Ein weiterer Zufall wollte es, dass eines Tages – noch im alten Funkhaus – Justin Vernon von Bon Iver und Aaron Dessner von The National, die zusammen das Eaux Claires Festival kuratieren, in ihr Studio kamen und sie einluden, dort zu spielen und im Anschluss in Vernons April Base Studios in Wisconsin ein paar Sessions zu spielen. Sie hätten sich vorher noch großartig überlegt, was sie denn zum Aufnehmen mitnehmen sollen, und wurden dann von einem Szenario überrascht, das genau dem entsprach, wie man sich in Träumen eben solche amerikanische Studios vorstellt, berichtet Jan Werner: „Eine Villa im Grünen mit einem riesigen Pool, der von einer natürlichen Quelle gespeist wird, fünf Aufnahmeräume, eine Köchin, die – wenns nötig ist – auch psychologische Beratung leistet, und unendlich viel geiles Equipment.“ Schon am zweiten Tag sei den beiden klar gewesen, dass sie gar nicht mehr zurück ins Hotel fahren werden, sondern dort im Studio schlafen.
Eine inspirierende Umgebung: Beginnend bei nächtlichen Froschkonzerten, die – sublim eingewoben – ihren Weg genauso auf die neue Platte gefunden haben wie die akustische Reflexion, aus dem angrenzenden Wald, in den Jan Werner mit einem Mobilrekorder lief, während Drummer J.T. Bates auf der Terrasse seine Takes spielte. Es sei wie im Märchen gewesen, berichtet er: „Da spielte jeder ständig irgendein Instrument und Andi und ich haben einfach das gemacht, was wir immer machen: aufnehmen.“
Angesprochen auf den aufgenommenen Naturhall des Waldes und den – wieder in Berlin angekommen – aufwändigen „Upmix“ auf dem „Soundscape“-Raumklangsystem der Akustik-Firma d&b, berichtet Andi Thoma, dass die beiden immer schon an der Verräumlichung von Klang interessiert gewesen seien. Es gehe dabei nicht nur darum, dass man die Standards wie Wellenfeldsynthese, 5.1 und alle Formen von Surround einfach nur durchexerziert, sondern vielmehr darum, Klang als Material im Raum zu begreifen, weil jedes Instrument seine ganz eigene Ausbreitung hat, dem die klassische Stereofonie nur unzureichend gerecht wird. Auch der Umstand, dass es überhaupt dazu kam, eine Mischung auf dem digitalen 64-Kanal-Setup mit über 40 Lautsprechern zu fahren, darf in der Rubrik glücklicher Zufälle verbucht werden, erinnert sich Jan Werner: „Wir hatten das Glück, dass genau zu dem Zeitpunkt, als wir mit dem Mischen anfingen, das große Studio von d&b fertig wurde. Die haben da in Backnang in der Nähe von Stuttgart eine ganze Halle, die mit diesem System ausgestattet ist – es war eine bewegende Erfahrung: Du spazierst halt rum, mal liegst du, dann sitzt du, und wir dachten nur: ‚Ja, so muss das eigentlich sein – so muss man Musik produzieren‘.“