Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung von Mouse On Mars
Womit ließe sich das 25-jährige Bandjubiläum von Mouse on Mars besser feiern als mit einem neuen Album. Tatsächlich haben Jan St. Werner und Andi Thoma einen fulminanten Longplayer erschaffen, über den Thoma sagt, es sei ihr persönliches Ben Hur. Am Ende waren es nämlich nicht nur fünfzig Gastmusiker und eine Vielzahl von midifizierten Klangrobotern, die an der Entstehung von Dimensional People mitgewirkt haben, sondern es wurde direkt auch das Team der Audiofirma „d&b“ eingebunden, die ihr Multispeaker- Raumklangsystem „Soundscape“ für eine raumfüllende Mischung zur Verfügung gestellt haben.
Musikalisch haben sich Mouse on Mars über die Jahre in so vielen Genres, Instrumentierungen und Aufführungsformen ausgetobt, dass eine stilistische Einordnung unmöglich scheint. Vielmehr ist es das Zulassen der „lucky accidents“, und das vornehmlich in musikalischer, aber auch in ganz praktischer Hinsicht – sprich: in Bezug auf Orte, Begegnungen und Möglichkeiten –, welches für den kreativen Output, ja vielleicht sogar die langjährige Existenz des Duos kennzeichnend ist.
So begann die Produktion von Dimensional People genau in jener Zeit, in der es in ihrem alten, liebgewonnenen Studio in den Räumen des Funkhaus Berlin anfing, aufgrund von Sanierungsarbeiten merklich unangenehm zu werden. Dort bastelten die beiden gerade – mit umfangreichem Einsatz ihrer iOS-Apps, die sie zusammen mit Oliver Greschke als MoM Instruments entwickelt haben – an Layouts für neue Stücke. Als der Nierungsstaub trotz abgeklebter Türen und Fenster irgendwann anfing, durch die alten Klimaschächte zu kriechen und die beiden ihre Geräte jeden Morgen bedeckt von einem Partikelschleier vorfanden, sei der Punkt gekommen gewesen, die Segel neu zu setzen, erzählt Jan Werner.
Ihre neue Bleibe fanden die beiden im Michelberger Hotel: einem von Tom Michelberger zusammen mit einer Handvoll Idealisten hochgezogenes Künstler-Hotel, direkt an der Warschauer Straße, wo man sich kreativ um eine Nutzung der Räumlichkeiten jenseits des reinen Übernachtungsgewerbes hinaus kümmert. Über eine Kooperation mit Tyondai Braxton und seinen Wunsch, mit Klangrobotern aufzutreten und anschließender Nachfragen bei Peter Kirn von „Create Digital Music“, landeten die beiden (wieder einer dieser vielen Zufälle) bei Moritz Simon Geist und seinen midifizierten „Sonic Robots“. Schnell wurden Mouse on Mars zu begeisterten Anwendern und gleichzeitig zu Beta-Testern, der von Geist im 3D-Druck gefertigten Objekte.