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Die Berliner Clubcommission, der größte Verband aus Club- und Kultur- Veranstalter*innen im Live-Bereich, hat im Auftrag der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe eine umfassende Studie zur Situation des Berliner Nachtlebens durchgeführt. Nachdem Anfang des Jahres ein erster Überblick der Kernerkenntnisse veröffentlicht wurde, ist die Studie nun vollständig verfügbar. Ziel der Untersuchung war es, die Bedeutung der Clubkultur für den Standort Berlin herauszuarbeiten. Als empirische Basis dienten Befragungen von Clubbetreiber*innen, Clubbesucher*innen und Expert*innen der Szene.
Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen eindrücklich, welcher Stellenwert der Clubkultur als wirtschaftlicher und kultureller Faktor in Berlin zukommt und inwiefern sowohl die Stadt, als auch Clubbetreiber*innen von einer Zusammenarbeit profitieren. Die Clubkultur stellt mit 700 Akteur*innen und 9000 Beschäftigen sowie einem Jahresumsatz von rund 168 Millionen Euro einen wichtigen Bestandteil der Berliner Kulturindustrie dar. Zudem hat sie einen signifikanten Einfluss auf die soziale, ökonomische und ästhetische Entwicklung der Stadt. Wie die Wissenschaftler*innen hervorheben, brachte die Clubkultur im Jahr 2017 alleine 1,48 Milliarden Euro in die Stadt. Branchen wie der Tourismus, Gastronomie oder Transport profitieren demnach enorm vom Veranstaltungsmarkt.
Die Berliner Clubkultur erzeugt zudem ein besonderes Image, für das Musikliebhaber*innen und Interessierte aus der ganzen Welt nach Berlin kommen. Mehr als ein Drittel der befragten Besucher*innen gab an, aufgrund der Clubkultur nach Berlin gekommen zu sein. Und: Clubkultur dominiert den Berliner Veranstaltungsbereich. Von knapp 58.000 Veranstaltungen fielen mehr als 75 Prozent auf Tanz- und Musik-Events. Noch entscheidender als die wirtschaftlichen Standortfaktoren sind wohl die sozialen: Clubkultur fungiert als Sozialisationsinstanz und Freiraum der Bürger*innen. Sie schafft Orte, an denen Konventionen gebrochen werden und sich Menschen unabhängig ihrer Identität und Orientierung respektiert fühlen. Themen wie „Club als Schutzraum“ oder der Verhaltenskodex werden in diesem Kontext immer wichtiger. Als relevantesten Faktor für das Gelingen einer Party nannten die Veranstalter*innen die Atmosphäre ihrer Events.
Das Bedürfnis feiern zu gehen ist in Berlin nach wie vor groß. Etwa 20 Prozent der befragten Besucher*innen gaben an, öfter als einmal im Monat in Berliner Clubs zu sein. Das Publikum setzt sich fast zur Hälfte aus Stammkundschaft zusammen. Um eben solche sozialen Räume zur Verfügung stellen zu können, bedarf es nutzbarer Flächen. Genau hier setzt der wichtigste Punkt der Studie an: Beim Thema „Raum“. Zwar besteht Clubkultur auch außerhalb der etablierten Standorte, jedoch sind sie die zentrale Ressource, die für das Bestehen einer aktiven Szene notwendig ist. Der Schutz vor Verdrängung ist das wichtigste Thema für die Clubbetreiber*innen, noch deutlich vor der finanziellen Förderung oder Lärmschutz. Es ist in Berlin zunehmend schwierig geworden, einen Club zu betreiben. Sollte man einmal verdrängt sein, klagen viele Betreiber*innen darüber, dass sie keinen Zugang zu neuen, bezahlbaren Räumen fänden.
Die Studie hebt in dieser Hinsicht hervor, dass Clubstrukturen ein Umfeld benötigen, in dem sie sich ausbreiten können, ohne einem stetigen Verwertungsdruck ausgesetzt zu sein. Denn, ähnlich wie andere Bereiche der Kulturindustrie, ist die Clubkultur einer anderen Verwertungslogik unterworfen. Kreativität lässt sich nicht unendlich ausschöpfen. Demzufolge spricht sich die Clubcommission dafür aus, die Veranstaltungsorte ähnlich wie auch Museen oder Theater zu Kulturstätten zu erklären. Bisher gelten diese lediglich als Vergnügungsstätten. Durch eine Anpassung würde sich die Zuständigkeit seitens der Verwaltung auf wenige Ressorts beschränken und Genehmigungen rund um Clubs damit einfacher werden. Zudem soll der Berliner Senat Maßnahmen erarbeiten, die eine weitere Verdrängung verhindern, so Lukas Drevenstedt, der Geschäftsführer der Clubcommission. Ein Beispiel dafür wäre das Agent-Of-Change-Prinzip, das in London bereits angewendet wird. Die weiteren Handlungsempfehlungen der Studie beziehen sich auf Bestandsschutz sowie auf Neuentwicklung. Denn, wie die Studie aufzeigt, fehlt es in den kommenden Jahren an Clubflächen. Einer Hochrechnung zu Folge mindestens 30.000 Quadratmeter.
Für alle Interessierten ist die Studie hier auf Anfrage verfügbar. Anfang 2020 soll eine noch tiefgreifendere Untersuchung veröffentlicht werden.