Foto: Stephan Flad (Melt Festival)

In der ständig wachsenden deutschen Festival-Landschaft gehört das Melt Festival mit seinen nunmehr über 20 Jahren zu den Dienstältesten. Aber auch hier ist man bemüht, sich den wachsenden Ansprüchen eines internationalen Publikums zu stellen, wie uns die für Booking und Künstlerbetreuung zuständige Julia Gudzent erklärt.

 


 

Das hiesige Angebot an Festivals wächst weiterhin rasant, jedes Jahr gehen neue Konkurrenten ins Rennen. Wohin siehst du diese Entwicklung führen?
Ich glaube, es geht weg von den ganz großen und hin zu den kleineren, intimeren Festivals. Die Leute legen heute mehr Wert auf ein ganzheitliches Erlebnis anstatt in erster Linie auf das Musik-Line-up. Sie wollen neben Party auch Yoga machen oder Theater sehen. Einfach nur große Künstler auf eine Bühne zu stellen, das ist längst nicht mehr genug! Deshalb haben wir Kunstperformances als wichtigen Programmpunkt etabliert. Im letzten Jahr wurde der Art Space eingeführt, hinzu kommt nun das Art Forum mit AV-Performances. Pansy, eine bekannte Berliner Drag Queen, war mit ihrer Truppe bereits 2017 als Walking Act auf dem Melt unterwegs und hat jetzt ihre eigens gestaltete Bühne. Das sogenannte „House of Presents“ befindet sich im Waldstück am Wasser, das mit seinen mittlerweile insgesamt drei kleineren Bühnen zum Erkunden einlädt. Für die Forest Stage haben wir unterschiedliche Underground-DJs gebucht, während die ebenfalls neue Sensi Stage vom Berliner Kollektiv Lockenheim kuratiert wird.

In welchen anderen Punkten hebt ihr euch aber besonders von anderen Festivals ab?
Wir haben uns immer schon als ein Zwischending gesehen. Ein mittelgroßes Festival mit der seltenen Kombination aus undergroundigen Acts und großen Headlinern, von Bands und DJs – und das sogar in einer geschmackvollen und inhaltlich zusammen passenden Mischung! Dabei den richtigen Weg zu finden ist natürlich nicht immer leicht. Aber unser Team geht selber genauso gerne auf große Konzerte wie in kleine Clubs. Diese Art von Musik-interessiertem, aber stilistisch aufgeschlossenem Publikum ist es, welches wir vornehmlich anzusprechen versuchen. Bestimmten Trends wie etwa dem EDM-Boom haben wir aber auch entschieden eine Absage erteilt.

Der Easyjetset hat die Internationalisierung auch auf Festivals vorangetrieben. Wirkt sich das auch auf das Melt aus?
Der Anteil an Besuchern aus dem Ausland liegt bei uns seit Jahren konstant bei etwa 50 Prozent. Dank den relativ niedrigen Preisen für das Ticket und Verpflegung kommt man selbst mit Flugticket noch günstiger weg als etwa auf einem englischen Festival. Auch ist das Konzept von auf die Nacht ausgelegtem Programm und einem Campingplatz zum tagsüber Abhängen im Ausland nicht so verbreitet. Es gibt aber tatsächlich auch viele Festival-Touristen, die einfach jeden Sommer in einem anderen Land feiern wollen.

Melt Festival 2018: Das Line-Up steht

Du bist unter anderem für das Booking mitverantwortlich. Hat sich an der Zusammenstellung des Line-ups etwas getan?
Ja, wir lassen nun von einem Gremium über das Line-up entscheiden. Die Vielzahl an unterschiedlichen Ideen hat uns gut getan: die Zusammenstellung ist vielseitiger geworden, ohne dabei in Kompromissen zu verwässern. Es gibt dieses Jahr tatsächlich mehr von den ganz großen Acts. Die Medusa Stage, vormals zweitgrößte Bühne, ist dafür komplett weggefallen, um Überschneidungen beliebter Performances zu vermeiden. Besonders stolz sind wir heuer auf unser von Frauen angeführtes Headliner-Trio aus The xx, Florence + The Machine und Fever Ray.

Worauf freust du dich dieses Mal am meisten?
Wenn man das ganze Festival über selbst arbeitet, kann man seine eigenen Lieblings-Acts in der Regel leider gar nicht sehen. Deshalb ist mein Highlight eigentlich jedes Jahr das selbe: nämlich nach Feierabend in der Sonntagnacht mit der ganzen Belegschaft zum Set von Ellen Allien auf den Sleepless Floor zu pilgern – ausgestattet mit den übriggebliebenen Getränken aus dem Backstage-Bereich!


Groove präsentiert: Melt! Festival 2018
13. bis 15. Juli 2018

Line-Up: The xx, Florence + The Machine, Fever Ray, Tyler the Creator, Nina Kraviz, Mura Masa, Odesza, Jon Hopkins (Live), Ben Klock, Modeselektor (DJ) B2B Apparat (DJ), Cigarettes After Sex, Little Dragon, The Internet, Badbadnotgood, Princess Nokia, Modeselektor (DJ), The Black Madonna, Rin, Mount Kimbie, Alma, Fatima Yamaha, Parcels, Fischerspooner, The Blaze, Ellen Allien, Westbam, WhoMadeWho, Amelie Lens, Sevdaliza, Andhim, Adana Twins, Adriatique, George Fitzgerald (Live), Hundreds, IAMDDB, Rex Orange County, Tune-Yards, Erobique, Roman Flügel, Robag Wruhme, The Hacker pres. Amato (Live), Nastia, Honey Dijon, Zhu, Kali Uchis, Anna Haleta, Answer Code Request (Live), Antigone, Binh, Carlos Valdes, Cem, Claire Morgan, Cleveland, Coely, Cormac, DJ Seinfeld, Dana Ruh, Efdemin, Fatima Al Qadiri, Faka (Live), Gurr, HAAi, Inga Mauer, Jayda G, Jon Hester, Junglepussy, Kedr Livanskiy, Kid Simius, Kim Ann Foxman, Klee, Kuso Gvki, Layton Giordani, La Fleur, Lanark Artefax (Live), Leo Pol (Live), Lucy, Marc Miroir, Mavi Phoenix, Mirella Kroes, Moscoman, Moses Sumney, Ø [Phase] (Live), Or:la, Project Pablo, Rone, Sedef Adasi, Siriusmo, Smerz, Somewhen, Superorganism, Tijana T, Tommy Cash, Victor, Vincent Neumann, Yellow Days, Zenker Brothers

Tickets: ab 129€

Ferropolis
Gräfenhainichen (Sachsen-Anhalt)

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