Vor etwa 20 Jahren war in der Musikpresse zu lesen: Larry Heard hört auf. Was hatte es damit auf sich?
Haha, daran kann ich mich gut erinnern. Aber da war ja nichts dran. Noch während die Nachricht um die Welt ging, veröffentlichte ich gerade das Album Genesis. Und danach kam ja noch mehr! Außerdem begann ich gerade damit, auch Bookings als DJ anzunehmen.

Wo kam die Sache denn her? Hatte das damit zu tun, dass du aus Chicago weggezogen bist?
Ich kann es gar nicht genau sagen. Manchmal suchen die Medien nach einer Geschichte, die interessanter ist als die Realität. Meine Geschichte ist die eines gewöhnlichen Menschen. Ich reise nicht im Helikopter und bewohne keine riesige Villa mit Angestellten. Ich bin ein ganz normaler Mensch, der eben Musik macht. Ich wollte damals alles ein bisschen zurückfahren, eine kleine Pause machen. Das war der Presse wohl nicht dramatisch genug.

Hast du Chicago verlassen, weil du ein ruhigeres Leben führen wolltest?
Ja, das ist korrekt. Egal was du machst, du brauchst ab und zu eine Auszeit. Wenn man Musik macht, bedeutet das eben nicht, dass das Leben eine einzige Party ist. Das Leben besteht halt nicht aus house music all night long. Da ist auch der Alltag. Rechnungen sind zu bezahlen, man muss Arzttermine wahrnehmen und so weiter. Natürlich habe ich Spaß an meinem Beruf. Ich habe Spaß, wenn ich unter Leuten bin, die eine Party feiern. Aber das ist ja nicht die Zielvorgabe. Ich habe mich auch um das Label zu kümmern und den Vertrieb. Es kommen Remixaufträge rein. Und wenn du tagtäglich vor dem Computerbildschirm sitzt, während deine Freunde ausgehen und Dates haben oder etwas mit ihren Ehepartnern oder Kindern unternehmen, ist das auch nicht die pure Freude. Vor allem ist das viel Arbeit. Das haben viele Leute nicht im Blick, die sehen nur das fertige Produkt.

Warum hast du dich für Memphis entschieden?
Weil es dort ruhig ist. Das Klima ist im Vergleich zu Chicago mit seinen kalten Wintern und dem Schnee auch viel angenehmer. Es ist großartig, wenn da draußen nicht jeden Winter drei Meter Schnee liegen. Natürlich suchte ich damals auch vom Klima abgesehen einen Neuanfang. Ich fand in Memphis einen guten Job. Ich arbeitete zunächst bei einem TV-Sender, dann bei einer Investmentfirma. Ein paar Jahre lang ging ich tagsüber ganz normal arbeiten und machte abends Musik.

Fühlst du dich heute als Southerner?
Ja, ich denke schon. Inzwischen habe ich in Memphis ein Haus gekauft. Ich bin also definitiv nicht auf Durchreise. Mir gefällt es hier gut, es geht friedlich und entspannt zu, wohingegen in Chicago immer etwas los ist. Es ist laut, es gibt Schießereien und all das. Ich lebe in einer ganz normalen Nachbarschaft, um mich herum Familien. Die Leute führen ihre Hunde aus oder gehen joggen.

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