt Disselkamp. Der KitKatClub nutzt die Räume des Sage, der Sage die Einrichtung des Kitty, erklärt er lächelnd: „Wir existieren in gegenseitiger Umarmung – und die werden wir sobald nicht auflösen.”

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