Auch Andi Thoma schwärmt von der Erfahrung und ergänzt, dass ein solches System fest in einer Halle des Hotel Michelberger eingeplant ist, um auch anderen Musikern und Hörern die Möglichkeit für diese Erfahrung zu bieten: „Ich hab erst gedacht, dass es egal ist, aus wie vielen Lautsprechern das kommt – aber als wir die erste Live-Aufführung des Albums auf der Anlage gemacht haben und ich so durch die Reihen der Zuhörer gehen und quasi von ihrer Position aus mithören konnte, da war das wirklich sehr emotional, weil jeder Sound, den man produziert hat, plötzlich seinen eigenen Platz hatte“, sagt er sichtlich begeistert.
Die beiden haben die Anlage sogar schon am M.I.T. zum Einsatz gebracht und wollen damit Studenten für alternative Aufführungsformen gewinnen: „Viele kunstinteressierte junge Leute denken ja: ‚Sound – dafür brauchst du Ableton Live und ein Label‘. Und nach der vierten Platte, in die sie ihre Arbeit und Geld gesteckt haben und dann 29,3-Periode-g Euro bei Spotify verdient haben, stellen sie fest, dass das ganze Versprechen des Business ein fauler Apfel ist. Sound aber ist wie ein Material, das ist wie eine Skulptur, wie Text, wie Licht – damit kannst du so viel machen. Das muss doch am Ende nicht ein Track auf einer Platte sein“, sagt er und ergänzt, dass dieser Paradigmenwechsel auch die entspannte Arbeit mit so vielen Gastmusikern auf ihrer Platte möglich gemacht hat: „Wenn alle kein Geld mehr verdienen und der Anwalt für einen Gastmusiker-Vertrag mehr kostet als das, was man nachher an Tantiemen rausbekommt, kann man viel entspannter miteinander Musik machen und sich auf andere Weise revanchieren.“ Insofern sei die Traurigkeit über die Krise in der Labellandschaft überwunden und er habe das Gefühl, man befinde sich nun in einer Art Post-Musikindustrie-
Zeit, wo so langsam neue Initiativen entstehen.