Foto: Presse (Oliver Hafenbauer)

Oliver Hafenbauer hat mehr Jobs, als manche in ihrer gesamten Karriere durchlaufen. Als langjähriger Resident des Offenbacher Robert Johnson ist er zugleich dessen musikalischer Direktor und leitet als Manager und A&R das dazugehörige Live At Robert Johnson-Label sowie sein eigenes, 2013 gegründetes Imprint Die Orakel. Ein Beitrag für den Groove-Podcast passte offenkundig dennoch in den Zeitplan, aufgenommen natürlich hinter den Decks der Homebase Robert Johnson.

 


 

Du bist nicht nur Resident, sondern auch musikalischer Direktor des Robert Johnsons, das mittlerweile schon lange volljährig ist. Worauf legst du bei der Programmierung wert?
Ich vergleiche die Programmierung häufig mit der Aufgabe eines Fussballtrainers. Das Programm eines Clubs zusammenzustellen hat Parallelen zu dem Zusammenstellen einer Fussballmanschaft, Stars sind da manchmal wichtig, genau wie gut geförderter Nachwuchs. Es geht aber nicht nur um die Künstler, es geht auch um die Community, die den Club regelmäßig besucht. Ohne sie bleibt die Tanzfläche leer.

Angeheuert wurdest du im Robert Johnson nach Ende deines Architekturstudiums. In der Regel werden Clubs nicht gebaut, sondern besetzen lediglich vorhandene Räume. Wenn du allerdings einen bauen könntest – wie würde er aussehen?
Wie ein Club geplant wird hängt auch immer von der Umgebung ab. Daher ist eine Umnutzung einer bestehenden Räumlichkeit auch viel spannender, als einen Club auf der grünen Wiese zu entwerfen. Generell gibt es Anforderungen die ein Club erfüllen sollte, wie zum Beispiel die Bar sollte an der Tanzfläche gelegen sein, genauso wie der Raucherbereich, damit man die Fluktuation der Gäste etwas konzentrieren kann. Ein Aussenbereich ist toll, aber nicht unbedingt notwendig. Ich persönlich finde es gut, wenn Tageslicht Teil des Lichkonzepts ist.

Selbst von etablierten DJs werden nicht selten eigene Produktionen erwartet, nicht selten stehen rein wirtschaftliche Gründe dahinter. Du hingegen bist als Solo-Produzent noch nicht in Erscheinung getreten. Hast du dich jemals unter Zugzwang gefühlt?
Nein, noch nie. Wenn ich produzieren wollen würde, hätte ich damit angefangen. Ich bin einfach kein Musiker und besonders technikaffin bin ich auch nicht.

Mit Die Orakel hast 2013 neben deiner Arbeit bei Live At Robert Johnson ein Label aus der Taufe gehoben, auf der überwiegend experimentelle Clubmusik zu hören ist und zu dem du mit Die Orakel X-Files 2016 eine zusätzliche Serie gestartet hattest. Welches Konzept verfolgst du mit Die Orakel und den X-Files?
Die X-Files sind eine Serie von drei Platten. Die Files der Stücke hatte ich in einem Ordner namens X-Files auf meinem Computer liegen, daher dann auch der Name der Serie. Im Gegensatz zu der X-Files Serie verfolge ich mit Die Orakel keine offensichtliche Tanzmusik. Es geht um stilistische Überschneidungen, Musik für den Kopf und die Füße, irgendwas zwischen tanzbar und experimentell.

Dein Beitrag zu unserem Groove-Podcast wagt einige überraschende Wendungen. Was war deine Idee dahinter?
Ich finde Podcasts haben eine interessante Anforderung, zwischen „hören bei der Arbeit auf Computerboxen“ und „tanzen“ – bei beiden Disziplinen sollte der Mix gut funktionieren. Überraschende Wendungen waren nicht direkt geplant aber eigentlich eine logische Konsequenz, wenn man versucht seine aktuellen Favouriten aus verschiedenen Genres in einer Stunde unterzubringen.

Last but not least: Wann können wir dich in nächster Zeit hinter den Decks erleben und wie sehen deine Pläne als Labelbetreiber aus?
Ich freue mich dieses Jahr mal wieder auf dem Melt zu spielen, auch bin ich auf das Lighthouse Festival gespannt, dort spiele ich einmal morgens zum Sonnenaufgang auf einer verwilderten Insel und später nochmal auf dem Ambient Floor. Die nächste Platte auf Die Orakel kommt von Jaures mit dem Titel Lafcadio Champsai. Release ist Anfang April. Mitte Mai folgt dann ein Die Orakel-Debüt von der jungen Upsammy und im Sommer gibt es ein Projekt in Kooperation mit Bureau B auf dem Edwards Versionen von zwei Rolf Trostel-Stücken zu hören sein werden.



Stream: Oliver Hafenbauer – Groove Podcast 155

01. Upsammy – Words R Inert
02. LNS – Matariki
03. Les Points – Yellowbrockihilfigerjacketpianostyles
04. Ludwig Röhrscheid – Xenon
05. Walt Ever – Trenna Is A Dancer
06. Spacetravel – Other Life
07. DJ Normal 4 – Gazer
08. Mattheis – Maass
09. Voiski – Time As A River
10. Hodge – Light Waves
11. Pangaea – Proxy
12. PLO Man – We Are Star Stuff Harvesting Star Light

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Kristoffer Cornils war zwischen Herbst 2015 und Ende 2018 Online-Redakteur der GROOVE. Er betreut den wöchentlichen GROOVE Podcast sowie den monatlichen GROOVE Resident Podcast und schreibt die Kolumne konkrit.